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Geld verstehen – Zukunft gestalten

Wer sich frühzeitig mit den eigenen Finanzen auseinandersetzt, kann langfristig die eigene Zukunft noch aktiver gestalten und die eigene finanzielle Selbstbestimmung fördern.

Finanzbildung beginnt am besten schon in jungen Jahren, denn sie ist der Schlüssel zur finanziellen Freiheit, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und wirtschaftlich unabhängig zu sein. Finanzbildung schafft Selbstvertrauen – das ist gerade in einer Welt voller komplexer Finanzprodukte und einer massiven Zunahme von Betrugsfällen enorm wichtig. Je früher sich junge Menschen mit Geld beschäftigen, desto mehr Freiheit werden sie später haben, denn wer sich früh mit dem Thema auseinandersetzt, der profitiert von mehr Möglichkeiten und Unabhängigkeit. „Ein weiterer Punkt ist auch, sich nicht von Konsumtrends blenden zu lassen, sondern lieber in die eigene Zukunft zu investieren“, weiß Thomas Kerschbaumer, Anlageberater der Vorarlberger Raiffeisenbanken. „Von dem Sprichwort ‚über Geld spricht man nicht‘ halte ich nicht allzu viel – Sprich über Geld – am besten mit jemandem, der sich auskennt. So lernt man am meisten.“

Grundlagen verstehen

Unabhängig von Einkommen oder Lebenssituation ist es wichtig, ein Basiswissen im Bereich Finanzen zu haben. Dazu zählen z. B. ein Verständnis darüber zu haben, wie ein Haushaltsbudget zu führen ist, wie die Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen stehen oder wie Verträge richtig abgeschlossen werden. Unverzichtbar ist auch eine finanzielle Reserve für unvorhergesehene Kosten zu haben. Gute und verlässliche Informationsquellen hierfür sind nicht nur die Österreichische Nationalbank (OeNB), sondern auch Verbraucher portale, Bildungsplattformen sowie die persönliche Hausbank – meist nicht der Algorithmus. „Bei jungen Menschen spielen auch Social Media eine große Rolle, aber hier ist meist Vorsicht geboten. Vertrauenswürdige sogenannte Finfluencer sind jene mit einschlägiger Berufserfahrung wie Börsenhändler(innen) oder mit einem wissenschaftlichen Hintergrund – ohne unseriöse Renditeversprechungen“, so Thomas Kerschbaumer.

Investieren und Anlegen

Die Grundprinzipien von Geldanlagen sind Diversifikation und Langfristigkeit – und in Krisenzeiten Ruhe zu bewahren. Bei der Vermögensverwaltung geht es darum, Kapital zu strukturieren, Risiken zu streuen und Ziele zu definieren. Welche Anlageform dabei die richtige ist, hängt von der Lebenssituation und Risikobereitschaft der Anleger(innen) ab. Für Einsteiger(innen) empfehlen sich z. B. ETFs, börsengehandelte Investmentfonds. Sie sind transparent und bieten sehr breite Streuung. Aktien bieten zwar hohe Chancen, aber sie erfordern auch hohes Wissen und Disziplin. Immobilien sind zwar langfristig stabil und inflationsgeschützt, jedoch auch mit laufendem Aufwand verbunden und kapitalintensiv. Gold ist in unsicheren Zeiten der klassische sichere Hafen, Kryptowährungen hingegen gelten als volatil, aber können eine sinnvolle Beimischung sein. „Bereits mit kleinen Beträgen kann man sehr viel erreichen. Für die passende Anlagestrategie lohnt sich ein Beratungsgespräch“, sagt Kerschbaumer.

Wissenswertes

Finanzbildung online:

OeNB Finanzbildung: finanzbildung.oenb.at

Finanznavi: finanznavi.gv.at

fit2invest-Plattform: fit2invest.raiffeisen.at

Raiffeisen JUNIOR-App: raiba.at/raiffeisen-junior

Thomas Kerschbaumer, MSc: „Finanzbildung schützt vor Überschuldung, Fehlentscheidungen und finanzieller Abhängigkeit.“ Foto: Büro magma

Gezielt Frauen in Finanzfragen stärken

Thomas Kerschbaumer, MSc: „Finanzbildung schützt vor Überschuldung,  Fehlentscheidungen und finanzieller Abhängigkeit.“

Wie stark sich Menschen mit Finanzthemen auseinandersetzen, hängt oft mit gesellschaftlichen, kulturellen oder sozioökonomischen Faktoren zusammen. Studien zeigen auch, dass sich vor allem Frauen eher später oder weniger intensiv mit Finanzfragen befassen. Das beginnt teilweise schon im Kindesalter, denn wie Befragungen bestätigen, erhalten Buben bereits mehr Taschengeld als Mädchen. „Ich hoffe, dieses Bild verändert sich aktuell. In meiner Beratungspraxis erlebe ich genauso viele Frauen, die sehr aktiv und informiert in Finanzfragen sind. Oft sind sie sogar federführend in der Familie“, sagt Thomas Kerschbaumer. Es braucht Formate, die praxisnah und lebensnah sind – und die auf Augenhöhe stattfinden: „Wir in den Vorarlberger Raiffeisenbanken laden zu regelmäßigen Events speziell für Frauen ein, bei welchen es um jegliche Finanzfragen geht. Expert(inn)en sprechen über relevante Themen wie Pensionssplitting oder finanzielle Absicherung im Alter.“ Finanzbildung heißt auch, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Podcasts, Bücher, Blogs – es gibt viele gute, kostenlose Inhalte. „Wichtig ist, dranzubleiben und sich nicht von der Komplexität abschrecken zu lassen. Denn je mehr man versteht, desto einfacher wird es“, hebt Thomas Kerschbauer hervor.

Schlüssel zur eigenen finanziellen Freiheit

Finanzbildung ist heute wichtiger denn je, da Unsicherheit, Teuerung und digitale Angebote die finanzielle Entscheidungslandschaft deutlich vielschichtiger machen. „Finanzbildung ist Schlüssel zur finanziellen Freiheit, denn nur wer wirtschaftliche Zusammenhänge versteht, kann kluge Entscheidungen treffen und die Zukunft aktiv mitgestalten“, sagt Thomas Kerschbaumer. Er ist überzeugt davon, dass Finanzbildung mehr als ein Randthema im Lehrplan sein muss. Angesichts ihrer hohen Relevanz im Alltag sollte sie als eigenes Unterrichtsfach etabliert werden. Wo das nicht möglich ist, braucht es eine konsequente und praxisnahe Integration in bestehende Fächer. „Jede Schülerin und jeder Schüler sollte mit einem soliden Fundament in Finanzthemen ins Leben starten. Denn die Entscheidungen, die Menschen in ihrem Leben treffen – ob es um Kredite, Altersvorsorge oder Investitionen geht – haben enorme Tragweite. Und sie betreffen jeden.“

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