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Wie die Liste entstand

Wer in Vorarlberg wirklich Einfluss hat – und wer nicht – war die zentrale Frage hinter dieser Liste. 

Aber was heißt eigentlich Einfluss? Und wie trifft man eine Auswahl, bei der Willkür möglichst ausgeschlossen ist? 

Um genau das sicherzustellen, wurde ein klarer Juryprozess aufgesetzt – mit definierten Kriterien und einem transparenten Bewertungssystem. 

Was Einfluss bedeutet 

Einfluss ist ein mehrdeutiger Begriff – er wird sowohl positiv als auch negativ wahrgenommen. Er ist mehr als Bekanntheit: Einfluss kann sichtbar oder leise wirken, unmittelbar oder strukturell. 

Die Jury hat sich auf eine Definition geeinigt, die zwei Ebenen verbindet: 

  1. Einfluss hat, wer konkret auf das Leben in Vorarlberg einwirkt. 

Zum Beispiel durch Entscheidungen, öffentliche Wirkung oder Gestaltungskraft. 

  1. Einfluss hat aber auch, wer formale Bedeutung besitzt. 

Etwa durch ein politisches Amt, eine wirtschaftliche Führungsrolle, große Reichweite oder gesellschaftliche Anerkennung. 

Wer in Frage kam – und wer nicht 

Berücksichtigt wurden nur Personen, die: 

  • leben, 
  • eine enge Verbindung zu Vorarlberg haben (z. B. hier wohnen, arbeiten oder gesellschaftlich aktiv sind), 
  • im vergangenen Jahr nachweislich Einfluss ausüben – in Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien, Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft oder Sport. 

Nicht berücksichtigt wurden Personen, die: 

  • nur historisch Bedeutung hatten, aber heute keine aktive Rolle mehr spielen, 
  • lediglich durch familiäre oder private Bekanntheit sichtbar sind, ohne eigene Wirksamkeit, 
  • wegen rechtlicher oder ethischer Verfehlungen stark umstritten sind. 

Was bewertet wurde: die fünf Einflussarten 

Die Punktevergabe orientierte sich an fünf übergeordneten Kategorien: 

  • Politisch-gesellschaftlicher Einfluss: Trifft die Person Entscheidungen, die viele Menschen betreffen? Prägt sie Debatten, Haltung, öffentliche Meinung? 
  • Wirtschaftlicher Einfluss: Führt sie ein Unternehmen, trägt Verantwortung für Arbeitsplätze oder Kapital? Beeinflusst sie eine Branche?
  • Innovationskraft und Zukunftsorientierung: Bringt sie neue Ideen, Technologien oder Denkweisen ins Land? Hat sie einen visionären Zugang zu ihrem Thema? 
  • Nachhaltigkeit des Einflusses: Ist der Einfluss kurzfristig – oder über Jahre gewachsen, stabil, dauerhaft? 
  • Sichtbarkeit und Anerkennung: Wird die Person wahrgenommen? Gehört? Zitiert? Oder ist sie im besten Sinne eine Leitfigur? 

So lief der Juryprozess ab 

Die VN-Redaktion stellte zu Beginn eine erste Longlist mit Persönlichkeiten aus allen Bereichen zusammen – quer durch Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Gesellschaft und Sport. 

Diese Liste wurde an die Jury übermittelt, ergänzt, diskutiert und überarbeitet. Am Ende stand eine Longlist mit 186 Namen, auf die sich alle Jurymitglieder verständigten. 

Anschließend bewertete jedes Jurymitglied die Namen schriftlich und unabhängig – basierend auf den zuvor definierten Kriterien: 

  • 10 Personen erhielten 10 Punkte 
  • 10 Personen 9 Punkte 
  • …bis hin zu 10 Personen mit 1 Punkt 

Alle übrigen Personen wurden mit 0 Punkten bewertet. So entstand pro Jurymitglied eine individuell gewichtete Top 100. 

Die Punktevergaben der 11 Jurymitglieder bildeten die Grundlage für die finale Jurysitzung, in der die Jury über die endgültige Liste der „100 einflussreichsten Vorarlberger:innen“ beriet. Dabei wurden gleich bewertete Plätze bereinigt und einzelne Bewertungen gemeinsam eingeordnet. Jede einzelne Platzierung wurde von allen Jurymitgliedern mitgetragen. Die finale Liste wurde einstimmig beschlossen. 

In eigener Sache 

Nicht bewertet wurden Russmedia-Mitarbeiter:innen. 

Uns ist bewusst, dass einige Kolleg:innen – sei es in der Redaktion, im Management oder im publizistischen Umfeld – durchaus einen Platz auf dieser Liste verdient hätten. Dieser Umstand ist uns bewusst – und zugleich Auftrag, verantwortungsvoll damit umzugehen. Aber klar ist auch: Wir können uns selbst nicht bewerten. 

Aus demselben Grund wurden auch die externen Mitglieder der Jury nicht berücksichtigt. 

Auch sie hätten – inhaltlich betrachtet – alle Kriterien erfüllt. Viele von ihnen haben in den letzten Jahrzehnten durch ihr Wirken markante Spuren in Vorarlberg hinterlassen und selbst in hohem Maße Einfluss ausgeübt. Gerade weil sie dieses Wissen und diese Erfahrung mitbringen, war es uns wichtig, sie in die Jury einzubinden. Nicht als Bewertete – sondern als jene, die mit einem breiten Blick und fundierter Einschätzung zur Auswahl beigetragen haben. 

