Globale Krise erfordert laut Guterres Koordination

"Konflikte nehmen zu, während geopolitische Spaltungen eine wirksame Lösung verhindern", sagte Guterres in einem Interview mit "UN News" und richtete einen Appell zur "globalen Kooperation".
"Es herrscht ein Gefühl der Straflosigkeit - jedes Land glaubt, dass es tun kann, was es will", kritisierte Guterres im Vorfeld der "hochrangigen Woche" der Generalversammlung im Gespräch mit dem News-Channel der United Nations. "Auf der anderen Seite sehen wir, dass Entwicklungsländer mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Viele von ihnen sind hoch verschuldet und haben keinen Zugang zu den vergünstigten Finanzmitteln, die sie zur Sanierung ihrer Wirtschaft benötigen. Die Ungleichheit nimmt zu."
"Globale Zusammenarbeit ist ein Muss"
"Globale Zusammenarbeit ist ein Muss!", appellierte Guterres daher. Zur UNO-Generaldebatte, die am kommenden Dienstag beginnt und am Montag darauf endet, werden im Headquarter der Vereinten Nationen am East River in Manhattan über 140 Staats- und Regierungschefs erwartet. Österreich ist mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) vertreten. Sie werden auch an einem von Guterres geleiteten Festakt zum 80-jährigen Bestehen der Vereinten Nationen teilnehmen.
"Klimaschutz jetzt"
Der Generalsekretär hob gegenüber "UN News" die zahlreichen Bereiche hervor, in denen eine globale Zusammenarbeit unabdingbar sei. "Der Klimawandel ist noch nicht unter Kontrolle. Und wir haben mehrere Anzeichen dafür, dass es wahrscheinlich sehr schwierig sein wird, unser zentrales Ziel, die globale Erwärmung unter 1,5 °C zu halten, zu erreichen", sagte er und bezog sich dabei auf den im Pariser Abkommen über den Klimawandel von 2015 vereinbarten Schwellenwert.
Guterres erklärte, dass sein Engagement für die Bekämpfung des Klimawandels durch dringende Maßnahmen ungebrochen sei. "Jeder Mitgliedstaat muss seinen neuen Klimaplan vorlegen, der eine drastische Reduzierung der Emissionen vorsieht, um eine Unumkehrbarkeit zu vermeiden, die zu einer Katastrophe von enormem Ausmaß für die Menschen auf der ganzen Welt führen würde", sagte er und wies darauf hin, dass die am stärksten gefährdeten Länder, darunter kleine Inselentwicklungsstaaten und Afrika, unverhältnismäßig hohen Risiken ausgesetzt seien.
"Schwarzenegger Climate Initiative"
In diesem Zusammenhang wird am Mittwochnachmittag in Midtown Manhattan auch ein Klimaevent des Tony Blair Institutes und der "Schwarzenegger Climate Initiative" stattfinden. Der Titel lautet: "Leveraging Climate Superpowers: Nature, Technology and Communications." Die "Climate Initiative" wird von der ehemaligen Grünen-Abgeordneten Monika Langthaler geleitet. Sie wird an dem Event ebenso wie der aus der Steiermark stammende Hollywoodstar und Ex-Gouverneur von Kalifornien Arnold Schwarzenegger (78) persönlich teilnehmen.
Guterres warnte auch davor, dass zwar Spitzentechnologien wie Künstliche Intelligenz vielversprechend seien, aber auch Polarisierung und Hassreden verstärken könnten, weshalb die Politik "sicherstellen muss, dass die Handlungsfähigkeit des Menschen erhalten bleibt und dass sie zu einer Kraft für das Gute werden". Guterres sagte, die Versammlung in der nächsten Woche müsse zu Verpflichtungen in allen wichtigen Bereichen führen: Reduzierung der CO2-Emissionen, internationale Finanzreform und Stärkung des Multilateralismus. Er forderte die Staats- und Regierungschefs auf, "das Blatt zu wenden" und Reformen der internationalen Finanzarchitektur für mehr Gerechtigkeit und Gleichheit zu akzeptieren.
"Gemetzel im Gazastreifen muss ein Ende haben"
Frieden und Sicherheit werden angesichts weltweiter Krisenherde wie Ukraine und Nahost ebenfalls im Mittelpunkt der Diskussionen stehen. Der Generalsekretär erklärte, er erwarte eine klare Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung zur Beendigung des Israel-Palästina-Konflikts und sofortige Maßnahmen zur Bewältigung der humanitären Krise im Gazastreifen. "Das Gemetzel im Gazastreifen muss ein Ende haben ... wir brauchen sofort einen Waffenstillstand und die sofortige Freilassung aller Geiseln", sagte er.
"Auf vergessene Konflikte achten"
Er hob auch den Sudan und andere sogenannte "vergessene Konflikte" hervor und drängte auf ein einheitliches Vorgehen des Sicherheitsrats, um weiteres Leid zu verhindern. Persönlich lehnte er jede Art von Verzweiflung ab. "Ich bin weder optimistisch noch pessimistisch, ich bin entschlossen ... wir müssen Hoffnung schaffen und dürfen niemals aufgeben, bis wir unsere Ziele erreicht haben."
Der 76-jährige Guterres stammt aus dem Lager der Sozialdemokratie und ist seit 2017 Chef der Weltorganisation, im Jänner 2022 trat er eine zweite Amtszeit an, die Ende 2026 ausläuft. Der einstige Ministerpräsident Portugals gilt an sich als zurückhaltender und intellektueller Beobachter des Weltgeschehens und Verfechter einer stillen Diplomatie hinter den Kulissen.
(APA)
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