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Missbrauchsprozess gegen Schauspieler Gérard Depardieu gestartet

Der Prozess dreht sich um Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Dreharbeiten zum Film "Les volets verts" (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021.
Der Prozess dreht sich um Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Dreharbeiten zum Film "Les volets verts" (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. ©APA/AFP/DIMITAR DILKOFF
Erstmals sitzt Frankreichs Filmikone Gérard Depardieu wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe vor Gericht.

Der 76-Jährige ging zu Mittag leicht auf seinen Anwalt gestützt in den prall gefüllten Pariser Gerichtssaal.Verteidiger Jérémie Assous sagte vor der Presse: "Alle Anschuldigungen sind gelogen." Dies werde man nun beweisen. "Die Wahrheit ist auf unserer Seite."

Eigentlich hätte das Verfahren gegen den einst gefeierten Filmhelden bereits im Oktober stattfinden sollen. Kurzfristig wurde es dann aber wegen des Gesundheitszustands des Angeklagten verschoben. Laut medizinischem Gutachten soll der Darsteller nun nur sechs Stunden am Tag in der Anhörung sitzen. Zwischendurch soll es für ihn eine 15-minütige Pause geben.

Zum Auftakt des auf zwei Tage anberaumten Prozesses ging der ganz in schwarz gekleidete Depardieu langsam zur Anklagebank, bestätigte seine Personalien und erklärte, auf die Fragen des Gerichts antworten zu wollen. Der Verlesung der Anklage hörte er schweigend zu.

Beide Klägerinnen anwesend

Der Prozess dreht sich um Vorwürfe sexueller Belästigung bei den Dreharbeiten zum Film "Les volets verts" (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Zwei Frauen haben Beschuldigungen gegen Depardieu vorgebracht. Sie waren im Gericht anwesend.

This court sketch created on March 24, 2025, shows French actor Gerard Depardieu (R) and his lawyer Jeremie Assous (C) being auditioned during his trial in which he is accused of sexually abusing two women during a film shoot in 2021, at the Paris criminal court in the Tribunal de Paris courthouse, on March 24, 2025. Depardieu, 76, who has made more than 200 films and television series, has been accused of improper behaviour by around 20 women but this is the first case to come to trial. The two plaintiffs -- Amelie, 54, a set dresser, and Sarah (name changed), 34, an assistant director -- allege sexual assault during the filming in 2021 of "Les Volets Verts" ("The Green Shutters") by director Jean Becker. (Photo by Benoit PEYRUCQ / AFP) ©APA/AFP/BENOIT PEYRUCQ

Eine der Klägerinnen, eine über 50-jährige Dekorateurin, wirft ihm vor, sie an dem Drehort, einer Pariser Wohnung, in einem Korridor an sich gezogen zu haben. Dabei soll er sie mit seinen Beinen fixiert und sie über der Kleidung an Brust, Gesäß und Intimbereich berührt haben - begleitet von obszönen Bemerkungen. Im Februar 2024 erstattete sie Anzeige wegen sexueller Übergriffe, Belästigung und sexistischer Beleidigungen.

Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, wirft dem Schauspieler vor, sie am Filmset unsittlich an Brust und Gesäß berührt zu haben. Bereits zuvor soll er ihr auf der Straße nachgestellt haben. Sie zeigte ihn im März 2024 an. Depardieu drohen bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug und 75.000 Euro Geldstrafe.

Kämpferischer Anwalt verteidigt Depardieu

Depardieu hat sich zu seiner Verteidigung den bekannten Strafverteidiger Jérémie Assous genommen. Der 48-Jährige ist bekannt für seinen scharfsinnigen und provokativen Stil und hatte bereits im Herbst 2024 die Verschiebung des Prozesses erreicht.

Im Vorfeld bezeichnete er die Anschuldigungen als "völlig erfunden". Am Dienstag will Assous etliche Zeugen hören lassen - darunter die Schauspielerin Fanny Ardant und eine Lichttechnikerin.

Depardieu selbst bestreitet sämtliche Vorwürfe. In einem in der Zeitung "Le Figaro" Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz". Er sei sein ganzes Leben lang provokativ, anmaßend und manchmal unhöflich gewesen. Ein Vergewaltiger sei er jedoch nicht. Niemals habe er eine Frau missbraucht.

Proteste vor Prozessbeginn

Zum Prozessauftakt versammelten sich Frauenrechtlerinnen vor dem Gerichtsgebäude. Auf ihren Spruchbändern war zu lesen: "Wir glauben den Opfern" und "Alle Vergewaltigungen vor Gericht, alle Prozesse ins Rampenlicht."

Seit Jahren melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die Depardieu sexuelle Übergriffe vorwerfen. Nur noch wenige Personen stehen seitdem zu der einst gefeierten Größe der französischen Kultur. Zu ihnen gehören Schauspielerin Ardant, seine Ex-Lebensgefährtin Carole Bouquet und Magda Vavrusova. Die Schauspielerin und Produzentin ist seit 2017 seine Partnerin.

Möglicherweise muss Depardieu auch in einem weiteren Fall vor Gericht. 2018 hatte ihn die Schauspielerin Charlotte Arnould wegen mutmaßlicher Vergewaltigung verklagt. Auch diesen Vorwurf weist er von sich. Arnould war am Montag unter den Zuschauerinnen im Gerichtssaal.

Der preisgekrönte Schauspieler hat in mehr als 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden, wie "Cyrano von Bergerac", "Asterix und Obelix" und "Die letzte Metro".

(APA)

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