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Eurovision Song Contest 2026: Wiener Stadthalle gegen Olympiahalle Innsbruck

Wiener Stadthalle gegen Olympiahalle Innsbruck.
Wiener Stadthalle gegen Olympiahalle Innsbruck. ©APA/Canva
Der Eurovision Song Contest 2026 findet entweder in der Wiener Stadthalle oder in der Olympiahalle Innsbruck statt. Ein Überblick über die beiden möglichen Locations.
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Die Wiener Stadthalle, entworfen von Roland Rainer, wurde 1958 eröffnet und ist eine der ältesten Mehrzweckhallen Europas. Seit der Eröffnung haben über 75 Millionen Menschen mehr als 13.000 Veranstaltungen besucht, darunter Konzerte, Musicals und Sportevents. Seit 2015 hat die Wiener Stadthalle auch Erfahrung mit dem Eurovision Song Contest.

Halle D als Herzstück der Wiener Stadthalle

Der Bau im Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus dauerte über drei Jahre und symbolisiert den wirtschaftlichen und politischen Wandel der Nachkriegszeit. Renommierte Künstler wie Herbert Boeckl und Maria Bilger gestalteten das Gebäude mit. Die Eröffnung wurde mit einem Auftritt der Staatsoper, der Wiener Philharmoniker und der Wiener Symphoniker gefeiert. Mit knapp 29.000 Quadratmetern Nutzfläche gehört die Wiener Stadthalle zu den größten heimischen Veranstaltungszentren. Allein das Herzstück - die Halle D - fasst bis zu 16.000 Zuschauer. Gegenüber ihrem Ursprungszustand hat der Komplex in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und "Face Lifts" erfahren. Rainer selbst plante etwa die fünfte Halle E, die 1994 die Zuschauerkapazität um 1.300 Plätze erweiterte.

2006 wurde die Musikhalle F errichtet. Sie bietet rund 2.000 Personen Platz und grenzt direkt an die Stadthalle an. Die Hallen A, B und C mit einem Gesamtfassungsvermögen von 4.500 Menschen sind in erster Linie für Sportereignisse reserviert. Auch in den vergangenen Jahren gab es laut Wien Holding umfangreiche Modernisierungen und Umbauten. Inhaltlich positionierte sich die Stadthalle bereits zu Anfangszeiten möglichst breit. 1959 spielte etwa Louis Armstrong sieben ausverkaufte Konzerte, drei Jahre später berichtete Starkosmonaut Juri Gagarin von seiner Weltraummission. Die Uraufführung des Films "Mohn ist auch eine Blume" (1966) mit Gästen wie Sophia Loren, Sean Connery oder Rita Hayworth verwandelte den Bau temporär zum größten Kinosaal Europas. Dass Konzerttermine damals nicht per se abends anberaumt waren, zeigt ein Livegig der Rolling Stones im Jahr 1967. Er begann um 15.30 Uhr.

Wiener Stadthalle mit großer Bandbreite

Im Lauf der Jahrzehnte wurde die Bandbreite immer größer. Hans Orsolic wurde in den Räumlichkeiten der Stadthalle jüngster Box-Europameister (1967) und das Musical "Hair" feierte hier seine deutschsprachige Uraufführung (1970). 1979 trafen sich sogar 141 Delegierte aus 141 Ländern zur UNO-Konferenz. Ein Fixpunkt ist "Holiday On Ice", das dort üblicherweise im Winter mit der jeweils neuesten Produktion gastiert. Auch sportliche Traditionen werden hochgehalten: Das ATP-Tennisturnier findet dort bereits seit 1974 statt. Der logistische Aufwand dafür ist vermutlich eine Spur geringer als für ein Event 2004. Damals wurde für die Schwimm-Kurzbahn-EM in der Halle D sogar ein 25 Meter langes Becken errichtet. 2015 beherbergte die Stadthalle nach dem Triumph von Conchita Wurst 2014 in Kopenhagen den Song Contest. Auch kommendes Jahr werden ESC-Fans erneut in Wiens größte Indoor-Arena pilgern, sollte Wien den Zuschlag erhalten. Ein bisschen Song Contest durchwehte die Stadthalle in der Vergangenheit aber auch schon früher. So gaben immer wieder ehemalige Gewinner des europäischen Wettsingens Konzerte in der Stadthalle - darunter ABBA, Celine Dion oder Udo Jürgens.

