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Wussten Sie eigentlich, wie viele Inseln der Bodensee hat?

Einblicke in die vielfach wenig bekannte Welt der Bodensee-Inseln – ihre Geschichte, ihre Bedeutung und ihr heutiger Zustand


Der Bodensee ist mit einer Fläche von rund 536 Quadratkilometern das drittgrößte Binnengewässer Europas – und trotz seiner gewaltigen Ausdehnung überraschend inselarm. Einige von ihnen sind gut bekannt, touristisch erschlossen oder gar von historischer Bedeutung, andere wiederum sind so klein oder abgelegen, dass sie selbst Einheimischen kaum geläufig sind. Einst zählte der See mehr Inseln – doch einige sind mittlerweile verschwunden, wurden zu Halbinseln oder liegen heute als Untiefen unter der Wasseroberfläche. Heute gibt es noch 14 Inseln im Bodensee.

Reichenau – Die größte Insel des Bodensees

©DB Achim Mend/DPA

Mit einer Fläche von 4,3 Millionen Quadratmetern ist die Reichenau die größte Insel im Bodensee – und zugleich ein Ort voller Geschichte. Sie liegt im Untersee und ist über einen Damm mit dem Festland verbunden. Rund 3.300 Menschen leben heute auf der Insel, die für ihren intensiven Gemüsebau bekannt ist: Drei Freilandernten pro Jahr sind durch das milde Seeklima möglich.

Früher war die Reichenau ein bedeutendes geistliches Zentrum Europas – das dortige Benediktinerkloster galt als kulturelles Leuchtturmprojekt des Mittelalters. Seit dem Jahr 2000 zählt die „Klosterinsel Reichenau“ zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Lindau – Inselstadt mit Geschichte

©VOL.AT/Steurer

Die Insel Lindau ist mit 519.183 Quadratmetern die zweitgrößte Insel im Bodensee. Sie ist das historische Herzstück der Stadt Lindau und durch einen Bahndamm sowie die Landtorbrücke mit dem Festland verbunden. Rund 2.850 Menschen leben heute auf der Insel – deutlich weniger als zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als hier noch über 5.800 Einwohner registriert waren.

Die bekannte Hafenpromenade mit Leuchtturm und bayerischem Löwen zählt zu den meistfotografierten Motiven am Bodensee. Auch die mittelalterliche Altstadt zieht jährlich Tausende Besucher an.

Mainau – Die Blumeninsel

©Patrick Seeger dpa/lsw

Mit rund 447.584 Quadratmetern ist die Mainau die drittgrößte Insel im See. Sie gehört zur Stadt Konstanz und zählt zu den wichtigsten Tourismuszielen der Region. Jährlich besuchen über eine Million Gäste die sogenannte Blumeninsel, die für ihre botanischen Gärten, Palmenhaus und Schlossanlage berühmt ist.

Nur etwa 40 Menschen leben dauerhaft auf der Mainau. Seit 1974 ist sie im Besitz der schwedischstämmigen Familie Bernadotte, die die Insel bis heute betreibt.

Langenrain (Triboldingerbohl) – Die Vogelschutzinsel

©Lothur / Wikipedia

Die viertgrößte Insel trägt offiziell den Namen Langenrain, wird aber auch Triboldingerbohl genannt. Sie liegt bei Konstanz im Wollmatinger Ried – einem der bedeutendsten Feuchtgebiete Mitteleuropas. Die Fläche beträgt 135.570 Quadratmeter.

Die Insel besteht aus sogenanntem Schnegglisand, einem Kalkablagerungsprodukt von Blaualgen. Heute ist Langenrain vollständig unter Naturschutz gestellt.

Mittler (Langbohl) – Kaum bekannt, aber groß

Die fünftgrößte Insel ist die Mittler oder auch Langbohl genannte Landmasse. Sie liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu Langenrain und misst 31.254 Quadratmeter. Eine Flachwasserzone trennt die beiden Inseln. Trotz ihrer Größe ist Mittler kaum bekannt – sie liegt im Schatten ihrer prominenteren Nachbarn.

Dominikanerinsel – Geschichte mitten in Konstanz

© Achim / Wikipedia

Die Dominikanerinsel ist 18.318 Quadratmeter groß und gehört zur Stadt Konstanz. Sie war einst Standort eines Dominikanerklosters, heute befindet sich dort ein gehobenes Hotel. Die Insel ist nur durch einen schmalen Stadtgraben vom Festland getrennt und über eine Brücke erreichbar. Aufgrund ihrer Lage mitten in der Altstadt hat sie trotz ihrer kleinen Fläche eine hohe städtebauliche Bedeutung.

