AA

Kniearthrose: Forscher entdecken einfache Methode zur Linderung ohne Medikamente

Studie zeigt: Eine veränderte Fußstellung beim Gehen kann Knieschmerzen verringern und den Knorpelabbau bei Arthrose deutlich verlangsamen.
Studie zeigt: Eine veränderte Fußstellung beim Gehen kann Knieschmerzen verringern und den Knorpelabbau bei Arthrose deutlich verlangsamen. ©Pexels
Ein veränderter Gangstil kann bei Kniearthrose helfen: US-Forscher zeigen, dass schon kleine Anpassungen im Fußwinkel Schmerzen lindern und Operationen verzögern können.

Ein veränderter Fußwinkel beim Gehen kann Schmerzen wie Ibuprofen lindern und den Knorpelabbau im Knie verlangsamen: Osteoarthritis ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen weltweit – fast ein Viertel der Erwachsenen ist betroffen. Die Erkrankung führt zu schmerzhaftem Knorpelabbau, eingeschränkter Beweglichkeit und endet oft in einem Gelenkersatz. Eine neue Studie der University of Utah legt nun nahe, dass gezieltes Gangtraining den Krankheitsverlauf entscheidend verlangsamen kann.

Fußwinkel als Schlüssel zur Schmerzlinderung

Im Rahmen einer einjährigen, kontrollierten Studie untersuchten die Forschenden den Effekt kleiner Anpassungen beim Gehen auf Schmerzen und Knorpelschäden. Konkret wurde der Winkel des Fußes – je nach individueller Belastung – leicht nach innen oder außen gedreht. Ziel war es, die Belastung im inneren Kniebereich (mediales Kompartiment) zu reduzieren, der bei Arthrose besonders stark beansprucht ist.

Individuelle Anpassung durch Technik

Zu Beginn der Studie wurden alle Teilnehmenden mittels MRT, Drucksensoren und Bewegungskameras umfassend analysiert. Anhand dieser Daten berechneten die Forschenden für jede Person, ob eine Fußdrehung um fünf oder zehn Grad – nach innen oder außen – die Kniebelastung am besten reduziert. Während der sechswöchigen Trainingsphase trugen die Probanden ein Vibrationsgerät am Schienbein, das ihnen bei Abweichungen vom Zielwinkel ein unmittelbares Feedback gab. So konnte das neue Gangmuster effektiv erlernt und langfristig in den Alltag übernommen werden.

Wirksamkeit mit Medikamenten vergleichbar

Das Ergebnis: Teilnehmende der Interventionsgruppe berichteten über eine deutlich geringere Schmerzintensität als jene in der Placebo-Gruppe. Auch MRT-Bilder zeigten weniger Abbau von Knorpelgewebe. Die Schmerzlinderung sei laut Studienautor Scott Uhlrich vergleichbar mit gängigen Schmerzmitteln – teilweise sogar mit opioidhaltigen Präparaten.

Langfristiger Nutzen für jüngere Patienten

Besonders für Menschen mittleren Alters, die noch Jahrzehnte vor einer möglichen Gelenk-OP stehen, könnte das Gangtraining eine kostengünstige und medikamentenfreie Behandlungsoption bieten. Die Forschenden planen nun, die Methode für den klinischen Einsatz zu optimieren – etwa mithilfe smarter Schuhe oder Smartphone-Videos.

Was genau passiert bei Arthrose im Gelenk?

Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels gekennzeichnet ist. Im Laufe der Zeit wird die schützende und stoßdämpfende Knorpelschicht in den betroffenen Gelenken immer dünner und rauer. Dadurch reiben die Knochen direkt aufeinander, was zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und teilweise zur Versteifung des Gelenks führen kann.

Im Gegensatz zur Arthritis, die primär entzündlich ist, ist die Arthrose in erster Linie ein Verschleißprozess ohne primäre Entzündung. Allerdings kann es im fortgeschrittenen Stadium als sogenannte „aktivierte Arthrose“ zu sekundären entzündlichen Reaktionen kommen.

Info: Bei der medialen Kniearthrose ist der innere Gelenkbereich betroffen, der beim Gehen stärker belastet wird. Eine Änderung des Fußwinkels kann diese Belastung reduzieren. Entscheidend ist eine individuelle Analyse des Gangbilds – pauschale Empfehlungen sind laut Studienlage nicht zielführend.

Quelle: Dieser Artikel basiert teilweise auf Informationen des Independent und der Studie aus The Lancet Rheumatology, Stand: 18. August 2025.

  • VOL.AT
  • Welt
  • Kniearthrose: Forscher entdecken einfache Methode zur Linderung ohne Medikamente