"Ein oder zwei Euro für den Mehraufwand" - Was Gastronomen vom Portionen teilen halten

Teilen liegt im Trend – auch in der Gastronomie. Gerade in Zeiten steigender Preise überlegen sich viele Gäste genau, was sie konsumieren.
Ein Phänomen, das auch in Vorarlbergs Gasthäusern und Restaurants angekommen ist: Statt zwei Gerichte zu bestellen, teilen sich Paare oder Gruppen eine Portion. Klingt nach einem harmlosen Wunsch, sorgt hinter den Kulissen aber für Diskussionen.
Wie reagieren die Betriebe darauf? Gibt es Verständnis, klare Regeln oder sogar Aufpreise? VOL.AT hat mit Gastronomen aus dem Land gesprochen – und ganz unterschiedliche Haltungen erfahren.
Video: Das sagen Gastronomen
"Es gibt leider Leute, die das schamlos ausnutzen"
Wirtin Jill Sabrina Laner, kennt das Teilen von Portionen aus ihrem Alltag nur zu gut: "Bei uns kommt das sehr regelmäßig vor."
Grundsätzlich hätten sie im Haus Verständnis – "auf der einen Seite haben wir natürlich für die Situation der Gäste und aus eigener Erfahrung Verständnis" –, doch sie spricht auch offen über die Schattenseiten: "Es gibt leider Leute, die das schamlos ausnutzen."
Das Thema sei eine "Gratwanderung", denn auch wenn das Teilen allen Gästen grundsätzlich ermöglicht werde, müsse man sehen: "Da steckt ein Aufwand dahinter – Besteck, Servietten, ein Mensch, der bedient und bezahlt werden muss."

Laner betont, dass ihr Servicepersonal situativ entscheidet: "Wenn da ein Senioren-Paar sitzt und ein Wiener Schnitzel gemeinsam isst – ja klar, die schaffen nicht viel mehr. Aber wenn man sieht, dass ein junges Paar kommt und nur sparen möchte – das kann nicht sein." In solchen Fällen werde auch mal ein kleiner Aufpreis verlangt: "Ein oder zwei Euro, nur für den Mehraufwand." Das System sei bewusst flexibel: "Bei uns ist der Service darauf angewiesen, dass die das selber klemmen – mit Menschenkenntnis und Gefühl."
Trotz allem zeigt Laner viel Verständnis: "Ich bin selbst eine alleinerziehende Mama und weiß, wie man aufs Geld schauen muss." Auch in ihrem Umfeld sehe sie, "dass die Preise in der Gastronomie wahnsinnig gestiegen sind – und noch steigen werden."
"Absolut kein Problem"

Während Wirtin Laner das Teilen von Speisen zwar erlaubt, aber klar auf den damit verbundenen Mehraufwand und mögliche Missbrauchsfälle hinweist, sieht Lucas Fussenegger, Küchenchef im "Lausbuöb" in Lustenau, die Sache deutlich entspannter. "Im Prinzip ist es eine Dienstleistung, die im Nachhinein bezahlt wird", sagt er – ob ein Gericht geteilt wird oder nicht, sei für ihn "absolut kein Problem".
Zwar gehe dadurch theoretisch Umsatz verloren, aber Fussenegger denkt weiter: "Wenn du unfreundlich bist und den Leuten nicht entgegenkommst, dann werden sie schlecht über dich reden und kommen sehr wahrscheinlich nicht mehr." Letztlich verliere man durch mangelnde Gastfreundschaft auf lange Sicht mehr, als man durch eine einzelne geteilte Portion einspare.
"Gehört zu einem guten Service"

Einen dritten Zugang zum Thema bringt Bozo Francesevic, Pächter des Roten Hauses in Dornbirn, ins Spiel. Francesevic versteht das Teilen von Speisen als Teil des gastronomischen Selbstverständnisses: "Es gehört zu einem guten Service und das bieten wir unseren Gästen gerne an.
Zwar komme das Teilen nur selten vor – "immer wieder zwischendurch" –, doch für ihn steht fest: "Das stört uns auch nicht." Einen Aufpreis für das Teilen lehnt er kategorisch ab: "Warum auch? Wenn jemand keinen Hunger hat, nur ein bisschen probieren will oder die Portion zu groß ist, dann gehört das für uns einfach dazu."
(VOL.AT)
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