Papst Leo XIV. veröffentlichte erstes Lehrschreiben "Dilexi te"

Es hat die Form einer sogenannten Apostolischen Exhortation (Ermahnung) und trägt den Titel "Dilexi te" ("Ich habe dich geliebt"). Inhaltlich geht es in dem mit Spannung erwarteten Schreiben um die Liebe zu den Armen.
Das Dokument behandelt alle Formen von Armut - von wirtschaftlicher über bildungsbezogene bis hin zu krankheits- und haftbedingter Armut - und umfasst damit alle besonders verletzlichen Gruppen in der Gesellschaft. In dem Schreiben, das bei einer Pressekonferenz im Vatikan veröffentlicht wurde, betonte Papst Leo, dass "der Schrei der Armen uns alle herausfordert". Er hob hervor, dass die bisherigen Antworten auf das Thema der Armut unzureichend seien, weil zu viele Ungleichheiten bestehen.
Vorarlbergs Bischof Benno: Initiativen der Nächstenliebe und Solidarität
Aus Sicht des "Caritasbischofs" Benno Elbs gelingt Papst Leo XIV. mit seinem neuen Schreiben die inhaltliche Anknüpfung sowohl an die von Papst Franziskus (2013-2025) betonte "Option für die Armen" als auch an die Soziallehre von Papst Leo XIII. (1878-1903), der bereits im 19. Jahrhundert die prekäre Situation der Arbeiter und Arbeiterinnen in den Mittelpunkt stellte. Der Feldkircher Bischof versteht das Sozialschreiben von Leo XIV. zudem als Bestätigung und Orientierung der Arbeit der Caritas und vieler großer und kleiner Initiativen der Nächstenliebe und Solidarität, wie Elbs erklärte.
Papst warnt vor Gleichgültigkeit
"Angesichts der zunehmenden Zahl armer Menschen besteht weiterhin die Illusion eines Glücks, das aus einem bequemen Leben stammt und viele Menschen zu einer Lebensauffassung drängt, die auf dem Anhäufen von Reichtum und sozialem Erfolg um jeden Preis beruht - auch auf Kosten anderer", schrieb der Papst in "Dilexi te".
Leo XIV. warnte vor einer "Wegwerfkultur", die andere Menschen aussortiere, "ohne es überhaupt zu bemerken". Diese Kultur nehme gleichgültig hin, dass Millionen von Menschen an Hunger sterben oder unter menschenunwürdigen Bedingungen überleben. Das Thema Armut war auch für Leos im April verstorbenen Vorgänger Franziskus ein Herzensanliegen.
Der Papst erinnerte in seinem Schreiben an die Geschichte des im Jahr 2015 verstorbenen Flüchtlingskindes Alan Kurdi: "Vor einigen Jahren löste das Foto eines leblosen Kindes, das an einem Mittelmeerstrand lag, große Bestürzung aus; leider werden solche Ereignisse - abgesehen von einem kurzen Moment der Erschütterung - immer häufiger als nebensächliche Nachrichten wahrgenommen", warnte der Pontifex.
Rolle der katholischen Kirche als Brückenbauerin
Leo XIV. hob in seinem Schreiben die Rolle der katholischen Kirche als Brückenbauerin hervor: "Wo die Welt Bedrohungen sieht, sieht die Kirche Kinder; wo Mauern gebaut werden, baut sie Brücken. Sie weiß, dass ihre Verkündigung des Evangeliums nur dann glaubwürdig ist, wenn sie sich in Gesten der Nähe und Aufnahme ausdrückt. Und sie weiß, dass in jedem abgewiesenen Migranten Christus selbst an die Türen der Gemeinschaft klopft", so der Papst.
Apostolische Exhortationen sind päpstliche Schreiben, denen eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Anders als Enzykliken richten sie sich jedoch vor allem an innerkirchliche Adressaten und haben einen geringeren Verbindlichkeitsanspruch. Eine Enzyklika hingegen gilt als das wichtigste lehramtliche Schreiben des Papstes und als Ausdruck seiner höchsten Lehrgewalt.
Österreichs Bischöfe begrüßen neues Sozialdokument
Die österreichischen Bischöfe begrüßten das Sozialschreiben von Papst Leo XIV. als "Programm und Prophetie". "Dilexi te" stehe in großer Kontinuität zur Sozialverkündigung des Vorgänger-Papstes Franziskus, setze aber eigene Akzente, so der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress am Donnerstag. "Dieses erste Schreiben unseres Heiligen Vaters ist Mahnung und Anleitung zugleich", so Lackner. Es erinnere daran, dass die Hinwendung zu den Armen für Christen "keine religiöse Kür", sondern Fundament des Glaubens und der Einheit im Glauben sei.
Programmatisch und prophetisch sei "Dilexi te", da das Schreiben eine Grenzen überwindende und verbindende Liebe beschreibe, die selbst Feindschaft zu verwandeln trachte. Papst Leo mache deutlich, dass es gelte, für eine solche Kirche heute einzutreten, in der auch die Armen einen Platz hätten. Insofern gehe Leo den von Papst Franziskus begonnenen Weg "mit klaren Worten und festen Schritten weiter", schloss Lackner - und er lud zugleich die Gläubigen ein, das Dokument zu lesen und zu studieren.
Bischof Krautwaschl: Gelungenes Gemeinschaftswerk
Als ein gelungenes "Gemeinschaftswerk mit seinem Vorgänger" bezeichnete der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl das neue Papst-Schreiben. Es betone vieles, das Papst Franziskus stets hervorgehoben habe - die gleiche Würde aller Menschen, die Anliegen der Armen und die Hinwendung zu den Menschen am Rande der Gesellschaft. "Papst Leo betont, dass die Meisten nicht selbst Schuld sind an ihrer Not, sondern hineingeboren oder davon überfallen werden. Man denke nur an die Kriege unserer Tage", so Krautwaschl. Dabei bleibe Leo nicht bei der Analyse stehen, sondern nenne auch "Gegenmittel", "Eine gute Bildung für alle, eine Sozialpolitik, die die Armen ernst nimmt, und schließlich ein Umdenken von allen Menschen, Not anzuerkennen und zu helfen, wie das möglich ist", so Krautwaschl
(APA)
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