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Harald Schmidt überzeugt in Grazer Schostakowitsch-Operette

Harald Schmidt nimmt seinen Einsatz in Graz gelassen
Harald Schmidt nimmt seinen Einsatz in Graz gelassen ©APA/dpa
Wohnungsnot, Korruption, Liebeswirren und dazu jede Menge mitreißende Musik - Dmitri Schostakowitschs Operette "Moskau, Tscherjomuschki" bringt ernste Themen mit viel Ironie und Witz auf die Bühne der Grazer Oper. Die konzertante Aufführung am Samstag konnte mit den äußerst schwungvoll spielenden Grazer Philharmonikern unter Mikhail Agrest aufwarten, außerdem mit einem ambitionierten Gesangsensemble sowie Late-Night-Star Harald Schmidt als punktgenauer Hausmeister.

Schostakowitsch schrieb die unterschiedlichste Musik, von Symphonien über Kammermusik bis zu Filmmusik. Von seiner Operette aus dem Jahr 1959 bekommt man bei der konzertanten - und sehr kurzen - Aufführung nur eine Ahnung, viel mehr als ein Appetithäppchen ist es nicht, dabei macht der Abend durchaus Lust auf mehr.

Zaubergarten löst Bürokratieprobleme

Die Geschichte von drei Paaren, die eine Wohnung suchen und schließlich am Stadtrand in Tscherjomuschki in einem neuen Wohnprojekt fündig werden, ist ziemlich aktuell. Um ein Dach über dem Kopf zu finden, müssen willkürliche Bürokratie und ein korrupter Hausmeister überwunden, ein Zaubergarten angelegt und die Wahrheitsbank bemüht werden.

Das Werk zeigt mit viel Komik nicht ganz so komische Situationen, die Diskrepanz zwischen Propaganda und Alltagsrealität wird immer wieder sichtbar. Die Ironie durchdringt auch die Musik, Walzer werden irrwitzig ausgekostet und schwermütige Liebesklagen erinnern an die großen russischen Opern. Doch viel Zeit zum Zuhören bleibt nicht, es geht sehr rasch weiter, kaum sind die Konflikte alle dargestellt, ist auch schon das Happy End da.

Harald Schmidt brilliert als korrupter Hausmeister

Die Aufführung bekommt durch Harald Schmidt noch einmal eine besondere satirische Note, denn er gibt nicht nur den Erzähler, sondern mimt auch lustvoll den leicht fiesen Hausmeister, der die Wohnungssuchenden dank seiner Gewalt über Schlüssel und Verbotsschilder beherrscht. Das Ensemble, bestehend aus Ivan Oreščanin, Sofia Vinnik, Katharina Melnikova, Nikita Ivasechko, Ted Black, Will Frost und Corina Koller, singt die russischen Lieder mit viel Inbrunst und versucht sogar, im engen Rahmen ein wenig zu spielen. Die kurze Aufführung gibt wenig mehr als eine Ahnung, wie das Stück ausschauen könnte, hat aber das Publikum gut unterhalten.

(Von Karin Zehetleitner/APA)

(S E R V I C E - "Moskau, Tscherjomuschki". Operette von Dmitri Schostakowitsch. Konzertante Aufführung in der Grazer Oper, 2. und letzte Aufführung am 9. Oktober 2025. Musikalische Leitung: Mikhail Agrest. Mit: Ivan Oreščanin, Sofia Vinnik, Katharina Melnikova, Nikita Ivasechko, Ted Black, Will Frost und Corina Koller. )

(APA)

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