Verwendung der Wiener Stadthalle als Coronateststraße

Was 2015 noch nicht absehbar war: 2020 wurde die Stadthalle zur großen Coronateststraße umfunktioniert. In Konflikt mit dem regulären Programm geriet man nicht, da Veranstaltungen zu jener Zeit bekanntlich untersagt waren. Einige davon - etwa das Bike-Spektakel "Masters of Dirt" - wurden tatsächlich verschoben und nach Ende der Pandemie mit mehrjähriger Verspätung nachgeholt. Im Jahr 2024 fanden in der Stadthalle mehr als 300 Veranstaltungen mit über einer Million Besucherinnen und Besuchern statt. Das Jahr 2025 läuft sogar noch besser - und könnte somit zu einem der stärksten Jahre in der Geschichte werden, wie die Wien Holding der APA mitteilte. Der Umsatz lag im Vorjahr bei rund 22 Mio. Euro. Aktuell geht man davon aus, dass er heuer höher sein wird. Zu den größten Events gehörten in diesem Jahr bisher etwa die Konzerte von Billie Eilish, Green Day oder Bilderbuch.

Neue Arena in Wien in Planung

Was die Zukunft des großteils unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes anbelangt, gibt es durchaus Fragezeichen. Denn die Stadt plant, in St. Marx eine neue, deutlich größere Eventarena zu errichten. Damit würden wohl zahlreiche Veranstaltungen, für die bisher die Stadthalle gebucht wird, dort stattfinden. Den kommenden Song Contest betrifft das nicht mehr: Die Eröffnung der neuen Halle ist für 2030 geplant. Allerdings war es zuletzt nach Einsprüchen im Vergabeverfahren zu deutlichen Verzögerungen gekommen. Der ursprüngliche Plan hätte durchaus noch für ESC-Ehren gereicht, sah dieser doch eine Fertigstellung bis 2024 vor.

Olympiahalle Innsbruck: Multifunktionsschlachtross will mit Fläche punkten

Sie ist zwar etwas jünger als die "große Schwester" der Bundeshauptstadt, hat aber auch schon etliche Jahre auf dem Buckel: Die 1964 eröffnete Innsbrucker Olympiahalle - die im Fall der Fälle als multifunktionale Location den Eurovision Song Contest 2026 beherbergen würde. 12.000 Besucher haben dort Platz. Maximal 2.000 Quadratmeter nutzbarer Fläche misst die Halle mit direkter Anbindung an die Autobahnausfahrt Innsbruck-Mitte, die gleichzeitig nur rund 15 Gehminuten von der Innenstadt entfernt liegt. Die Nebenräume umfassen etwa großzügige VIP-Lounges auf vier Ebenen mit insgesamt 1.300 Quadratmetern sowie einen Mehrzwecksaal mit insgesamt 490 Quadratmetern, der in fünf Säle teilbar ist. Die Innsbrucker Verantwortlichen führen aber vor allem auch eine weitere Zahl ins Treffen, nämlich 45.000 Quadratmeter an frei verfügbarer bzw. nutzbarer Fläche, was das gesamte Areal betrifft, wie Olympiaworld-Geschäftsführer Matthias Schipflinger gegenüber der APA erklärte. Auf ebendieser Fläche hätte das gesamte Drumherum rund um die Großveranstaltung, also auch alles infrastrukturell Notwendige, Platz, so Schipflinger. Dies stelle einen Vorteil gegenüber Wien dar: "Wir haben sehr viel Platz." Es wäre vor allem auch ein Song Contest "der kurzen Wege": "Wir müssten nichts über die Stadt verteilen."

