Mit dem Baumstamm auf der Schulter durch Bregenz: Weltrekordversuch am See

Am Donnerstag machte der Extremsportler Mehmet "Mamo" Topyürek auf seinem Weltrekordlauf rund um den Bodensee Station in Bregenz. Der 40-jährige Heilbronner mit türkischen Wurzeln will die rund 260 Kilometer lange Strecke entlang des Bodensee-Radwegs zurücklegen – mit einem über 20 Kilogramm schweren Baumstamm auf den Schultern.

Idee kam von befreundetem Sportler
Wie kam er auf den Rekordversuch? "Die Idee kam von Gerald Faust", erklärte Topyürek im Vorab-Gespräch mit VOL.AT. Faust ist ein befreundeter Extremsportler. "Er hat gesagt, hast du Lust, rund um Bodensee zu rennen mit deinem Baumstamm? Danach haben wir gesagt, wir können daraus einen Weltrekord machen für bedürftige Kinder."
Die Strecke ist er bereits im Vorfeld mit seinem Kumpel mit dem Fahrrad abgefahren. "Es gibt ein paar Höhenmeter, die wir beachten müssen", meint er. Gestartet ist er frühmorgens gegen 5 Uhr in Lindau. Am Abend desselben Tages plant der Sportler, Konstanz zu erreichen. "Ich glaube, am ersten Tag werde ich sehr motiviert sein und über Konstanz auf der Schweizer Seite landen."
Video: Das Live-Interview mit Mehmet Topyürek

VOL.AT wartete am Hafen in Bregenz auf den Extremsportler. Gegen 6:30 Uhr kam er schließlich auf Höhe des Mili in Sichtweite – rund eine Stunde, nachdem er mit etwas Verspätung in Lindau gestartet war. Im Live-Interview gab er einen Einblick in den bisherigen Lauf und erklärte nochmals, warum ihm seine Challenges so am Herzen liegen.
Redakteurin Mirjam durfte kurz selbst den Baumstamm stemmen. Mit den stattlichen rund 20 Kilo zugegeben keine leichte Aufgabe. Respekt an dieser Stelle an "Mamo".

Video: Der ganze Livestream zum Nachsehen
Laufen mit Baumstamm – aus Langeweile zur Marke
Seine sportliche Karriere begann der Heilbronner im Kampfsport. "Ich bin Muay-Thai-Kämpfer", erzählt er. 2011 wurde er deutscher Meister. Die gleichförmigen Abläufe im Kampfsport hätten ihn jedoch irgendwann gelangweilt: "Irgendwie immer Gleiche tun und immer aufs Maul hauen und warten. Das war für mich danach langweilig." Vor seiner Haustür fand eine Marathon-Challenge statt. Kurzentschlossen lief er mit – ohne große Vorbereitung: "42 Kilometer, ohne etwas gemacht zu haben." Der Ausdauersport begeisterte ihn anfangs. "Dann habe ich gesehen: Auch nur laufen ist langweilig, da muss ich mehr Action reinbringen."

Bei einem Lauf hob er spontan einen Baumstamm vom Boden auf, der am Rand lag – seither ist er fester Bestandteil seiner Wettkämpfe. "Da habe ich gesehen, dass die Zuschauer und Athleten sich totlachen, und wenn sie lächeln, das motiviert mich", gibt er zu verstehen. Mittlerweile hat er vier Weltrekorde mit dem Baumstamm aufgestellt. Der Bodenseelauf soll Nummer fünf werden.

20 Kilo auf der Schulter
Der Baumstamm wiegt rund 20 Kilogramm. "Ich habe mehrere, auch etwas schwerere Baumstämme, deswegen sage ich grob immer über 20 Kilogramm." Die Belastung nimmt er in Kauf. "Anstrengend ist alles, ob man ein Brot holt oder 100 Kilometer rennt. Es ist für mich alles gleiche Anstrengung – muss man einfach Spaß daran finden, damit es alles leichter wird."
Keine klassische Vorbereitung
Ein spezielles Training gab es für die Bodensee-Challenge nicht. "Mamo" und seine Familie setzen auf gesunde und natürliche Ernährung: "Ich bin in meinem Garten, ich bereite mich vor, mit meinen Tomaten, mit meinen Gurken." Zusätzlich arbeitet er auf einer Baustelle bei seiner Schwester mit. Gezielt trainieren gehe er nicht, betont er: "Wenn ein oder anderer Freund mich anruft – hey, wollen wir doch trainieren – ich sage niemals nein. Aber für mich extra trainiere ich nicht." Der Sport ist für ihn reines Hobby – hauptberuflich arbeitet Topyürek in einem Metallbaubetrieb. Trotzdem nimmt er regelmäßig an Hindernisläufen, Triathlons und Ultradistanzen teil.

Laufen für den guten Zweck
Der Weltrekordversuch soll zugleich Spenden für kranke Kinder sammeln. Unterstützung bekommt er von seiner Familie, die regelmäßig Benefizaktionen mit ihm organisiert. "Ich mache das alles direkt und per Videos und Fotos, und kein Cent bleibt in unserer Tasche." Viele Menschen hätten das Vertrauen in Spendenorganisationen verloren, meint Topyürek – deshalb dokumentiert er alles transparent. "Es wird auch alles aufgeschrieben, wer das spendiert hat, wie viel spendiert hat." Die Spendenaktion läuft über eine Paypal-Seite, deren Stand öffentlich einsehbar ist.

Ohne festen Zeitplan
Einen genauen Zeitplan für den Lauf gibt es nicht. Fix ist nur die erste Etappe bis nach Konstanz. Dort will er am ersten Tag übernachten. Danach soll es flexibel bleiben: "Ich bin gespannt, wann ich irgendwann mal längere Pausen einlege. Das kann nach 200 km sein oder weniger."
Er läuft die Strecke grundsätzlich alleine. Unterstützung bekommt er punktuell von Familie und Freunden – einige wollen ein Stück mitlaufen oder mit dem Fahrrad begleiten. "Ob die uns sponsern möchten oder ein Stück mit uns laufen oder ein Tropfen Wasser teilen. Alles ist möglich", sagt er. Interessierte seien jederzeit willkommen.

(VOL.AT)
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