Wulesaueninsel – Die jüngste Insel im See

©Google Maps

Erst 1986 künstlich aufgeschüttet, dient die Wulesaueninsel (17.500 m²) in Kreuzlingen dem Hafenschutz. Die Insel ist Teil eines Naturschutzprojekts und bietet Wollschweinen, Wasserbüffeln und Hochlandrindern Lebensraum. Zudem brüten zahlreiche Vogelarten auf dem Eiland – daher auch der Name: Wulesauen bedeutet „wühlende Schweine“.

Insel Werd – Klosterinsel in der Schweiz

©Adrian Michael / Wikipedia

Die Insel Werd liegt bei Eschenz (CH) und misst 15.854 Quadratmeter. Auf ihr befindet sich das gleichnamige Kloster Werd, das auf eine über 1.200-jährige Geschichte zurückblickt. Noch heute leben dort Franziskaner. Eine hölzerne Fußgängerbrücke verbindet die Insel mit dem schweizerischen Festland.

Unteres und Mittleres Werdli – Klein, aber bedeutend

Das Untere Werdli hat rund 6.000 Quadratmeter, das Mittlere Werdli etwa 4.000 Quadratmeter Fläche. Beide dienen als Rast- und Überwinterungsgebiete für Wasservögel und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Vogelinseln bei Immenstaad – Doppelt geschützt

©Google Maps

Die Vogelinseln bei Immenstaad bestehen aus zwei Landmassen mit zusammen 10.720 Quadratmetern. Sie sind über einen flachen Kanal voneinander getrennt und stehen vollständig unter Naturschutz – als Brutstätte zahlreicher Wasservögel.

Liebesinsel – Filmreife Kulisse

©Google

Mit nur 2.620 Quadratmetern ist die Liebesinsel bei Radolfzell ein romantisch klingender Ort. Sie gehört zum Naturschutzgebiet Mettnau und wurde durch den Heimatfilm „Die Fischerin vom Bodensee“ bekannt. Dort verbringen die Hauptfiguren eine entscheidende Liebesnacht. Die Insel ist unbewohnt.

Vogelinsel bei Lindau-Zech – Klein, geschützt, leuchtend

Die Vogelinsel bei Lindau-Zech misst gerade einmal 710 Quadratmeter, ist aber durch das dortige Molenfeuer ein wichtiger Punkt für die Schifffahrt. Auch sie steht unter Naturschutz. In unmittelbarer Nähe liegt eine kleine, unbenannte Insel, die bei Hochwasser überspült wird.

Insel Hoy – Die kleinste Insel im Bodensee

©VOL.AT/Strobel

Die Hoy ist mit 53 Quadratmetern die kleinste Insel im See – künstlich geschaffen und 1934 eingeweiht. Sie liegt etwa 400 Meter von Lindau entfernt und wurde früher als Badeinsel genutzt. Heute gehört sie zum Naturschutzgebiet und ist nur bei niedrigem Wasserstand sichtbar.

Verschwundene Inseln im Bodensee

Der Bodensee hat im Laufe der Jahrhunderte auch mehrere Inseln verloren – durch Sedimentablagerungen, Baumaßnahmen oder klimatische Veränderungen. So wurde die Galgeninsel bei Lindau, auf der einst Hinrichtungen stattfanden, durch Aufschüttungen mit dem Ufer verbunden und ist heute eine Halbinsel. Auch die ehemalige Insel Wasserburg, einst im Besitz der Fugger, ist heute über einen Damm mit dem Festland verbunden und wird nicht mehr als eigenständige Insel geführt.

Völlig verschwunden ist die Insel Tegerstein, deren Überreste heute unter der Wasseroberfläche liegen – sie ist nur noch geologisch nachweisbar. Ähnlich verhält es sich mit dem Entlibühl bei Gottlieben, einer winzigen Insel, die durch Erosion und Sedimentumlagerung allmählich im See versank. Heute ist sie lediglich noch als flache Untiefe bekannt – kaum sichtbar, aber für ortskundige Fischer und Naturschützer ein Begriff.

Diese Veränderungen zeigen eindrucksvoll, dass der Bodensee ein lebendiges, sich stetig wandelndes Ökosystem ist – und dass auch scheinbar unbewegte Landschaftsformen wie Inseln alles andere als dauerhaft sein müssen.

(VOL.AT)

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