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Sie trainiert die, die morgen ganz oben stehen

©NWKZ
Wie eine ehemalige Footballspielerin aus Niederösterreich zur Schlüsselfigur im Vorarlberger Nachwuchssport wurde und heute zwischen Olympiazentrum und Weltmeisterschaft pendelt.

Teresa Müllebner war nicht auf dem Weg nach Vorarlberg, zumindest nicht freiwillig. "Vorarlberg war eher so der Notnagel", sagt sie und lacht. Doch seit vier Jahren ist die 34-jährige Niederösterreicherin nun im Ländle und aus der Nachwuchsförderung im heimischen Spitzensport nicht mehr wegzudenken.

Die ehemalige American-Football-Spielerin lebt in Dornbirn und arbeitet beim Nachwuchskompetenzzentrum Vorarlberg (NWKZ). Parallel dazu ist sie Assistenztrainerin im Flag-Football-Damen-Nationalteam – einer boomenden Sportart, die 2028 ihre Premiere bei den Olympischen Spielen feiern wird. Eine Geschichte über Umwege, Taktik, Verletzungen und einen Perspektivwechsel, der im Westen begann.

Mit dem Flag-Football-Nationalteam war Teresa Müllebner (sitzend mit Sonnenbrille) im August bei den World Games in Chengdu (China). ©Michael Meindl

"Platz für Frauen schaffen"

2021 bewarb sich Müllebner für das Gender-Traineeprogramm des Sportministeriums – ein Förderprogramm, das Frauen gezielt in Trainer- und Führungspositionen im Sport bringen soll. "An ganz vielen Stellen in Österreich fehlen Frauen im Trainerberuf", sagt sie. In Vorarlberg sei das anders: Das Nachwuchskompetenzzentrum, bei dem sie heute arbeitet, sei fast durchgängig weiblich besetzt.

Dass sie ausgerechnet im westlichsten Bundesland landete, war zunächst Zufall. "Man konnte drei Standorte auswählen und ich muss ehrlich gestehen, Vorarlberg war nicht meine erste Wahl", erinnert sich Müllebner. Doch das Bewerbungsgespräch lief gut und aus dem "Notnagel" wurde eine neue Heimat.

Im Nachwuchskompetenzzentrum Vorarlberg fühlt sich Müllebner (mitte) sichtlich wohl. Gemeinsam mit Geschäftsführer Tobias Weidinger und Julia Bakker kümmert sie sich um die heimischen Talente. ©NWKZ Vorarlberg

Kraftkammer statt Großstadt

Mit ihrem Partner zog sie 2021 von Wien nach Vorarlberg. Heute arbeitet sie im Olympiazentrum Dornbirn, genauer gesagt im dort angesiedelten, aber eigenständigen Nachwuchskompetenzzentrum. Das Zentrum betreut Athletinnen und Athleten aus dem Spitzensport-Zweig des Sportgymnasiums Dornbirn, organisiert Physiotherapie, Massagen, Ernährungsberatung und übernimmt Teile des Kraft- und Athletiktrainings.

"Wir kümmern uns um alles Drumherum, damit sich die jungen Sportlerinnen und Sportler auf Schule und Training konzentrieren können", sagt Müllebner. Auch mit den Sportverbänden ist das Team eng vernetzt: "Vor allem kleinere Verbände brauchen oft mehr Unterstützung – da helfen wir."

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 300 Euro pro Jahr. "Die Leistungen sind gedeckelt, aber wenn’s brennt, sind wir da", betont sie. Der große Unterschied zum Olympiazentrum: "Dort werden nur Kaderathletinnen und Kaderathleten betreut, wir sind auch für jene da, die gerade erst am Sprung dorthin sind", erklärt die 34-Jährige.

Müllebner übernimmt auch Kraft- und Athletiktrainings mit den Nachwuchssportlerinnen und -sportlern. ©NWKZ Vorarlberg

Von der Spielerin zur Taktik-Analystin

Vorarlberg hat zwar keine Flag-Football-Topteams, aber den Sport trägt Müllebner trotzdem in sich und weiter. Lange spielte sie bei den Vienna Vikings und Vienna Constables, auch im Nationalteam. Nach dem Umzug nach Vorarlberg und zwei weiteren Saisonen im Team zog sie sich zurück: Eine schwere Knieverletzung machte den Schlussstrich endgültig.

Doch das Ende der aktiven Karriere war zugleich ein neuer Anfang: 2023 stieg sie ins Trainerteam des Damen-Nationalteams ein, als "Assistant Defense" unterstützt sie den "Defense Coordinator". Seither analysiert sie Spiele, organisiert Trainingslager und feilt an Taktiken.

Mit dem Flag-Football-Nationalteam holte Müllebner im September den Vize-Europameistertitel. ©Holly Kellner

"Flag Football ist extrem taktisch. Wir investieren sehr viel Zeit in Videoanalysen", sagt sie. Vor großen Turnieren trifft sich das Team monatlich, zusätzlich leitet sie Trainings in Innsbruck, um den Westen besser einzubinden. Die Erfolge? Beachtlich. Bei der WM in Finnland und den World Games in China gab es jeweils Platz vier, bei der EM in Paris holte das Team Silber.

Auch selbst steht sie noch immer auf dem Platz. Im Dress der "Xibears", dem einzigen Flag-Football-Verein in Vorarlberg, möchte sie die Sportart im westlichsten Bundesland größer machen. "Gemeinsam mit den Blue Devils habe ich auch schon eine Nachwuchsmannschaft gegründet", freut sich die erfahrene Sportlerin.

Geblieben – aus Überzeugung

Als das Gender-Traineeprogramm 2024 auslief, war für Teresa Müllebner klar: Sie bleibt. "Ich fühle mich hier sehr wohl, sonst wäre ich nicht geblieben", sagt sie. Vorarlberg, einst Notlösung, ist zum Lebensmittelpunkt geworden. Sie kennt mittlerweile nicht nur die besten Krafträume des Landes, sondern auch dessen Talente und arbeitet täglich daran, ihnen den Rücken freizuhalten.

Stolz präsentiert sie ihre Silbermedaille von der Flag-Football-Europameisterschaft. ©NWKZ Vorarlberg

(VOL.AT)

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