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Ermittlungen zu Legionellen-Ausbruch in Vorarlberg: Gesundheitsbehörden schweigen über Infektionsquellen

Anfang des Jahres sorgte ein Legionellen-Ausbruch für Aufsehen.
Anfang des Jahres sorgte ein Legionellen-Ausbruch für Aufsehen. ©VOL.AT, Canva
Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hat Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Legionellen-Ausbruch in Vorarlberg aufgenommen. Anfang des Jahres infizierten sich fast 50 Personen mit den gefährlichen Bakterien, deren Quelle lange gesucht wurde. Obwohl die Behörden die Infektionsquellen mittlerweile identifiziert haben, werden Details dazu unter Berufung auf Datenschutz und Amtsgeheimnis zurückgehalten.

Heinz Rusch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, bestätigt die laufenden Ermittlungen gegenüber dem ORF Vorarlberg. Allerdings gibt er zum aktuellen Zeitpunkt keine Informationen darüber preis, gegen wen ermittelt wird und welche Delikte im Raum stehen.

Intensive Suche nach den Infektionsquellen

Zu Jahresbeginn hielt eine Häufung von Legionellen-Infektionen die Gesundheitsbehörden auf Trab. In einer wochenlangen Suchaktion wurden mehr als 220 Proben im gesamten Land entnommen. Da Legionellen durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, konzentrierte sich die Suche hauptsächlich auf Schwimmbäder, Autowaschanlagen, Kühltürme und Arztpraxen. Insgesamt zeigten beinahe 50 Personen Symptome einer durch Legionellen verursachten Erkrankung.

Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen zwei verschiedene Krankheiten auslösen können: die seltenere und gefährlichere Legionärskrankheit, die mit einer Lungenentzündung einhergeht, sowie das häufiger auftretende Pontiac-Fieber. Obwohl Legionellen mit Antibiotika behandelbar sind, kann eine Infektion für Menschen mit geschwächtem Immunsystem tödlich verlaufen.

Anfang April erklärte die Landesregierung den Ausbruch für bewältigt: "Mit umfangreichen Maßnahmen ist es gelungen, die potenziellen Quellen zu identifizieren und zu sanieren." Details zu den genauen Quellen und den Ursachen für die Vermehrung der Bakterien wurden jedoch nicht veröffentlicht.

Behördliche Informationspolitik wirft Fragen auf

Die Behörden weigern sich weiterhin, die genauen Infektionsquellen zu benennen – angeblich um die verantwortlichen Unternehmen zu schützen. Bei den Untersuchungen wurden sechs öffentliche Gebäude und Arztpraxen, 13 Kühltürme, fünf sonstige Aerosolbilder (wie Luftwäscher oder Komposthaufen), zwei Autowaschanlagen und elf weitere Anlagen an öffentlichen Standorten überprüft.

Bereits Anfang März wurde eine Quelle in einem Unternehmenskühlturm entdeckt und saniert, ohne dass die Öffentlichkeit über deren Standort informiert wurde. Es erfolgten keine öffentlichen Aufrufe an mögliche Kontaktpersonen, sich untersuchen zu lassen. Stattdessen warteten die Behörden die Inkubationszeit ab und gaben erst Entwarnung, nachdem keine neuen Erkrankungen mehr gemeldet wurden.

Datenschutz versus öffentliches Interesse

Auf Anfrage des ORF Vorarlberg bezüglich der Infektionsquellen verweigert die Bezirkshauptmannschaft Bregenz die Auskunft mit Verweis auf Amtsgeheimnis und Datenschutz. Man habe zwar die Quelle mit "hoher Wahrscheinlichkeit" gefunden, es hätte jedoch auch weitere Quellen geben können. Die Behörde befürchtet eine Vorverurteilung und möchte vermeiden, dass Unternehmen genannt werden, bei denen zwar Legionellen festgestellt wurden, diese jedoch als ungefährlich für die menschliche Gesundheit einzustufen seien.

Tatsächlich sind nicht alle Legionellen-Stämme krankheitserregend. Das Landesverwaltungsgericht muss nun entscheiden, ob die Behörde die Auskunft über die gefährlichen Legionellen-Quellen zu Recht verweigert hat.

Frühere Fälle mit tödlichem Ausgang

Legionellen-Infektionen haben in der Vergangenheit immer wieder zu Todesfällen geführt. 2004 starb ein Niederösterreicher, der sich am Klagenfurter Campingplatz infiziert hatte. Die Duschanlage war elf Jahre lang nicht auf Legionellen kontrolliert worden. Ein Verantwortlicher der Klagenfurter Stadtwerke wurde 2005 wegen fahrlässiger Gemeingefährdung verurteilt. Anders als im aktuellen Fall hatten die Kärntner Behörden die Infektionsquelle damals öffentlich benannt.

(VOL.AT)

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