Olympiahalle Innsbruck spielt schon alle Stückeln

Denn die Olympiahalle, in der die ESC-Livesendung stattfinden soll, stehe nicht für sich allein, sondern sei Teil der Olympiaworld, bei der Stadt Innsbruck und Land Tirol zu gleichen Teilen Eigentümer sind. Will heißen: Dazu gehören etwa auch zwei weitere, direkt bei der Olympiahalle gelegene Stätten: Das weitum bekannte Tivoli-Fußballstadion sowie die Eishalle, auch Tiwag-Arena genannt. Auch diese würden in das Megaprojekt Song Contest miteingebunden werden. Und eines sei ebenso klar: Die Olympiahalle spiele bereits alle Stückeln. "Wir brauchen eigentlich nix machen", meinte Schipflinger auf die Frage, ob irgendetwas baulicher Natur noch fehle, um den Song Contest ausrichten zu können. Es gebe dann nur "Veranstaltungsspezifisches zu beachten", wie bei jedem anderen Event auch. Klar sei aber natürlich auch, dass es sich beim ESC um die größte Show und auch die größte Herausforderung handeln würde, mit der man es bisher zu tun gehabt habe. Man wäre jedenfalls gerüstet, ließ der Olympiaworld-Geschäftsführer wissen.

Lange, abwechslungsreiche Geschichte der Olympiahalle Innsbruck mit großen Namen

Die Olympiahalle war für die Olympischen Winterspiele 1964 in der Tiroler Landeshauptstadt nach den Plänen des Architekten Hans Buchrainer errichtet worden. Und wurde dann auch zwölf Jahre später, bei den zweiten Winterspielen in Innsbruck im Jahr 1976, wieder zum Schauplatz von Bewerben. Im Jahr 2005 kam es schließlich zu einem Umbau bzw. einer Generalsanierung. Der Standort hat in seiner abwechslungsreichen Geschichte jedenfalls schon viel Hochkarätiges gesehen. Von zahlreichen Konzerten nationaler wie internationaler Topacts angefangen. Als da etwa gewesen wären: Rolling Stones, Bryan Adams, Status quo, Roxette, Simply Red, Bob Dylan, Black Sabbath, Tina Turner, Deep Purple, Lenny Kravitz, Joe Cocker, Marilyn Manson, James Blunt, Cher, Herbert Grönemeyer, Die Toten Hosen, Udo Jürgens, EAV, Rainhard Fendrich, Andreas Gabalier.

Die kunterbunte Platte reichte zudem über zahlreiche Kongresse, Messen und Sportevents bis hin zu Höhepunkten wie dem Papst-Besuch im Jahr 1988 oder Veranstaltungen im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft 2008. Auch der Festgottesdienst samt Bischofsweihe von Innsbrucks neuem Diözesanbischof Hermann Glettler im Jahr 2017 fand ebendort statt. Und vor allem auch TV-Klassiker und Großproduktionen mit großer Reichweite weit über die Grenzen Österreichs hinaus wie "Wetten, dass..? und "Musikantenstadl", die gleich mehrfach in Innsbruck gastierten. "Rein vom technischen Aufwand her" wären übrigens "Wetten, dass..?" und "Musikantenstadl" durchaus mit dem Song Contest vergleichbar, erklärte Schipflinger.

Die Belegung der Halle sei jedenfalls ausgezeichnet, gerade wenn man das vergangene Jahr heranziehe. "Wir hatten im Jahr 2024 insgesamt 252 Belegungstage, davon 121 Veranstaltungstage, 70 für den Aufbau und 61 für den Abbau", schilderte der Olympiaworld-Geschäftsführer. In Bezug auf kommenden Mai sei man auch in anderer Hinsicht gegenüber Wien im Vorteil: Es müssten nur zwei Veranstaltungen für den Song Contest verschoben werden, in der Bundeshauptstadt wären es ungleich mehr.

(APA/Red)

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