Wohnen in Vorarlberg für immer mehr "existenzielle Herausforderung"

Im Schnitt geben Haushalte demnach rund 33,1 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus, trotz leicht sinkender Inflation bleibe dieser Wert unverändert hoch. Besonders betroffen seien finanzschwache Haushalte und private Mieterinnen und Mieter. Strukturelle Maßnahmen fehlen laut AK weiterhin.
Wohnen sei inzwischen für viele "eine existenzielle Herausforderung", so AK-Präsident Bernhard Heinzle am Donnerstag. In Haushalten mit niedrigen Einkommen belaufen sich die Wohnkosten auf gut 44 Prozent des Einkommens, 2023 lag dieser Wert bei 40,4 Prozent, "ein dramatischer Anstieg".

Im privaten Mietsegment lag der Anteil bei 38 Prozent. Seit 2015 hätten sich zudem die Preise für Wohneigentum mehr als verdoppelt, für viele sei das unerschwinglich.

Wie groß das Problem sei, zeigten auch die Beratungen: 2024 wandten sich über 14.000 Menschen in Sachen Wohnen an die AK, ein Anstieg von 46 Prozent in zwei Jahren.
Scharfe Kritik an der Landesregierung
Seit Jahren weise man die Landesregierung darauf hin, dass der gemeinnützige Wohnbau einer der wirkungsvollsten Hebel zur Wohnkostendämpfung wäre, dennoch stagniere der Anteil der gemeinnützigen Mietwohnungen. Hier brauche es mehr Investition, nur durch eine Angebotsausweitung könnte sichergestellt werden, dass breite Schichten Zugang zu leistbarem Wohnraum erhielten, so Heinzle. Der Bedarf sei hoch. AK-Expertin Ulrike Stadelmann bemängelte, gegen die strukturellen Probleme auf dem Wohnungsmarkt unternehme die Landesregierung bisher zu wenig. Laut Heinle gefährdet die Wohnfrage längst auch den Wirtschaftsstandort.
Wohnbaufördergelder versickern im Budget
Einmal mehr forderte die AK eine Zweckbindung: 2018 bis 2023 hätten Vorarlbergs Arbeitnehmer über 333,4 Mio. Euro für die Wohnbauförderung erwirtschaftet, tatsächlich seien davon aber nur rund 6,9 Mio. Euro für die Wohnraumförderung ausgegeben worden, der Rest sei ins allgemeine Landesbudget geflossen. Diese Beiträge seien aber nicht geschaffen worden, um Budgetlöcher zu stopfen.
Zudem forderte er vom Land mehr günstige Miet-Kauf-Wohnungen, die Kürzungen bei der Sanierungsförderung zurückzufahren und die Bundesmittel für die Sanierung Gemeinnütziger und für den Wohnbau vollständig abzurufen, ebenso brauche es eine Baukosten-Transparenzdatenbank. Es fehle nicht an Vorschlägen, sondern an der Bereitschaft der Landesregierung, diese umzusetzen.
Originalzitate aus der AK Wohnumfrage 2025
- „Für ein Haus mit Grundstück eine halbe Millionen zu zahlen und dafür zu sparen, ok. Für eine 60 Quadratmeter Wohnung ohne Garten so viel zu zahlen, egal wie neu sie ist, und dafür 30 Jahre lang einen Kredit aufzunehmen, ist einfach keine Option. Da gehe ich lieber weniger arbeiten, wenn ich ja doch keine Aussicht auf Eigentum habe.“
- „Vermieter nutzt die Situation aus und erhöht ohne Ende mit der Aussage: Wenn zu teuer ist, dann kann man sich ja was Neues suchen.“
- „Alleinerziehend mit zwei Kindern wird man bei Wohnungsbesichtigungen erst gar nicht mehr eingeladen. Schwierig bei mittlerem Einkommen eine geförderte Gemeindewohnung zu bekommen. Warte nun seit drei Jahren.“
- „Ich kann laut Aussage meiner Gemeinde keine Sozialwohnung beantragen, da ich noch Ersparnisse habe. Also muss man erst arm wie eine Kirchenmaus sein, und dann vielleicht noch fünf bis acht Jahre warten.“
- „Eigenheim gebaut, könnten uns dasselbe Haus mit den gestiegenen Baukosten nicht mehr leisten. Energiekosten sind belastend hoch und Neuerungen am Haus ersetzen Freizeit und Urlaubspläne.“
- „Ich bin seit 20 Jahren Alleinerziehende, zwei Kinder, die ich beide finanziell bei ihren Ausbildungen unterstütze. Beide Kinder leben in Wien und kommen auf Besuch. Daher behalte ich, solange es geht, die große Wohnung. Bei Pensionsantritt in sieben Jahren kann ich mir die Wohnung nicht mehr leisten und muss umziehen.“
(APA/VOL.AT)
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