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Drei Jahre Ukraine-Krieg: 12,7 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen

Bilanz nach drei Jahren Ukraine-Krieg
Bilanz nach drei Jahren Ukraine-Krieg ©AFP
Drei Jahre nach Beginn der Eskalation des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung verheerend: 12,7 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Das teilte die Hilfsorganisation CARE am Donnerstag mit.
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Rund 6,8 Millionen sind auf der Flucht und 3,6 Millionen Menschen innerhalb ihrer Heimat vertrieben. Die Zahl der zivilen Todesopfer wird auf mehr als 12.000 geschätzt, darunter über 2.400 Kinder. Zehntausende sind verletzt.

 "Die Trump'sche Herangehensweise zu einer Friedenslösung macht mehr Angst, als sie hilft", ergänzte die Caritas unter Verweis auf Verhandlungen der US-Regierung von Präsident Donald Trump mit Russland ohne die Einbeziehung der Ukraine. "Unabhängig vom Verlauf von Gesprächen muss die Hilfe in der Ukraine weitergehen, die Bevölkerung ist darauf angewiesen", betonte Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas. Die drohende Aussetzung der Programme der US-Entwicklungszusammenarbeitsbehörde USAID sorge auch in der Ukraine für große Verunsicherung. "Deshalb ist es jetzt wichtiger denn je, unsere Solidarität mit der Ukraine deutlich zu machen und in der Hilfe nicht nachzulassen." Mit einem Lichtermeer am Stephansplatz am heutigen Donnerstag möchte die Caritas gemeinsam mit der ukrainischen Gemeinde mit tausenden Kerzen an die verheerende Situation von Kindern im Krieg erinnern und ein Zeichen der Hoffnung setzen.

3,2 Millionen Kinder betroffen

Über 3,2 Millionen Kinder sind allein in der gesamten Ukraine vom Krieg betroffen, betont die Caritas. Mehr als 1.600 Schulen wurden seit Kriegsbeginn beschädigt, über 200 zerstört - und laufend werden weitere Bildungseinrichtungen getroffen. Jede fünfte Schule musste geschlossen werden, weil es keine sicheren Schutzräume gibt. Die Caritas unterstützt mit sogenannten Child Friendly Spaces - Orte, an denen Psychologen und Sozialarbeiter es den Kindern ermöglichen, inmitten der Kriegswirren einfach wieder mal Kind zu sein. Sie erhalten Lernhilfe und erleben soziale Interaktion. Seit Kriegsausbruch 2022 konnten über 100.000 Kinder in 34 Projekten der Caritas erreicht werden. Gemeinsam mit dem Caritas-Netzwerk wurden demnach mehr als vier Millionen Menschen erreicht.

Neben Schulen wurden auch Krankenhäuser und lebenswichtige Infrastruktur durch Angriffe schwer beschädigt, was die Strom- und Wasserversorgung vielerorts stark beeinträchtigt. Zudem erschwert die anhaltende Gefahr durch Angriffe und Landminen den Alltag der Familien in den Frontgebieten. "Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainern sind seit Kriegsbeginn vor drei Jahren unvorstellbaren Ängsten ausgesetzt. Viele befinden sich in einem emotionalen Ausnahmezustand", sagte ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift in einer Aussendung. CARE, unterstützt durch die Austrian Development Agency (ADA), arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um Familien im Osten der Ukraine nicht nur Schutz, Nahrungsmittel, Trinkwasser und medizinische Hilfe bereitzustellen, sondern auch dringend benötigte psychosoziale Betreuung zu ermöglichen.

1,5 Millionen Häuser zerstört

Bei verstärkten Angriffen Russlands und der Eroberung weiterer Gebiete im Osten des Landes wurden über 1,5 Millionen Häuser zerstört, berichtet die Diakonie in einer Aussendung. Die Ukraine habe über 4.000 Angriffe auf Schulen und über 1.300 Angriffe auf Krankenhäuser überstanden. Die Menschen sind auf die Unterstützung durch Hilfsorganisationen angewiesen. "Die Menschen im Land kämpfen täglich mit den Herausforderungen des Krieges. Das Schlimmste am Leben im Krieg sind die ständige Bedrohung und die Verluste", schildert demnach Katharina Lehner, Diakonie Katastrophenhilfe, die zuletzt im Februar 2024 in der Ukraine war.

Die Diakonie Katastrophenhilfe und ihre Partner haben in den vergangenen Monaten geheizte Schutzräume in Gemeindezentren aufgebaut. Die Menschen kommen bei Beschuss und Stromausfällen in die Schutzräume. "Viele Menschen kommen, um sich aufzuwärmen", wird die Schuldirektorin Switlana Esawlenko zitiert. "Andere kommen, weil sie Erste Hilfe brauchen. Hier können wir Telefone aufladen und es gibt Tee, Kaffee und auch etwas zu essen. Die Kinder gehen weiterhin zur Schule. Der Unterricht findet in den Kellerräumen statt. Wir treffen uns aber auch hier im Schutzraum, denn hier ist es sicher und warm."

Hilfe für Odessa

Auch die österreichische Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt hilft seit Kriegsbeginn mit ihren Projektpartnerinnen und -partnern vor Ort der notleidenden Bevölkerung. Der Fokus liegt dabei auf der südukrainischen Hafenstadt Odessa, wo Jugend Eine Welt gemeinsam mit den Don-Bosco-Schwestern bedürftige Familien versorgt. Tausende leben dort unter prekären Bedingungen, ihre Häuser sind durch die Bombenangriffe teils stark beschädigt, berichtet die Organisation in einer Aussendung. Manchen Wohnungen sind demnach gar nicht mehr bewohnbar, bei anderen wurden die zerbrochenen Fensterscheiben provisorisch repariert. "Doch die eisige Kälte, die aktuell durch Odessas Straßen pfeift, findet problemlos ihren Weg in die Wohnungen und lässt die Bevölkerung frieren." Zusätzlich machten Stromausfälle, Versorgungsengpässe und steigende Preise das Überleben zu einer täglichen Herausforderung.

Neben der Unterstützung für das Kinderspital in der Schwarzmeer-Metropole - Jugend Eine Welt lieferte u.a. dringend benötigte Medikamente, medizinische Artikel sowie Geräte für die Frühgeborenen-Station - versorgt die Entwicklungsorganisation in Odessa auch tausende Menschen mit Nahrungsmitteln, Kleidung und anderen lebenswichtigen Sachgütern. Darüber hinaus stellte Jugend Eine Welt in den vergangenen drei Jahren der Bevölkerung Feuerholz zur Verfügung, um Häuser und Wohnungen während der kalten Wintermonate zumindest ein wenig heizen zu können. Zusätzlich dienen angelieferte Generatoren als ergänzende Energiequellen, sobald die Stromversorgung aufgrund russischer Angriffe zusammenbricht.

(APA)

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