Max Prophylax auf Sparflamme: Warum wurde das Dentomobil zurückgefahren?

Das Dentomobil mit Maskottchen Max Prophylax kennen viele Kinder in Vorarlberg nur zu gut. Der Zahn mit dem Helm soll dabei unterstützen, die Zähne gesund zu halten. Die kostenlose mobile Zahnprophylaxe fuhr bisher bei Kindergärten und Schulen vor – auch bei Mittelschulen und Gymnasien.
Im neuen Schuljahr zeigen sich Eltern verwundert: Es wird nicht mehr bei allen Schulen haltgemacht, Kindergärten fallen komplett weg. Nur Erst- und Drittklässler der Volksschulen bekommen noch Besuch, wie Eltern gegenüber VOL.AT berichten. Doch warum ist das so?

"Finanzielle und inhaltliche Kürzungen"
"Aufgrund von finanziellen und inhaltlichen Kürzungen der Krankenkassen und des Landes Vorarlberg mussten wir das überaus erfolgreiche Zahnprophylaxe-Programm kürzen", erklärt Cornelia Dür von der "aks Gesundheit" auf VOL.AT-Anfrage. "Die Zahngesundheitsberatung für Mittelschulen musste gänzlich eingestellt werden", verdeutlicht sie. Ebenso die war Schluss für die Informationsbesuche auf den Neugeborenen-Stationen der Vorarlberger Krankenhäuser. "Das Dentomobil kommt zur Gruppenuntersuchung der Volksschulkinder nicht mehr zu allen Klassen, sondern nur zu den 1. und 3. Schulstufen", bestätigt Dür, was den Eltern aufgefallen ist. Der Zahngesundheitsunterricht finde nur noch eingeschränkt statt – ein, anstelle bisher zwei Besuche pro Jahr. "Das Dentomobil-Angebot gibt es für Kindergärten nicht mehr", gibt sie zu verstehen. "Die Zahngesundheitsberatung für Kindergärten findet ebenso nur eingeschränkt statt." Positiv sei jedoch, dass in "Instituten mit hohem Kariesrisiko zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden können".
Auf die Frage, ob es erneut zu finanziellen Kürzungen kam, antwortete Cornelia Dür: "Aktuell gibt es keine Veränderung in der Finanzierungsstruktur." Es gebe einen aufrechten Vertrag für die Finanzierung über drei Jahre, beginnend mit dem ersten September 2023. "Das Programm wird von Land, ÖGK, BVAEB und SVS finanziert. Die Gemeinden zahlen hier nicht mit", so Dür auf VOL.AT-Anfrage.

30 Jahre altes Konzept aktualisiert
Die Information zur Umstellung gab es seitens des Landes bereits im April, wie eine Recherche von VOL.AT ergab. Wie Landesrätin Martina Rüscher in einer Aussendung betonte, ist die Zahnprophylaxe von klein auf ein wesentlicher Schwerpunkt in der Gesundheitsförderung und Prävention. Das 30 Jahre alte Konzept der Zahngesundheitsförderung in Vorarlberg wurde von ÖGK und Land aktualisiert. Zum Dentomobil heißt es hier: "Die Zahnuntersuchungen im Dentomobil werden flächendeckend in allen 1. und 3. Klassen der Volksschule durchgeführt." Einrichtungen mit erhöhtem Kariesindex sollen zusätzlich Besuch bekommen. Gestartet wurde mit dem neuen Konzept bereits mit Beginn des Schuljahres 2023/2024. "Die Zahngesundheit von Kindern ist uns wichtig", so Rüscher. "Dementsprechend wollen wir alle Kindergarten- und Volksschulkinder sowie Kinder in sonderpädagogischen Förderzentren mit Maßnahmen zur Zahngesundheitsförderung optimal erreichen."

