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Zukunft zum Anfassen: Was Lehre, Heizung und Gemeinschaft heute schon können

Raus aus Öl und Gas – aber wie weiter? Vorarlberg liefert Antworten: Lehrlinge lernen den Umgang mit KI und smarter Technik, im Großen Walsertal wird selbst erzeugter Strom geteilt, und moderne Heizsysteme rücken in den Fokus. Die aktuelle Ausgabe von „Unsere Energie – Das Magazin“ zeigt eindrucksvoll, wie die Energiezukunft vor unserer Haustür bereits beginnt.

Lehrlinge von heute, Techniker von morgen

Die Energiezukunft beginnt in der Lehrwerkstatt – zumindest bei der Illwerke VKW. Dort lernen Elektrotechnik-Lehrlinge nicht mehr nur das Verlegen von Leitungen oder den sicheren Umgang mit Strom. „Wir legen großen Wert darauf, dass Zukunftsthemen wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz fixer Bestandteil der Ausbildung sind“, erklärt Ausbildner Richard Dür.

Seit drei Jahren kümmert sich ein eigener Trainer ausschließlich um diese Themen. Die jungen Fachkräfte sollen verstehen, was mit Sensordaten passiert, wie Anlagen smart gesteuert werden – und sogar ChatGPT ist Teil der Ausbildung. Lehrling David Schwärzler etwa hat eine smarte Steuerung programmiert, mit der sich die Haustechnik via Smartphone bedienen lässt: „Wir lernen, wie man mit ChatGPT prüfungsrelevante Fragen übt oder sogar programmiert.“

Die illwerke VKW setzen damit auf eine Lehre, die Tradition mit Innovation verbindet – praxisnah, digital, zukunftsorientiert.

Wärmewende: Welche Heizung passt zu wem?

Raumwärme macht rund 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Österreich aus. Wer seine alte Öl- oder Gasheizung ersetzen will, steht vor einer wichtigen Entscheidung. Energieexperte Andreas Vonblon erklärt, worauf es ankommt.

„Zuerst muss man sich fragen: Was sind meine Bedürfnisse, was kann mein Gebäude leisten?“, so Vonblon. Dämmung, Heizwärmebedarf und verfügbare Infrastruktur sind zentrale Faktoren.

Wärmepumpen: Effizient, aber nicht für jedes Haus

Luftwärmepumpen sind am weitesten verbreitet und vergleichsweise günstig. Ihr Wirkungsgrad hängt aber stark von der Außentemperatur ab – ein Unterschied, ob man im Rheintal oder im Montafon wohnt. Erd- oder Grundwasserwärmepumpen sind effizienter, brauchen aber mehr Platz und kosten mehr in der Anschaffung.

Ein häufiger Stolperstein: klassische Heizkörper. „Die brauchen hohe Temperaturen, die Wärmepumpen nur bedingt liefern können. Fußbodenheizungen oder Niedertemperatur-Radiatoren sind hier besser geeignet.“

Pelletheizungen: Für größere Anlagen

Sie liefern hohe Temperaturen und sind damit gut für Bestandsgebäude mit alten Radiatoren. Der Haken: Man braucht Platz für das Lager und der Einbau ist teuer. „Für Einfamilienhäuser ist das meist nicht sinnvoll – eher für Wohnanlagen oder Betriebe“, meint Vonblon.

Nahwärme: Wärmekeller adé

Ein weiteres System auf dem Vormarsch ist Nahwärme – auch in Vorarlberg. In Bregenz-Weidach ist ein neues Heizwerk in Betrieb gegangen, in Bludenz-Bürs folgt das nächste. Der große Vorteil: keine Lagerung, kein Heizkessel im Haus, wenig Aufwand. „Einfach anschließen und fertig – das ist für viele auch ein Sicherheitsaspekt“, sagt Vonblon.

Solarthermie: Verdrängt von der Photovoltaik

Solarthermie macht vor allem bei der Warmwasseraufbereitung Sinn, etwa im Sommer. Doch PV-Anlagen haben sie mittlerweile weitgehend ersetzt. „Photovoltaik ist universeller einsetzbar und braucht weniger Platz“, so Vonblon. In größeren Wohnanlagen kann eine Kombination aber weiterhin sinnvoll sein.

Sein Rat: „Nie einfach nur die Heizung tauschen. Immer zuerst das Gebäude analysieren – Dämmung, Fenster, Verbrauch – und sich beim Energieinstitut beraten lassen.“

Energiegemeinschaft im Großen Walsertal: Strom teilen, statt nur verbrauchen

Während viele über Energieautarkie reden, lebt das Große Walsertal sie vor. Sechs Gemeinden – von Blons bis Thüringerberg – haben sich zur erneuerbaren Energiegemeinschaft Walser Strom zusammengeschlossen. Die Idee: lokal produzierten Strom gemeinsam nutzen.

„Unser Ziel war es, den eigenen Stromverbrauch mit lokalem PV-Strom zu decken – nachhaltig und wirtschaftlich“, sagt Erich Kaufmann, Bürgermeister von Blons und Obmann der EEG Walser Strom.

Technisch möglich macht das eine Plattform der Illwerke VKW. Die Software sorgt für den Stromtausch, die Abrechnung und ein digitales Dashboard. Martina Ruck vom Unternehmen erklärt: „Das System ermöglicht es, die Energieflüsse transparent darzustellen – so wissen alle Teilnehmer, wie viel Strom sie liefern oder beziehen.“

Andreas Bertel koordiniert als Manager die Abläufe zwischen Gemeinden, Technik und den Bürgern. Für ihn ist klar: „Die Energiegemeinschaft ist mehr als ein Projekt. Es ist ein Modell für die Zukunft – mit echter Zusammenarbeit auf Augenhöhe.“

Das Ziel der Gemeinschaft ist ambitioniert: bis 2030 energieautonom zu sein. Doch mit Sonnenkraft, regionalem Engagement und modernster Technik scheint das große Walsertal gut gerüstet.

Fazit:
Ob in der Lehrlingswerkstatt, beim Tausch der Heizung oder im Stromverbund ganzer Gemeinden – die Energiezukunft wird in Vorarlberg aktiv gestaltet. Mit Kompetenz, Innovationsgeist und einem starken Gemeinschaftsgefühl.

Quelle: LÄNDLE TV

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