Bei den gewaltsamen Protesten gegen Korruption kamen in der vergangenen Woche 72 Menschen ums Leben, mehr als 2.000 wurden verletzt. In der Folge blieben die sonst belebten Gassen von Touristenvierteln wie Thamel in der Hauptstadt Kathmandu auch nach der Wiedereröffnung von Geschäften und Restaurants weitgehend menschenleer.
"Ich sitze untätig herum, weil keine Touristen da sind", klagte der 49-jährige Ram Chandra Giri, der Trekking-Expeditionen organisiert. "Viele Gruppen haben im September abgesagt." Etwa 35 Prozent seiner Gäste hätten ihre Buchungen storniert. Die Hotelbesitzerin Renu Baniya berichtete, für den kommenden Monat seien bei ihr sogar sämtliche Buchungen rückgängig gemacht worden.
Viele Länder sprachen Reisewarnungen aus
Die dramatischen Bilder eines brennenden Parlaments haben viele Länder dazu veranlasst, Reisewarnungen für Nepal herauszugeben. Die Ernennung von Sushila Karki zur Premierministerin einer Übergangsregierung und die anschließende Auflösung des Parlaments trügen zwar zur Stabilisierung der Lage bei, heißt es etwa beim deutschen Auswärtigen Amt. "Weitere, auch gewalttätige, Demonstrationen und ein erneutes Aufflammen der Proteste können gleichwohl nicht ausgeschlossen werden."
Der Tourismus ist für das Himalaya-Land von großer Bedeutung. Jährlich besuchen etwa 1,2 Millionen ausländische Gäste das Land. Die Branche trägt fast acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Saison von September bis Dezember gilt als Hauptreisezeit für Trekking-Touren. Diese führen Abenteurer unter anderem zum Basislager des Mount Everest, des höchsten Berges der Welt. Die Unruhen könnten "nicht nur Besuchern, sondern auch Investoren eine negative Botschaft vermitteln", warnte der Chef der nepalesischen Tourismusbehörde, Deepak Raj Joshi.
Behörden und Geschäftsinhaber hoffen auf eine baldige Rückkehr der Touristen. Einige ausländische Besucher, die im Land geblieben sind, fühlten sich nach eigenen Angaben sicher. "Unsere Familie und Freunde haben uns gebeten, zurückzukommen", sagte der 55-jährige Franz aus Deutschland, der sich während der Proteste in Nepal aufhielt. "Aber wir haben uns nie unsicher gefühlt."
Auslöser der landesweiten Proteste der sogenannten "Generation Z" gegen Korruption war ein inzwischen zurückgenommenes Verbot sozialer Medien. Die Gewalt war erst nach dem Rücktritt von Regierungschef K.P. Sharma Olis vergangenen Dienstag abgeebbt. Zuletzt normalisierte sich die Lage in dem 30-Millionen-Einwohner-Land zusehends. Geschäfte öffneten wieder. Die Polizei trug anstelle von Gewehren wieder Schlagstöcke.
(APA/Reuters)
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