Kinder "mit Max Prophylax aufgewachsen"
Cornelia Dür verwies gegenüber VOL.AT auch auf eine gemeinsame Stellungnahme der Verantwortlichen zum Dentomobil (Stand Herbst 2023). Darin bedauern die ärztliche Leiterin Dr. Iveta Blang, die Leiterin der Zahnprophylaxe Birgit Rüf und der Geschäftsführer Georg Posch die Kürzungen.
"Obwohl die Milchzahnkaries nach wie vor eine Herausforderung darstellt, wurden gerade in diesem Bereich Kürzungen beschlossen", bedauert Dr. Iveta Blang. Birgit Rüf ergänzt: "Jedes Kind in Vorarlberg ist mit unserem Maskottchen Max Prophylax aufgewachsen und die Erfolgszahlen unseres Angebots, das es seit über 30 Jahren für kariesfreie Kinder gibt, sprechen für sich." Umso schwieriger sei es auch für sie und ihr Team, die Änderungen zu akzeptieren.

"Zahngesundheit hat für uns weiterhin oberste Priorität"
Zahnprophylaxe- und aks-Geschäftsführer Georg Posch verdeutlicht: "Auch wenn uns die Einschränkung unseres Angebots sehr schwerfällt, gibt es für uns derzeit in Ermangelung der Finanzierung leider keine andere Möglichkeit. Vor allem, weil es uns in über 30 Jahren gelungen ist, die Zahl der kariesfreien Schulkinder von 10 Prozent auf beinahe 70 Prozent zu steigern." Birgit rüf betont zudem: "Die Zahngesundheit der Vorarlberger Kinder hat für uns weiterhin oberste Priorität. Und wir werden uns im Rahmen der uns noch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten voll und ganz dafür einsetzen, diese auch zu erhalten."
Was sich am Angebot geändert hat
- Die Zahngesundheitsberatung für Mittelschulen musste gänzlich eingestellt werden.
- Auch die Informationsbesuche auf den Neugeborenen-Stationen der Vorarlberger Krankenhäuser wurden eingestellt.
- Das Dentomobil kommt zur Gruppenuntersuchung der Volksschulkinder nicht mehr zu allen Klassen, sondern nur zu den 1. und 3. Schulstufen.
- Der Zahngesundheitsunterricht findet nur noch eingeschränkt (ein anstelle bisher zwei Besuche pro Jahr) statt.
- Das Dentomobil Angebot gibt es für Kindergärten nicht mehr.
- Die Zahngesundheitsberatung für Kindergärten findet ebenso nur eingeschränkt statt.
- Positiv zu erwähnen ist, dass in Instituten mit hohem Kariesrisiko zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden können.
Ihre Meinung ist gefragt
Das Vorarlberger Zahngesundheitsmodell im Detail:
Modul 1. Zahngesundheit bei Kleinkindern:
- Max Prophylax für Kinder unter drei Jahren im Rahmen der Eltern-Kind-Pass-Vorsorgeuntersuchung (Überreichen von Zahnbürste, Zahnpasta und Folder)
- Schulung von Betreuungspersonal in Kleinkindereinrichtungen
Modul 2. Zahngesundheitsberatung in Kindergärten und Volksschulen sowie sonderpädagogischen Förderzentren:
- Die Zahngesundheitsberatung (ZGB) wird in allen Jahrgangsstufen einmal jährlich angeboten – im Kindergarten für zwei Stunden, in der Volksschule und in Sonderpädagogischen Förderzentren für eine Stunde.
Modul 3. Reihenuntersuchung mit Hilfe des Dentomobils:
- Die Zahnuntersuchungen im Dentomobil werden flächendeckend in allen 1. und 3. Klassen der Volksschule durchgeführt.
Modul 4. Zusatzprogramm Zahngesundheit: Einrichtungen mit hohem Kariesindex:
- Einrichtungen mit erhöhtem Kariesindex werden vom Team der Zahnprophylaxe Vorarlberg über die jährlichen Besuche hinaus zusätzlich aufgesucht, um Beratungen und Schulungen durchzuführen. Der Fokus liegt auf richtigem Zähneputzen wie auch der Demonstration durch Anfärben der Beläge und der Reinigung danach. Nach Möglichkeit werden die Eltern miteingebunden.
(VOL.AT)
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