AA

Friedensnobelpreisträgerin Ressa sieht Demokratie gefährdet

Friedensnobelpreisträgerin geht mit Tech-Konzernen hart ins Gericht
Friedensnobelpreisträgerin geht mit Tech-Konzernen hart ins Gericht ©APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA
Die Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa sieht den Kampf gegen Desinformation und Fake News an einem Scheidepunkt. Es stehe viel auf dem Spiel, es gehe um das Überleben der Demokratie, warnte Ressa in einem Interview mit der APA. Scharfe Kritik fand sie für Tech-Unternehmen. Die Technologie stehe "auf der Seite des Zusammenbruchs und der Zerstörung der Demokratie".

Laut einer Studie von 2018 verbreiten sich Fake News sechs Mal schneller als faktenbasierte Texte. "Und seither ist es bedeutend schlimmer geworden", so Ressa. So habe etwa Facebook vor rund zweieinhalb Jahren damit begonnen, den Traffic auf Nachrichtenseiten zu drosseln. Ressa: "Das ist ein großes Problem."

Tech-Unternehmen haben Verantwortung abgegeben

Technologieunternehmen hätten ihre Verantwortung für den Schutz von Fakten aufgegeben. Problematisch sei auch die zunehmende "Personalisierung" auf Social Media. Man sehe nur noch Dinge, die ins eigene Weltbild passen, erklärte die Friedensnobelpreisträgerin von 2021. Diese Praxis, die ursprünglich im Bereich Werbung und Marketing eingesetzt wurde, werde von geopolitischen Mächten missbraucht, "um uns heimtückisch zu manipulieren", so Ressa.

"Unsere Biologie wurde gehackt, unsere Emotionen werden manipuliert", konstatierte die Mitgründerin des philippinischen Online-Nachrichtenportals Rappler. "Wenn sich Gefühle verändern, ändert sich die Sicht auf die Welt, ändert sich das Verhalten - und es verändert sich auch das Wahlverhalten", warnte Ressa vor möglichen politischen Auswirkungen.

Ohne Journalismus stirbt Demokratie

"Ohne Fakten gibt es keine Wahrheit, ohne Wahrheit gibt es kein Vertrauen. Und ohne diese drei Elemente gibt es keine gemeinsame Realität. Dann kann man auch nicht beginnen, Probleme zu lösen - schon gar nicht so existenzielle wie den Klimawandel", gab Ressa zu bedenken. "Ohne Fakten, Wahrheit und Vertrauen gibt es auch keinen Journalismus - und dann stirbt die Demokratie." Und die einzige Regierungsform, die auch ohne Vertrauen gedeihen könne, sei eine Diktatur.

Es sei also ein entscheidender Moment, betonte die Journalistin. "Wir befinden in einem Informations-Armaggedon. Wir sind in einer Schlacht, in einer Schlacht um die Fakten", betonte die Rappler-Geschäftsführerin.

2021 wurde Maria Ressa gemeinsam mit dem russischen Journalisten Dmitri Muratow für ihre Bemühungen um die Wahrung der freien Meinungsäußerung, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden ist, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

(S E R V I C E: Die Co-Gründerin von Rappler, Gemma Mendoza, ist eine der Panelisten bei der APA-Faktencheck-Konferenz "The Future of Fact Checking: Was ist der Wert von Fakten" am 30. September 2025 im Tech Gate in Wien. Die Anmeldung für eine digitale Teilnahme via Livestream ist möglich unter: )

(APA)

  • VOL.AT
  • Politik
  • Friedensnobelpreisträgerin Ressa sieht Demokratie gefährdet