Arbeiterkammer für Netzentgelte von Stromerzeugern

Netzentgelte würden dazu dienen, Verursachergerechtigkeit ins System zu bringen und erwünschte Anreizwirkungen zu erzielen. "Bei den Verbraucher:innen werden die schon länger sehr stark diskutiert: Da geht es dann beispielsweise um zeitabhängige Netzentgelte, die dazu dienen sollen, dass das Netz dann stärker genutzt wird, wenn gerade ausreichend Kapazitäten vorhanden sind", so Tölgyes.
Auch stärker leistungsabhängige Entgelte gingen in die Richtung: Sie sollen jene Verbraucher stärker zur Kasse bitten, die besonders viel Strom auf einmal beziehen. "Denn für den Netzausbau ist die momentan gleichzeitige Nutzung des Netzes ausschlaggebend, ähnlich wie bei einer Straße: Ausgebaut wird dann, wenn die Straße verstopft ist, weil zu viele Autos gleichzeitig unterwegs sind", erklärte der Experte.
Netzentgelte sorgen für effizientere Netznutzung
In der "alten" Energiewelt sei es sinnvoll gewesen, bei der Netznutzung vor allem bei den Stromverbrauchern anzusetzen. Heute gehe die Netznutzung jedoch zunehmend von der Erzeugung aus. "Das bedeutet, dass wir künftig die Anreize für eine effiziente Netznutzung stärker auf der Erzeugerseite platzieren müssen, um eine möglichst effiziente Netznutzung zu beanreizen. Diese Anreize könnten etwa dafür sorgen, dass Windräder bei der Standortwahl auf das vorhandene Netz achten - also dort hingestellt werden, wo schon ein gut ausgebautes Netz vorhanden ist. Auch der Bau von Speichern gleich neben Erzeugungsanlagen kann beanreizt werden, sodass der Strom erst dann in das Netz eingespeist wird, wenn gerade kein Stau vorhanden ist", so Tölgyes.
Der Arbeiterkammer-Experte kann die Kritik an den Plänen der Regierung, ein Netzentgelt für eingespeisten Strom einzuführen, nicht nachvollziehen und kritisiert, dass die Erzeuger dagegen mobilisieren. In einer Studie von Aurora für Oesterreichs Energie sieht Tölgyes methodische Unschärfen beim Vergleich mit anderen Ländern. Am Ende gehe es nämlich um die Frage, ob eine äußerst profitable Branche für die von ihr benutzte Infrastruktur entsprechende Beiträge zahlen soll. "Wir sind der Meinung, dass eine solche Beteiligung dringend notwendig ist", so Tölgyes.
Ärger bei Hausbesitzern
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hatte sich mit seinem Entwurf für ein neues Stromgesetz (ElWG) den Ärger vieler Hausbesitzer zugezogen, die auf ihrem Dach eine Photovoltaikanlage installiert haben. Nach vielen ablehnenden Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf erklärte auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): "Hände weg von privaten Photovoltaik-Anlagen."
Der Gesetzesentwurf wird momentan überarbeitet, im Gespräch sind Ausnahmen für sehr kleine PV-Anlagen. Laut "Standard" sieht ein neuer Vorschlag eine Befreiung bis zu einer Einspeiseleistung von etwa 3,68 Kilowatt vor. In vergangenen Jahren wurden allerdings meist deutlich größere Anlagen errichtet.
Unklar ist, wie hoch die Netzentgelte pro eingespeister Kilowattstunde (kWh) tatsächlich ausfallen sollen, diese sollen erst später von der für Energie zuständigen Behörde E-Control festgelegt werden. Die Strombranche kritisierte dies kürzlich als "Blackbox", das für große Unsicherheit bei Investitionen sorge.
Einspeisetarife unter 6 Cent pro Kilowattstunde
Selbst geringe Netzentgelte im einstelligen Cent-Bereich könnten für die Betreiber von PV-Anlagen zu einem Verlustgeschäft werden. Die Vergütung der Ökostrom-Abwicklungsstelle OeMAG lag heuer zwischen März und September nur noch bei 6 Cent oder darunter. Viele Stromanbieter zahlen weniger als die OeMAG, der Verbund vergütete PV-Strom im August nur noch mit 2,19 Cent pro kWh, bei der Energie AG waren es im Juni gar nur 0,11 Cent.
(APA)
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