Angebliche Insolvenz von drei Eigenjagden sorgt für Aufsehen

Insolvenzdatei sorgt für Aufsehen
Es gibt nicht nur in Vorarlberg Insolvenzen mit absolutem Seltenheitscharakter. Dazu gehören etwa Konkurse von Apotheken. In den vergangenen Tagen hat allerdings eine Eintragung des Bezirksgerichts Dornbirn in der Insolvenzdatei für Aufsehen und ungläubiges Staunen gesorgt.
Dort steht nämlich seit ein paar Tagen zu lesen, dass über die Montafoner Eigenjagden Montiel, Netza und Manigg bei St. Gallenkirch sowie deren Jagdaufseher Johannes Barg ein Schuldenregulierungsverfahren hätte eröffnet werden sollen. Die drei Eigenjagden verfügen zusammen über eine Fläche von mehr als 1000 Hektar. Als Adresse wird eine Anschrift in Hohenems angeführt. Mangels Kostendeckung konnte dieses Verfahren jedoch nicht eröffnet werden.
Hohenemser Unternehmer als Jagdpächter blieb Zahlungen schuldig
Da Insolvenzen von Eigenjagden so gut wie nie vorkommen und auch eine Adresse in Hohenems für drei Eigenjagden im Montafon seltsam erschien, hat sich die wpa in Vorarlberger Jägerkreisen umgehört und mit dem angeblichen Schuldner Johannes Barg Kontakt aufgenommen. Barg, der korrekterweise Johannes Bargehr heißt und in St. Gallenkirch wohnt, erklärte im wpa-Gespräch, dass er seit rund zehn Jahren hauptberuflich als Jagdschutzorgan bei diesen drei Jagden tätig gewesen sei. Über Jahre hinweg hätten diese Eigenjagden zuerst ein Arzt aus Deutschland und danach ein Schweizer Bauunternehmer gepachtet. Vor mehr als zwei Jahren habe dann ein Unternehmer aus Hohenems alle drei Jagden gepachtet und ihm als angestelltem Jagdschutzorgan kein Gehalt mehr bezahlt. Der Name des damaligen Jagdpächters ist der wpa bekannt.
Jagdaufseher Bargehr: "Bin Gläubiger und nicht Schuldner"
In weiterer Folge habe er nach rechtlicher Klärung und einer Beratung bei der AK Vorarlberg seinen Notaustritt als angestelltes Jagdschutzorgan erklärt und seine offenen Gehaltsansprüche angemeldet, so Bargehr. "Ich bin also geschädigter Gläubiger in diesem Verfahren und nicht Schuldner", stellt Bargehr klar. Mittlerweile seien alle drei Jagden neu verpachtet worden und er sei nur noch nebenberuflich bei der Eigenjagd Montiel als Jagdaufseher tätig.
Auch die Eigenjagden sind geschädigte Gläubiger
Der Feldkircher Rechtsanwalt Marco Fiel vertritt die drei Montafoner Eigenjagden. Auch er erklärte auf wpa-Anfrage, dass es sich bei den drei in der Insolvenzdatei genannten Eigenjagden um geschädigte Gläubiger und nicht um die Schuldner handle. "Der ehemalige Jagdpächter aus Hohenems hat den drei Eigenjagden beziehungsweise den Grundeigentümern, dem Jagdaufsichtsorgan und der Hegegemeinschaft einen Schaden von mehreren zehntausend Euro beschert." Deshalb sei es jetzt besonders ärgerlich, dass nicht der tatsächliche Schuldner, sondern die geschädigten Gläubiger in der Insolvenzdatei als angeblich zahlungsunfähig dargestellt werden. "Das ist eine absolut falsche Information", so Fiel.
ÖGK hat offenbar falschen Konkursantrag eingebracht
Das Problem sei jedoch, dass das Bezirksgericht Dornbirn diese Eintragung nicht so ohne Weiteres ändern oder entfernen könne. Denn der Konkursantrag sei von der ÖGK Vorarlberg genau in dieser Form eingebracht worden. "Wir versuchen jetzt bei der ÖGK eine Richtigstellung dieser falschen Information zu erwirken", sagte Fiel. Bis das erledigt sei, finde sich dieser falsche Eintrag bedauerlicherweise weiterhin in der Insolvenzdatei.
Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft
Die Angelegenheit geht allerdings noch weiter. Denn aufgrund des Verhaltens des ehemaligen Jagdpächters habe man bei der Staatsanwaltschaft Feldkirch eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Mittlerweile sei daraus ein Strafverfahren entstanden, denn die Staatsanwaltschaft Feldkirch habe Anklage gegen den Hohenemser Unternehmer erhoben, so Fiel. Jetzt warte man auf den ersten Verhandlungstermin.
Die wpa hat in der Vergangenheit bereits mehrfach über diesen Hohenemser Unternehmer und dessen Insolvenzen berichtet. In der Insolvenzdatei ist wenigstens die genannte Adresse in Hohenems korrekt. Der Unternehmer selbst war am Dienstag trotz mehrfacher Kontaktaufnahme nicht erreichbar.
(Wirtschaftspresseagentur)
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