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Rund um den See geben die Fischer auf – bleibt Vorarlberg als letzte Bastion?

Hartinger/Serra/VN
Hartinger/Serra/VN
Die Berufsfischerei am Bodensee steht vor dem Aus. In Deutschland und der Schweiz geben sich immer mehr Fischer geschlagen, Verbände lösen sich auf, Boote bleiben im Hafen. Doch wie sieht es in Vorarlberg aus? Ist das Bundesland das letzte gallische Dorf? VOL.AT hat mit den Verantwortlichen gesprochen.

In Vorarlberg gibt es insgesamt noch fünf Berufsfischer. Drei von ihnen stehen kurz vor der Pension. Nachwuchs? Unsicher. Perspektive? Fraglich. „Ich bin mit meinen 45 Jahren der jüngste Obmann rund um den See“, sagt Albert Bösch, der die Vorarlberger Berufsfischerei anführt – und gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Stellvertreter das letzte bisschen Verband am Leben hält.

Während der Schweizer Berufsfischerverband bereits Geschichte ist und auch der internationale Bodenseefischerei-Verband in Deutschland kurz vor der Auflösung steht, kämpfen Bösch und seine Kollegen noch. Doch wie lange lässt sich der Kampf gegen Kormorane, Quaggamuscheln, sinkende Fangzahlen und wirtschaftliche Unsicherheit noch durchhalten?

Die Quagga Muschel - Aufgrund des Nährstoff Entzuges eine absolute Bedrohung für die heimischen Fischarten. ©Serra/VN

„Wenn unser Verband fällt, verlieren wir nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch unsere Interessenvertretung in der Landwirtschaftskammer“, erklärt Bösch. „Dann steht jeder einzelne Fischer bei rechtlichen und politischen Themen komplett allein da.“

Eine Frage der Nachhaltigkeit

Die eben genannten Nachteile sind bei Weitem nicht die einzigen, die ein Wegfall des Verbandes – oder ganz generell der Fischerei am Bodensee in Vorarlberg – mit sich bringen würde. Sollten die Fischer aufgeben, müsste man sich die Frage stellen, wie die Bevölkerung künftig nachhaltig versorgt werden kann. Fisch zu importieren und über weite Strecken liefern zu lassen, entspricht nicht gerade den Prinzipien des Umweltschutzes.

Der See verändert sich – und das schneller, als die meisten mitkommen. Sinkender Nährstoffgehalt, invasive Arten und das Felchen-Fangverbot setzen die Branche unter Druck. Die geplante Reduktion auf 80 Berufsfischereipatente bis 2020 wurde längst übertroffen – aktuell sind es rund um den Bodensee nur noch rund 65. Ein dramatischer Rückgang.

Albert Bösch ist stolz das Erbe seiner Großeltern auf dem Bodensee weiterzuführen. ©Hartinger/VN

Was sind die Perspektiven?

Noch funktioniert der Vorarlberger Verband – weil ein paar Menschen Verantwortung übernehmen. „Aber es ist eine Frage der Zeit“, sagt Bösch. „Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, kann es auch bei uns in fünf bis zehn Jahren vorbei sein.“

auch nach dem Gespräch mit Bösch bleiben Fragen offen. Ist Vorarlberg das letzte gallische Dorf der Bodenseefischerei, oder ist der Verband im Ländle das letzte Kapitel einer untergehenden Branche.

(VOL.AT)

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