Mehr als 80 Prozent verschwunden: Marmolata-Gletscher schrumpft weiter
Italienische Glaziologen zeigen sich alarmiert. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Gletscher durchschnittlich um sieben Meter zurückgezogen. Gleichzeitig wurden eine allgemeine Ausdünnung der Eisfronten und zunehmende Felsfreilegungen dokumentiert.
Die Daten stammen aus einer Messkampagne der Universität Padua, des Lawinenzentrums der Umweltschutzagentur ARPAV in Arabba bei Belluno und des Italienischen Glaziologischen Komitees.
Jahrzehntelanger Rückzug bestätigt
"Die Analyse bestätigt den jahrzehntelangen Trend: Selbst wenn es vereinzelt kühlere Perioden gibt, reicht dies gegenüber den hohen Sommertemperaturen und geringen Winterniederschlägen nicht aus, um ein Gleichgewicht des Gletschers zu ermöglichen", erklärte Mauro Varotto von der Universität Padua.
Zwar hatte es Ende August 2025 einen kurzfristigen Schneefall gegeben, dieser blieb jedoch ohne nachhaltige Wirkung. Auffällig sei laut Varotto insbesondere "das fortschreitende Ausdünnen der Fronten, das Auftreten von Oberflächengeröll und immer größer werdende felsige Bereiche innerhalb des Gletschers". Die Gletscherlandschaft sei damit "ein Relikt der Vergangenheit, das nicht mehr zu unserer Zeit gehört – außer als träges Überbleibsel".
Folgen für Tourismus und Wasserhaushalt
Neben den geologischen Veränderungen dokumentierte die Untersuchung auch die Folgen für den alpinen Wintertourismus. "Schneekanonen müssen zunehmend in höheren Lagen eingesetzt werden, um möglichst viele Skitage zu sichern", so Alberto Lanzavecchia, Forscher an der Universität Padua. Die Skigebiete stünden unter Druck, die Schneesicherheit mit künstlichen Mitteln zu gewährleisten.
Historischer Verlust von Fläche und Volumen
Die Entwicklung des Gletschers seit 1888 ist drastisch: Damals bedeckte die Marmolata noch rund 500 Hektar – eine Fläche so groß wie 700 Fußballfelder. Heute sind mehr als 80 Prozent davon verschwunden, das Volumen ist um über 94 Prozent zurückgegangen. Die derzeitige Eisdicke erreicht maximal 34 Meter.
Die Wissenschafter sehen in der langfristigen Beobachtung eine zentrale Voraussetzung, um die regionalen Auswirkungen des globalen Klimawandels besser zu verstehen. Die Marmolata steht dabei symbolisch für den Zustand vieler Alpengletscher – nicht nur in Italien, sondern auch in Österreich.
(VOL.AT)
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