Das ist die Jury

Intern

  • Isabel Russ, Chefredakteurin Vorarlberger Nachrichten (Juryvorsitzende). 
  • Michael Gasser, stellvertretender Chefredakteur Vorarlberger Nachrichten
  • Hanna Reiner, stellvertretende Chefredakteurin Vorarlberger Nachrichten 
  • Andreas Scalet, Ressortleiter Wirtschaft Vorarlberger Nachrichten 
  • Marc Springer, Chefredakteur VOL.AT

Extern

DI Prof. Hermann Kaufmann (70), Architekt
DI Prof. Hermann Kaufmann ©Lisa Dünser

DI Prof. Hermann Kaufmann (70), Architekt 

Der Russ-Preis-Träger (2003) ist einer der renommiertesten Architekten des Landes. Der Wälder ist einer der herausragendsten Vertreter des modernen Holzbaus – und das nicht nur in Vorarlberg, sondern weltweit. Im Mittelpunkt seines Denkens stehen Nachhaltigkeit und Innovation. „Unser Ansatz besteht darin, Neues zu wagen. Wir sind nicht daran interessiert, Bestehendes einfach zu reproduzieren, sondern wir hinterfragen und entwickeln es weiter.“ Hermann Kaufmann hat mit dieser Haltung viel Einfluss auf die Entwicklung der Architektur genommen – und das Bild vieler Orte in Vorarlberg mitgeprägt. 

Kristl Moosbrugger (82), Hotelierin
Kristl Moosbrugger ©Philipp Steurer

Kristl Moosbrugger (82), Hotelierin 

Sie ist die „Grande Dame“ der Hotellerie am Arlberg und genießt weltweites Renommee. In vielem war Kristl Moosbrugger, die im Winter noch täglich auf Skiern steht, „die erste Frau“. Auch 1990, als erstmals eine herausragende Gastgeberin mit dem Titel „Hotelier des Jahres“ ausgezeichnet wurde. 2024 wurde sie beim Vorarlberger Wirtschaftsforum mit dem Ehrenpreis der Vorarlberger Wirtschaft für ihr Lebenswerk gewürdigt. „Ich habe kein Berufsgeheimnis. Alles, was ich tue, ist mit sehr viel Herzblut, Liebe, Engagement und Freude verbunden.“ Längst hat sie das Hotel Post in Lech an ihren Sohn Florian übergeben, ist aber weiterhin bei wichtigen Entscheidungen eingebunden. Die Einflussreichen – nicht nur aus Vorarlberg – gehen seit Jahrzehnten bei ihr ein und aus. 

Mag. Meinrad Pichler (77), Historiker
Mag. Meinrad Pichler ©Roland Paulitsch

Mag. Meinrad Pichler (77), Historiker 

Der Germanist und Historiker prägte das Geschichtsbild Vorarlbergs wie kaum ein anderer. Aus seiner Feder stammt der dritte Band der offiziellen Vorarlberger Landesgeschichte (1861–2015). Pichler gehörte 1982 zu den Mitbegründern der Johann-August-Malin-Gesellschaft. Mit dem 1983 herausgegebenen Sammelband „Nachträge zur neueren Vorarlberger Landesgeschichte“ begann eine erste kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im Land. Als Direktor des BG Gallusstraße in Bregenz (1994–2010) prägte er auch das Geschichtsbewusstsein vieler Schülergenerationen weiter. 

Dr. Reinhard Haller (73), Psychiater
Dr. Reinhard Haller ©Dietmar Stiplovsek

Dr. Reinhard Haller (73), Psychiater 

In seiner Laudatio anlässlich der Russ-Preis-Verleihung 2010 sagte Landeshauptmann Sausgruber: „Er denkt, bevor er redet, und sagt, was er denkt.“ Und das seit Jahrzehnten – nicht nur bei spektakulären Justizfällen, bei denen seine Expertise gefragt ist, zuletzt etwa beim Amoklauf in Graz. Hallers fundierte, aber stets unaufgeregt vorgetragene Analysen sind in Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen anerkannt. Seine Bücher wie Die Macht der Kränkung oder Die Narzissmusfalle wurden zu Bestsellern. Als langjähriger Primar der Suchtklinik Maria Ebene kennt er wie kaum ein anderer die psychologischen Mechanismen hinter Macht, Verhalten und öffentlichem Einfluss. 

Rainer Keckeis ©AK Vorarlberg

Rainer Keckeis (67), ehemaliger Direktor der Arbeiterkammer 

Der Arbeitnehmervertreter war jahrzehntelang Teil des politischen Betriebs in Vorarlberg. Als begnadeter Netzwerker weiß der Feldkircher genau, wie politische Entscheidungen entstehen – und wem sie nützen sollen. Sein Wort hatte in der ÖVP hohes Gewicht, auch wenn seine Aussagen oft pointiert waren und nicht allen gefielen. Seit Herbst 2023 schreibt Keckeis regelmäßig Kommentare zum politischen Geschehen in den VN.  

Dr. Christian Ortner (53), Journalist und Berater
Dr. Christian Ortner ©Maurice Shourot

Dr. Christian Ortner (53), Journalist und Berater

Der Lustenauer war von 2002 bis 2012 Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten, danach bei der NZZ-Gruppe in der Schweiz. Dort war er zunächst Chefredakteur der Ostschweiz am Sonntag, später entwickelte er unter anderem regionale Newsplattformen für CH Media. Seit Anfang des Jahres ist Ortner als Berater selbstständig. Er berät Medienunternehmen, Körperschaften und Persönlichkeiten in Strategie- und Kommunikationsfragen. Teil seines Mandats bei Russmedia ist die Leitung des Projekts „Die 100 Einflussreichsten in Vorarlberg“. 

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