Mit außergewöhnlichen 25 Regentagen und Rekordniederschlägen von 401 Litern pro Quadratmeter im Bodenseeraum stellte der Sommermonat alle bisherigen Aufzeichnungen in den Schatten. Während die Temperaturen im Durchschnitt lagen, lässt der August wieder auf sommerlicheres Wetter hoffen, berichtet der ORF Vorarlberg
"Die Sonne hat sich ziemlich rar gemacht oder einfach mal 30 Prozent ihrer Arbeitsstunden verschlafen", beschreibt Meteorologe Thomas Rinderer die Wetterlage im Juli. Ein besonders kurioses Phänomen zeigt sich in manchen Regionen: "Es gibt sogar Ortschaften in Vorarlberg, da haben wir im Februar mehr Sonnenstunden gehabt als im Juli – zum Beispiel in Lech am Arlberg."
Die Niederschlagsstatistik für den vergangenen Monat ist beeindruckend: An 25 von 31 Tagen fiel Regen in Vorarlberg. "Sobald einmal Regen fällt, zählt ein Tag als Regentag. Und dabei hat sich auch an den Regenmengen einiges summiert", erklärt Rinderer. "Bregenz hat es auf 401 Liter pro Quadratmeter gebracht. Und das hat es noch in keinem anderen Juli in der österreichischen Messgeschichte gegeben."
Durchschnittliche Temperaturen trotz Regenrekord
Interessanterweise waren die Temperaturen im Juli trotz der vielen Regentage nahezu normal. "Man vergisst nämlich, dass der Monat sehr heiß gestartet ist", führt Rinderer aus. "Der Juni war ja sehr heiß und auch trocken. Und genau so sind wir auch in den Juli hinein gestartet. Da hatten wir auch drei heiße Tage mit Temperaturen von 30 Grad und mehr."
Diese Anzahl an Hitzetagen entspricht fast dem langjährigen Mittel, das für Feldkirch im Juli vier heiße Tage vorsieht. Trotz zweimaliger deutlicher Abkühlung – inklusive schneebedeckter Berggipfel – lagen die Durchschnittstemperaturen nur minimal unter dem üblichen Niveau: "Im Juli lagen wir unterm Strich nur 0,5 Grad unter dem Mittel. Also man kann sagen, die Temperaturen haben perfekt zur Jahreszeit gepasst, wenn man es über den Monat ermittelt."
Der ungewöhnlich nasse Juli im Vergleich
Die hohe Anzahl an Regentagen ist jedoch außergewöhnlich, wie Rinderer betont: "Normal wären 18 Tage ungefähr der Durchschnitt bei uns in Vorarlberg. Wir sind ein nasses Bundesland. Daran ist unsere Vegetation, unsere Natur gewöhnt. Die braucht das auch. Aber 25 Regentage sind für Juli zu viel."
Dennoch gibt der Meteorologe Entwarnung: "Das ist der typische österreichische Sommer. Was wir im Juni erlebt haben, war komplett atypisch für unsere Region." Er erinnert daran, dass ein durchschnittlicher Sommer in Österreich nicht von durchgehenden Hitzeperioden geprägt ist: "Wir vergessen ganz oft, dass Sommer in Österreich nicht 33 Grad heißt, sondern eigentlich 26 Grad."
Der wechselhafte Juli mit einer Mischung aus sonnigen und regnerischen Tagen sei hingegen charakteristisch für die Region: "Wir hatten mal vier Tage Sonnenschein, drei Tage Regen, mal kühler, mal wärmer um die 26 bis 27 Grad." Für Hitzeliebhaber hat Rinderer einen klaren Rat: "Vier oder fünf heiße Tage wären normal. Das ist einfach eine utopische Vorstellung, dass es bei uns drei Wochen durchgehend 33 Grad hat. Wer das will, muss nach Italien ziehen."
Klimawandel verstärkt Wetterextreme
Trotz des typischen Wechselwetters weist Rinderer auf den Einfluss des Klimawandels hin: "Wir erleben immer häufiger Hitzewellen mit langen, trockenen, heißen Phasen, was aber eher die Ausnahme sein sollte bei uns." Besonders auffällig seien die zunehmenden Starkregenereignisse, wie sie Ende Juli aufgetreten sind.
Diese Entwicklung deckt sich mit wissenschaftlichen Prognosen: "In einem wärmer werdenden Klima bei uns in Mitteleuropa werden trockene, heiße Phasen länger werden und zunehmen, ebenso aber Starkregenereignisse." Konkrete Zahlen belegen bereits die Veränderung: "Die haben jetzt bei uns schon im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter um 30 Prozent zugenommen."
Wetteraussichten: August bringt sommerliche Tage zurück
Für Sonnenanbeter gibt es gute Nachrichten: Nach einem letzten verregneten Tag am Samstag soll es ab Sonntag schrittweise sommerlicher werden. "Am Dienstag oder Mittwoch wird es schon um die 24 bis 25 Grad geben", prognostiziert Rinderer. Nach einem weiteren Tiefdruckgebiet Mitte der Woche soll es dann aufwärts gehen: "Der Donnerstag wird aus heutiger Sicht sonnig und 27 Grad haben, also sonniges Badewetter und Wanderwetter."
Bezüglich langfristiger Wettervorhersagen zeigt sich der Meteorologe skeptisch. Der Juli habe bewiesen, wie unzuverlässig solche Prognosen sein können: "Im Frühling wurde von einem Jahrhundertsommer gesprochen, der angeblich ansteht. Aber Langfristprognosen sind für Mitteleuropa einfach ziemlich unseriös." Er warnt daher vor voreiligen Winterprognosen: "Also an alle, die jetzt schon vom kommenden Jahrtausendwinter reden: Man kann das einfach gar nicht sagen. Saisonprognosen sind sehr, sehr schwierig in allen Regionen der Welt und bei uns in Mitteleuropa noch schwieriger."
(VOL.AT)
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