Rund um den See geben die Fischer auf – bleibt Vorarlberg als letzte Bastion?

In Vorarlberg gibt es insgesamt noch fünf Berufsfischer. Drei von ihnen stehen kurz vor der Pension. Nachwuchs? Unsicher. Perspektive? Fraglich. „Ich bin mit meinen 45 Jahren der jüngste Obmann rund um den See“, sagt Albert Bösch, der die Vorarlberger Berufsfischerei anführt – und gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Stellvertreter das letzte bisschen Verband am Leben hält.
Während der Schweizer Berufsfischerverband bereits Geschichte ist und auch der internationale Bodenseefischerei-Verband in Deutschland kurz vor der Auflösung steht, kämpfen Bösch und seine Kollegen noch. Doch wie lange lässt sich der Kampf gegen Kormorane, Quaggamuscheln, sinkende Fangzahlen und wirtschaftliche Unsicherheit noch durchhalten?

„Wenn unser Verband fällt, verlieren wir nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch unsere Interessenvertretung in der Landwirtschaftskammer“, erklärt Bösch. „Dann steht jeder einzelne Fischer bei rechtlichen und politischen Themen komplett allein da.“
Eine Frage der Nachhaltigkeit
Die eben genannten Nachteile sind bei Weitem nicht die einzigen, die ein Wegfall des Verbandes – oder ganz generell der Fischerei am Bodensee in Vorarlberg – mit sich bringen würde. Sollten die Fischer aufgeben, müsste man sich die Frage stellen, wie die Bevölkerung künftig nachhaltig versorgt werden kann. Fisch zu importieren und über weite Strecken liefern zu lassen, entspricht nicht gerade den Prinzipien des Umweltschutzes.
Der See verändert sich – und das schneller, als die meisten mitkommen. Sinkender Nährstoffgehalt, invasive Arten und das Felchen-Fangverbot setzen die Branche unter Druck. Die geplante Reduktion auf 80 Berufsfischereipatente bis 2020 wurde längst übertroffen – aktuell sind es rund um den Bodensee nur noch rund 65. Ein dramatischer Rückgang.

Was sind die Perspektiven?
Noch funktioniert der Vorarlberger Verband – weil ein paar Menschen Verantwortung übernehmen. „Aber es ist eine Frage der Zeit“, sagt Bösch. „Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, kann es auch bei uns in fünf bis zehn Jahren vorbei sein.“
auch nach dem Gespräch mit Bösch bleiben Fragen offen. Ist Vorarlberg das letzte gallische Dorf der Bodenseefischerei, oder ist der Verband im Ländle das letzte Kapitel einer untergehenden Branche.
(VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.