Dänemark verzichtet nach Drohnenalarm auf NATO-Beratungen

Dänemark will nach den wiederholten Drohnensichtungen an mehreren Flughäfen zum jetzigen Zeitpunkt keine Beratungen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags mit den Verbündeten der Militärallianz beantragen. Die Regierung habe keine Pläne, den Artikel zu aktivieren, sagte Außenminister Lars Løkke Rasmussen laut Nachrichtenagentur Ritzau nach einem Treffen des Außenausschusses des Parlaments in Kopenhagen. Man stehe auch so in gutem Kontakt mit den NATO-Verbündeten, sagte Løkke.
Artikel 4 sieht Beratungen der Bündnisstaaten vor, wenn sich ein NATO-Staat von außen gefährdet sieht. Zuletzt hatten ihn Polen nach dem Eindringen mehrerer Drohnen sowie Estland nach Luftraumverletzungen durch russische Kampfflieger aktiviert. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen hatte am Donnerstag gesagt, dass die Regierung diesen Schritt ebenfalls in Erwägung ziehe.
In der Nacht auf Freitag war es neuerlich zu einem Drohnenalarm im aktuellen EU-Ratsvorsitzland gekommen, wobei der Verkehr am Flughafen Aalborg beeinträchtigt wurde. Der Flug KL1289 sei nach Amsterdam zurückgekehrt und der Flug SK1225 aus Kopenhagen sei gestrichen worden, meldete der Flugverfolgungsdienst FlightRadar24 am Freitag. Der Luftraum über dem Flughafen sei am späten Donnerstagabend um 23.40 Uhr Ortszeit geschlossen und am Freitag um 00.35 Uhr wieder geöffnet worden, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau. Die Polizei habe die Sichtung einer Drohne noch nicht bestätigt. Der Luftraum über dem Flughafen Aalborg war bereits in der Nacht auf Donnerstag wegen der Sichtung von Drohnen geschlossen worden.

"Dänemark Opfer hybrider Angriffe"
"In den vergangenen Tagen war Dänemark Opfer hybrider Angriffe", sagte Regierungschefin Mette Frederiksen am Donnerstag in einer Videobotschaft in den Onlinediensten. Sie warnte davor, dass solche Drohnenflüge "sich vervielfachen könnten". Derweil sicherte Frankreich Dänemark seine Unterstützung zu. Der französische Staatschef Emmanuel Macron erklärte am Donnerstag im Onlinedienst X, er habe der dänischen Regierungschefin "die uneingeschränkte Solidarität Frankreichs" bekundet. Frankreich sei bereit, Dänemark "bei der Bewertung der Lage zu unterstützen und zur Sicherheit des dänischen Luftraums beizutragen".
Das Ziel der Überflüge sei es, Angst zu verbreiten, sagte Justizminister Peter Hummelgaard am Donnerstag in Kopenhagen. Die Bedrohung durch solche Aktionen werde bestehen bleiben. Die Regierung werde daher neue Techniken zur Erkennung und Neutralisierung von Drohnen beschaffen. Sie werde zudem ein Gesetz vorschlagen, das es Betreibern kritischer Infrastruktur erlaube, Drohnen abzuschießen. Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen zufolge steckt ein "professioneller Akteur" hinter den Vorfällen. Eine direkte militärische Bedrohung für Dänemark bestehe jedoch nicht.
"Erhöhte Gefahr russischer Sabotage"
Eine Spur von den Tätern fehlt bisher. Die Ermittler hätten bisher keine Hinweise auf die Verantwortlichen, sagte der Chef des dänischen Militärgeheimdienstes, Thomas Ahrenkiel, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Geheimdienstchef Finn Borch sprach gleichzeitig von einer "erhöhten Gefahr russischer Sabotage in Dänemark". Die Vorfälle ähnelten "dem Muster der hybriden Kriegsführung, die wir anderswo in Europa beobachtet haben".
In den vergangenen Wochen hatten bereits Polen, Estland und Rumänien Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Kampfflugzeuge gemeldet. Die NATO wertete dies als gezielte Provokationen Moskaus. Moskau wies jede Verwicklung in die Drohnen-Vorfälle als "absurde Spekulationen" zurück. Die russische Botschaft in Kopenhagen sprach stattdessen von einer "inszenierten Provokation".
(APA/DPA/REUTERS/AFP)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.