Wiener TEATA eröffnet nach Sanierung erst im Herbst 2026

Man wolle mit dem TEATA an möglichst viele Leute Einladungen aussprechen, sagte Ostertag am Montag bei einer Pressekonferenz in den im selben Haus in Wien-Mariahilf gelegenen Büroräumen, wo man mit Luftballons und Party am Tag vor dem Probenstart zur ersten Koproduktion die Geburt eines neuen Theaters am geschichtsträchtigen Standort feierte. "Bevor man Einladungen ausspricht, sollte man sich hübsch machen. Daher müssen wir uns erst mal um diese Immobilie kümmern. Im Moment ist es ein Ort, der für uns nicht Sinn macht, dort zu arbeiten. Dieser Ort soll jetzt gut werden und gut bleiben", so Ostertag, die von Begehungen nach ihrer Designierung im Juni 2024 berichtete, bei denen allmählich das gesamte Ausmaß des grundlegenden Sanierungsbedarfs, zu dem auch die Überholung der gesamten Haustechnik kam, sichtbar wurde.
Adrenalinstoß bei der Kulturstadträtin
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) berichtete auf Nachfrage von "leicht verengten Augen", zunehmender Blässe und steigendem Adrenalin, als die Dimensionen der notwendigen Grundsanierung bekannt geworden seien. "Dann läuft man als Kulturstadträtin um Geld und ist selber in dieser Bittstellerposition." Sie sei Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ), die trotz Budgetkrise die Dringlichkeit dieser Situation verstanden habe, zu großem Dank verpflichtet. "Krisen haben eine bestimmte Dauer, aber es gibt eine Zeit danach - und der sind wir verpflichtet. Wir wollen nicht aufhören, an der Zukunft zu arbeiten. Seit einer Woche weiß ich, dass wir es geschafft gehabt haben werden." Der Akt, der noch im Ausschuss und dann im Gemeinderat beschlossen werden muss, sieht 2,167.000 Euro Zusatzmittel für die Sanierung vor, die auf 2025 und 2026 aufgeteilt werden.
Den Zuschuss der öffentlichen Hand für die laufenden Ausgaben des TEATA bezifferte die kaufmännische Geschäftsführerin, die die finanzielle Übergabe des Hauses durch das alte Team als "sehr fair und gerecht" lobte, mit 1,1 Mio. Euro seitens der MA 7 der Stadt Wien und 55.000 Euro seitens des Bundes. Für 2026 habe man noch keine Zahlen. Da gehe es ihr gleich, ergänzte Kaup-Hasler. Kürzlich wurde bekannt, dass das nächstjährige Wiener Budget erst im Dezember beschlossen wird. Ihre Botschaft an die Theaterszene laute angesichts prekärer Budgets, lieber etwas weniger zu produzieren und dafür nach Möglichkeit Fair Pay umzusetzen, sowie verstärkt Zusammenarbeiten anzustreben. Jüngst hatte ihre Aussage "Mittelfristig wird es vielleicht auch zu Fusionen kommen." in einem "Kurier"-Interview für Irritationen gesorgt. Darauf angesprochen, meinte Kaup-Hasler: "Das ist nichts, was zur Diskussion steht. Solche Begriffe lösen Ängste aus, Angst ist aber kein guter Berater." Angesichts schwieriger kommender Finanzjahre sei es wichtig, Synergien zu heben, Einsparungsmöglichkeiten zu prüfen, vor allem aber, "Kraft, Vielfalt und Hoffnung nicht zu verlieren".
Anfang mit "Das Ende ist nah"
Auf vielfältige Zusammenarbeit setzt auch das TEATA in seiner ersten Saison ohne bespielbares eigenes Haus. "Wir spielen jetzt nicht - aber wir spielen eben doch!", laute das Prinzip, sagte Ostertag und berichtete von sehr erfreulichen Gesprächen mit allen, die sie für Koproduktionen angesprochen habe. Der Uraufführung der Bühnenfassung des Romans "Das Ende ist nah" von Amir Gudarzi gilt am 13. November im Schauspielhaus Wien die von Sara Ostertag inszenierte erste TEATA-Produktion, gespielt wird in Farsi, Arabisch und Englisch. Es folgt am 18. Februar 2026 im Theater Nestroyhof Hamakom "Lebenswerk. Über das Mutterwerden" von Rachel Cusk auf Deutsch und Englisch, Regie führt Ruth Mensah. Passend zur Fußball-WM kommt am 26. März 2026 im Theater am Werk die Bühnenfassung des "Piksi-Buch" von Barbi Marković heraus. Bérénice Hebenstreit, die künftige stellvertretende Leiterin des Theaters der Jugend, inszeniert die Verbindung aus Sportreportage und Zeitgeschichte, die auf Deutsch, Bosnisch, Kroatisch und Serbisch gespielt wird.
"Fretten" von Helena Adler gilt eine Koproduktion mit makemake produktionen und dem Kosmos Theater, bei der unter Einbeziehung von Gebärdensprache und unter "End-Regie" der künftigen Intendantin des Theaters der Jugend, Asli Kislal, "mit Stimmen, Gebärden, Körpern und einem Schlagzeug (...) eine völlig neue, gleichberechtigte Bühnensprache" erschaffen werden soll. Premiere ist am 12. Mai 2026 im Kosmos Theater. Den Reigen der fünf, allesamt auf Romanen aufbauenden Koproduktionen, komplettiert die Bühnenfassung des Romans "Radio Sarajevo" von Bachmann-Preisträger Tijan Sila, die am 20. März 2026 am Landestheater Linz in der Regie von Sara Ostertag herauskommt. Gespielt wird auf Deutsch, Bosnisch, Serbisch und Englisch, Teile des auf Deutsch geschriebenen Romans werden für diese Zeitreise ins Sarajevo der 1990er eigens "rückübersetzt". Es spielt u.a. Luka Dimic, für den Film "Eismayer" 2023 beim Österreichischen Filmpreis für die beste männliche Nebenrolle ausgezeichnet.
"Es gibt kein Ensemble mehr."
Nicht nur der Raum, auch die Struktur wird für das neue Konzept eines "Theaters, das viele Elternsprachen spricht", umgebaut: "Es gibt kein Ensemble mehr, denn wir brauchen immer unterschiedliche Ansätze", sagte Ostertag, die darauf hofft, dass sich künftig neben dem interessierten Wiener Publikum auch viele angesprochen fühlen werden, "sich hier selbst zu hören". Eine Hörschleife und Maßnahmen für Menschen mit Seheinschränkung sind mittelfristig geplant, völlige Barrierefreiheit wird aber dank der Raumverhältnisse nicht erreicht werden können: "Es bleibt ein Kellertheater." Ansonsten gelte: "Es wird komplexer. Es wird aber eine interessante Komplexität." Dazu zählt auch, dass das neue Grafik-Konzept von Lisa Eder und Christoph Straganz (Malerin Eva Beresin gestaltet die Website) mit vielen Sprachen arbeitet. Was etwa dazu führte, dass man Wörter in Farsi beinahe invertiert und auf dem Kopf eingebaut hätte, berichtete Sara Ostertag von einem "Anfängerinnenfehler", versicherte aber: "Besser sich auf die Komplexität einlassen als simplifizieren!" Das gilt wohl auch für die Sanierung. Derzeit ist eine Wiedereröffnung des Hauses für Herbst 2026 geplant. "Aber versprechen können wir nichts."
(S E R V I C E - )
(APA)
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