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Flieger im Michelin-Look: Riesige Airbags sollen Aufprall bei Absturz dämpfen

©KI generiert
Zwei Ingenieure haben ein System entwickelt, das ein Passagierflugzeug im Ernstfall mit einem schützenden Kokon aus Kevlar umhüllen soll. Die äußere Form erinnert an einen Flieger im Michelin-Look und soll die Aufprallkräfte deutlich reduzieren.

Eine futuristische Sicherheitsidee sorgt aktuell für Aufsehen in der Luftfahrtwelt: Zwei Ingenieure vom Birla Institute of Technology and Science in Dubai haben ein System entwickelt, das Passagierflugzeuge im Falle eines Absturzes mit externen Airbags umhüllen soll.

Absturz von Air-India-Flug 171 als Auslöser

Das Projekt namens "Rebirth" steht im Finale des James Dyson Award 2025 – wird aber in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Inspiriert wurde das System durch den Absturz des Air-India-Flugs 171 Anfang 2025. Damals kam es kurz nach dem Start zu einem plötzlichen Triebwerksversagen – 241 der 242 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Die Erfinder Eshel Wasim und Dharsan Srinivasan wollen mit ihrem Konzept "eine zweite Chance" schaffen, wenn alle Systeme versagen. "Rebirth ist mehr als Ingenieurskunst", erklärten sie bei der Dyson-Award-Einreichung. "Es ist eine Antwort auf Trauer – ein Versprechen, dass Überleben planbar ist."

KI erkennt den Absturz, löst die Airbags aus, bildet einen Schutzkokon, dämpft den Aufprall und die Passagiere überleben. © Eshel Wasim and Dharsan Srinivasan/Project REBIRTH

Sensoren, KI und aufblasbarer Kevlar-Kokon

Das Herzstück des Konzepts: Ein Netz aus Sensoren erkennt in Echtzeit, ob ein Absturz unterhalb von 3000 Fuß Höhe unvermeidlich ist. In diesem Fall aktiviert sich ein System aus großflächigen Airbags, die das Flugzeug an Bug, Heck und Rumpf umhüllen sollen. Die Außenhülle besteht aus Kevlar, TPU, Zylon und einer Schicht nichtnewtonscher Flüssigkeit, die sich bei plötzlicher Belastung verhärtet.

Zusätzlich soll eine bordeigene KI das System steuern. Simulationen zufolge könnten so bis zu 60 Prozent der Aufprallenergie abgefangen werden. Bei laufenden Triebwerken wird automatisch Schubumkehr aktiviert, bei Totalausfall sollen Booster den Sinkflug abbremsen.

Tests im Modellmaßstab erfolgreich

Bisher wurde das System im Maßstab 1:12 getestet – mit CO₂-Kartuschen, Mikrocontrollern und Aufprallsimulationen. Erste Ergebnisse zeigen laut den Entwicklern vielversprechende Dämpfungseffekte. Ziel sei nun, mit Forschungseinrichtungen an großmaßstäblichen Tests zu arbeiten.

Experten äußern Zweifel

Luftfahrtexperten bleiben jedoch skeptisch. Der ehemalige Navy-Pilot und Sicherheitsexperte Jeff Edwards erklärt gegenüber "Popular Science": "Das zusätzliche Gewicht und der Luftwiderstand wären enorm – für ein System, das womöglich nur in einem von Zehntausenden Flügen zum Einsatz kommt." Auch die Manövrierfähigkeit eines Flugzeugs im Notfall mit Airbags sei fraglich.

Weitere Kritikpunkte: die potenzielle Auslösegefahr durch Fehlinterpretationen der Sensorik und das Risiko, selbst neue Gefahrenquellen zu schaffen. Viele Kommentatoren sehen in der Kombination aus KI, Airbags und Sensorik ein zu komplexes System für die Sicherheitsanforderungen der zivilen Luftfahrt.

Der Preis für die Idee

Trotz der Kritik steht "Project Rebirth" im Finale des renommierten James Dyson Award 2025. Die Jury will am 5. November über die Preisträger entscheiden. Ob das Konzept jemals in die Praxis überführt wird, ist derzeit offen – doch es hat bereits jetzt eine breite Diskussion über neue Wege in der Flugsicherheit angestoßen.

(VOL.AT)

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