Polizeikugel tötete Mann bei Synagogenattacke in Manchester

Auch einer der Verletzten, die im Krankenhaus behandelt werden, habe eine Schusswunde, die aber nicht lebensgefährlich sei, hieß es weiter. Beide sollen sich während des Terrorangriffs hinter der Tür der Heaton-Park-Synagoge befunden haben, als Anwesende versuchten, dem Angreifer den Zutritt zu verwehren, erklärte Polizeichef Steve Watson.
Bei dem Anschlag am Donnerstag, dem höchsten jüdischen Feiertag Yom Kippur, waren zwei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Der Angreifer steuerte nach Angaben der Polizei vor der Synagoge ein Auto in Menschen und stach dann mit einem Messer zu. Er soll zudem versucht haben, in das Gebäude zu gelangen. Der 35-jährige britische Mann syrischer Abstammung wurde von der Polizei erschossen. Bei den Getöteten handelt es sich um Mitglieder der jüdischen Gemeinde, zwei Männer im Alter von 53 und 66 Jahren.
Bischöfin Mullally "gegen Antisemitismus in all seinen Formen"
Auf den tödlichen Anschlag ging auch die anglikanische Bischöfin Sarah Mullally am Freitag in ihrer ersten Rede nach ihrer Ernennung zur Erzbischöfin von Canterbury ein. Die Kirche habe die Verantwortung, "ein Volk zu sein, das an der Seite der jüdischen Gemeinschaft gegen Antisemitismus in all seinen Formen steht", sagte die bisherige Bischöfin von London und künftige oberste Geistliche der Kirche von England laut Kathpress.
Der Moscheerat von Manchester unterstrich, jeder Versuch, "uns durch Gewalt oder Hass zu spalten, wird scheitern". Der Rat, der rund 50 Moscheen im Stadtgebiet vertritt, sei schockiert und traurig über die Tat. Der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis verurteilte eine "Welle des Hasses gegen Juden" im Zuge der Proteste gegen den Gaza-Krieg. Eine "ungerechtfertigte Dämonisierung Israels" nähre die antijüdische Stimmung in Großbritannien und fördere Extremismus.
Starmer besuchte Ort des Geschehens
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer, der den Ort des Geschehens am Tag nach dem Angriff mit seiner jüdischen Ehefrau Victoria besuchte, warnte: "Wir müssen es klar benennen, es ist ein Hass, der wieder aufflammt, und Großbritannien muss ihn erneut besiegen". Einige israelische Politiker äußerten Kritik an London.
Der israelische Staatspräsident Yitzhak Herzog sagte, in Großbritannien und weiteren Ländern hätten "Fälle von gewalttätigem Antisemitismus ein beispielloses Ausmaß erreicht". Er legte einen Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg nahe - und betonte: "Die freie Welt kann und darf nicht zulassen, dass der Konflikt zu einem politischen Instrument gegen das jüdische Volk wird." Den Opfern sprach er sein Beileid aus.
Auch der Ministerpräsident des Landes, Benjamin Netanyahu, drückte seine Anteilnahme aus. "Israel trauert mit der jüdischen Gemeinde in Großbritannien nach dem barbarischen Terroranschlag", sagte er nach Angaben seines Büros. "Schwäche gegenüber Terrorismus führt nur zu mehr Terrorismus", warnte er zugleich.
Direkte Kritik an London kam von Israels Außenminister Gideon Saar: "Ich stehe an der Seite der wunderbaren jüdischen Gemeinde Großbritanniens, die derzeit unter einer schrecklichen Welle des Antisemitismus leidet." Britische Behörden hätten dem nichts entgegengesetzt, sagte er. Israel erwarte von der Regierung "einen Kurswechsel" und "eine konsequente Bekämpfung der grassierenden antisemitischen und antiisraelischen Hetze in Großbritannien".
Scotland Yard fordert Absage propalästinensischer Demo
Der britische Premier hatte jüdischen Einrichtungen im Land erhöhten Polizeischutz zugesagt. Um das leisten zu können, forderte Scotland Yard die Veranstalter einer propalästinensischen Demonstration in London zur Verschiebung oder Absage ihrer Kundgebung am Samstag auf.
Die Proteste der Initiative "Defend Our Juries", die sich gegen das Verbot der Gruppe Palestine Action richten, erforderten erhebliche Ressourcen, hieß es in einer Mitteilung. Das zwinge die Polizei, Kräfte aus anderen Teilen des Landes nach London zu berufen, die dann nicht zur Verbrechensbekämpfung zur Verfügung stünden.
Mehr als 1.500 Menschen wollen am Samstag am Londoner Trafalgar Square gegen die Einstufung der Gruppe Palestine Action als Terrororganisation demonstrieren. Öffentliche Äußerungen zugunsten der Gruppe werden jedoch als Terrorunterstützung gewertet, gegen die strikt vorgegangen wird. In den vergangenen Wochen wurden bereits Hunderte Menschen bei ähnlichen Protesten festgenommen.
Die Veranstalter der Demo lehnten eine Absage ab. Die Polizei solle sie einfach nicht festnehmen und sich um "echten Terrorismus" kümmern, hieß es in einem Post auf X. Innenministerin Shabana Mahmood kritisierte die Entscheidung, den Protest nicht abzusagen als "ehrlos" und "grundsätzlich unbritisch". Palestine Action war Anfang Juli als terroristisch eingestuft worden, nachdem Aktivisten auf einen Luftwaffenstützpunkt eingedrungen waren und Flugzeuge der Royal Air Force mit Farbe besprüht hatten.
(APA/dpa/Reuters)
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