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Endet am Sonntag die Zweite Republik?

Politologe Wolfgang Weber spricht in "Vorarlberg im Fokus" über das möglicherweise bevorstehende Ende der Zweiten Republik.

In der neuesten Ausgabe von "Vorarlberg im Fokus" begrüßte Chefredakteur Marc Springer den Historiker und Politikwissenschaftler Dr. Wolfgang Weber. Gemeinsam blickten sie auf die bevorstehende Nationalratswahl und deren potenziell historischen Charakter. Dr. Weber stellte die These auf, dass die Zweite Republik Österreichs, wie sie bisher verstanden wurde, möglicherweise ihr Ende erreicht habe und in eine dritte Phase übergehen könnte.

Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Rolle der Sozialpartnerschaft und deren Einfluss auf die politische Landschaft. Weber erläuterte, dass die heutige politische Struktur mehr Konfliktdemokratie als Konsensdemokratie sei und die Konflikte zukünftig schärfer ausgetragen werden könnten.

Politische Bildung

Im Gespräch mit Moderator Marc Springer sagt Weber, dass es besonders bei der politischen Bildung in Schulen "hohen Nachjustierungsbedarf" gibt. Österreich habe in den vergangenen Jahren bei der Auswahl jener Personen, die den Jugendlichen die Politik näher bringen sollen "nicht immer eine glückliche Hand bewiesen". So hätten diese Aufgabe auch parteinahe Personen übernommen und dementsprechend eindimensional unterrichtet. Auch habe man sich noch immer nicht auf "Politische Bildung" als Studienfach einigen können.

Keine Furcht vor Orbanisierung

Vor einer Orbanisierung fürchtet sich Wolfgang Weber indes nicht. Auch wenn die FPÖ in den Umfragen vorne seien, werden sie doch zumindest einen, möglicherweise auch zwei Koalitionspartner brauchen. Entscheidungen müssten immer zusammen getroffen werden. Wenn die anderen Parteien den Linien, die sie im Wahlkampf angekündigt haben, treu bleiben, sehe er keine Gefahr. "Wenn der Damm der anderen Parteien hält, werden wir nicht orbanisiert." Weber verweist auch auf die Wahl 1999, als die stimmenstärkste Partei keine Regierung bilden konnte und sich die zweit- und drittstärkste Partei zusammengetan haben und damit zur Regierung wurden. Dies wäre auch dieses Mal möglich. "Wenn die anderen Parteien die Angebote der FPÖ ablehnen, sind sie zwar stimmenstärkste Partei, können aber keine Regierung stellen."

(VOL.AT)

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