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Vom Technik-Wunder zum Problemflieger: Boeing 787 nach Absturz erneut unter Beschuss

Im Jahr 2013 kam es zu einem weltweiten Flugverbot für die gesamte Boeing-787-Flotte.
Im Jahr 2013 kam es zu einem weltweiten Flugverbot für die gesamte Boeing-787-Flotte. ©APA/AFP
Nach dem Flugzeugabsturz in Indien scheint der Konzern Boeing vorerst nicht aus den Schlagzeilen zu kommen. Denn das Unglück legt erneut den Fokus auf die problematische Geschichte von Boeings Prestigeprojekt, dem "Dreamliner".

Der Absturz einer Boeing 787 der Air India in Ahmedabad mit 241 Todesopfern sorgt für weltweite Bestürzung. Die Maschine stürzte kurz nach dem Start ab. Neben der menschlichen Tragödie spürt auch Boeing die Folgen: Der Aktienkurs fiel um fünf Prozent.

Besonders bitter ist für Boeing, dass ausgerechnet das Prestigeprojekt des Konzerns – die 787 – in einen der schwersten Flugzeugabstürze der Luftfahrtgeschichte verwickelt ist. Auch wenn die genaue Unglücksursache noch nicht feststeht, wirft der Absturz bereits jetzt kritische Fragen auf. Denn der vergleichsweise junge Flugzeugtyp mit dem Namen Dreamliner war in der Vergangenheit bereits mehrfach durch Negativschlagzeilen aufgefallen.

Leichter, leiser und lohnend

Die Entwicklung des heutigen Flaggschiffs begann im Jahr 2003 – zunächst unter dem Projektnamen "7E7". Die Erwartungen waren hoch: Boeing kündigte nicht weniger als eine Revolution im Flugzeugbau an – mit einem leichteren, effizienteren und leiseren Flugzeug, das zugleich mehr Komfort bieten sollte.

Sechs Jahre später absolvierte der Dreamliner seinen Erstflug, 2011 folgten die ersten Auslieferungen. Seither wurden über 1.000 Exemplare des Typs 787 produziert. Große Fluggesellschaften wie United, Qatar Airways und Lufthansa setzen den Dreamliner weltweit im Linienbetrieb ein.

Weltweites Flugverbot im Jahr 2013

Allerdings blieb der Dreamliner nicht von Pannen verschont: 2013 verhängte die US-Luftfahrtbehörde FAA ein weltweites Flugverbot für sämtliche Maschinen des Typs 787, nachdem es bei All Nippon Airways und Japan Airlines zu Batteriebränden gekommen war. Zwar meldete United Airlines im Jahr 2017 erneut Probleme mit der Batterie, dieser Vorfall wurde jedoch als Einzelfall eingestuft.

Ab 2019 rückte insbesondere das Boeing-Werk in South Carolina in den Fokus: Meldungen über Risse, fehlerhafte Verklebungen, mangelhafte Komponenten und strukturelle Schwächen häuften sich. Die Folge war ein mehrmonatiger Auslieferungsstopp im Jahr 2021. Erst nach eingehender Prüfung durch die FAA durfte Boeing die Produktion wieder aufnehmen.

Whistleblower warnte

Im Jahr 2024 geriet Boeing erneut ins Zentrum schwerer Vorwürfe: Ein unternehmensinterner Whistleblower, der Ingenieur Sam Salehpour, erhob schwere Anschuldigungen gegen den Konzern. Demnach seien Rumpfteile des Dreamliners nicht ordnungsgemäß verschraubt worden – mutmaßlich mit voller Absicht, um Zeit in der Produktion zu sparen.

Salehpour zufolge seien sicherheitsrelevante Mängel bewusst ignoriert worden. Boeing räumte später ein, dass bestimmte Tests lediglich dokumentiert, jedoch nicht tatsächlich durchgeführt worden seien. Die US-Luftfahrtbehörde FAA reagierte und leitete eine offizielle Untersuchung ein.

Am Flughafen Zürich im Einsatz

Im selben Jahr kam es bei einem Flug der südamerikanischen Fluglinie LATAM zu einem weiteren Zwischenfall: Ein Dreamliner verlor während des Flugs plötzlich an Höhe, mehr als 50 Passagiere wurden dabei verletzt. Als Ursache wurde ein verrutschter Cockpitsitz festgestellt, der das Steuer beeinflusste.

Zwar ist der Dreamliner nicht Teil der Flotte der Swiss, dennoch kommt der Flugzeugtyp am Flughafen Zürich regelmäßig zum Einsatz. Neben Air India nutzen auch Qatar Airways, Etihad Airways und American Airlines das Modell für Langstreckenverbindungen ab der Schweiz.

(VOL.AT)

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