Das war das Leben von Richard Lugner

Den meisten Österreicherinnen und Österreichern ist Richard Lugner vor allem aufgrund seiner mit Stargästen gezierten Besuche am Wiener Opernball bekannt gewesen. Doch Lugner baute auch die prunkvollste Moschee Österreichs, errichtete mitten am Wiener Gürtel ein erfolgreiches Einkaufszentrum und versuchte sich am politischen Terrain. Nun ist der Geschäftsmann und Entertainer mit 91 Jahren verstorben.
Lugner kam in Wien zur Welt
Geboren wurde Richard Lugner am 11. Oktober 1932 in Wien. Nach der Matura 1953 stieg Lugner schon bald in die Baubranche ein - und bewies schnell seine große Schlauheit. Denn während sich im Bauboom der 1960er-Jahre die großen Firmen im Kampf um die Großaufträge gegenseitig aufrieben, spezialisierte sich der junge Lugner auf kleine Baustellen. "Wir haben etwa bestehende Villen renoviert", hatte sich der Baumeister in einem APA-Interview erinnert. Das Geschäft ging bald so gut, dass die Angestelltenzahl von zwei Personen auf 700 in die Höhe schoss.
Seinen ersten großen Coup landete der Baumeister 1975, als ihm vom damaligen saudi-arabischen König Faisal ibn al-Aziz der Auftrag zum Bau der Wiener Moschee in Floridsdorf, es war das erste derartige Gebäude in ganz Österreich, erteilt wurde. Die Konkurrenz um den Auftrag war hart: Ein Mitbewerber ging den Erinnerungen des Baumeisters zufolge sogar so weit, zum Islam zu konvertieren. Der König ließ sich von dem Argument, dass kein Falschgläubiger das Gebetshaus errichten dürfe, aber nicht beeindrucken.
Lugner vor der Kamera
Durch den Bau der Moschee kam Lugner das erste Mal mit einem Berufsstand in Kontakt, der sein Leben nachhaltig prägen sollte: dem Journalismus. "Es gefiel mir, in der Zeitung zu stehen", so der Baumeister im Interview. Große Teile seines Lebens verbrachte er auch vor der Kamera eines Privatsenders. Ob Alltag, Urlaube oder die Suche nach einer neuen Lebensgefährtin: Lugner ließ bereitwillig alles filmen. Und dabei scheute er auch nicht davor zurück, Botox-Behandlungen beim befreundeten Schönheitschirurgen, Wutausbrüche oder das Verzehren einer seiner absoluten Lieblingsspeisen - Austern mit Ketchup - dokumentieren zu lassen.
Im Jahr 1988 kaufte Richard Lugner um damals 14 Millionen Schilling einen Grund direkt am Wiener Gürtel unweit der Stadthalle in Rudolfsheim-Fünfhaus. Sein Plan: Die Errichtung seines eigenen Einkaufszentrums, der "Lugner City". Bei der Auswahl der Geschäfte hatte Lugner ein ebenso einfaches wie effizientes System: "Ich fuhr in andere Einkaufszentren und sah mir an, welche Geschäfte voll waren. Die holte ich in die 'Lugner City', egal, was sie verkauften." Das Konzept ging auf: Heute ist die "Lugner City" eines der erfolgreichsten Einkaufszentren des Landes.
Lugner und der Opernball
Zur Berühmtheit wurde Richard Lugner aber weniger durch sein Schaffen als Baumeister als durch seine alljährlichen Auftritte am Wiener Opernball. Mit seinen Stargästen sorgte der Baumeister für Blitzlichtgewitter, Keilereien am Roten Teppich, entnervte Organisatoren und natürlich jede Menge Aufmerksamkeit für sich und seine City.
"Ich kam durch Zufall dazu", hatte sich Lugner erinnert. 1990 wurde er von einem Agenten kontaktiert, ob er nicht mit der Schauspielerin Gina Lollobrigida zum Opernball gehen wolle. Lugner sagte zu, doch dann brach 1991 der Golfkrieg aus, der Opernball wurde abgesagt und der Vertrag blieb ununterschrieben.
Der gewitzte Baumeister hatte aber verstanden, dass fremder Ruhm zur eigenen Vermarktung bestens eingesetzt werden kann. Es folgten Gäste wie Harry Belafonte, Joan Collins, Sophia Loren, Sarah "Förtschi" Ferguson und Jacqueline Bisset. Die größten Coups des Baumeisters waren aber zweifellos Pamela Anderson (2003) und Paris Hilton (2007).
Lugner sechs Mal verheiratet
Privat war Lugner insgesamt sechs Mal verheiratet und oft von jungen und öffentlichkeitsliebenden Damen umringt, denen er tierische Spitznamen gab. Die wohl bekannteste seiner Frauen war Christina "Mausi" Lugner, die er am 13. Juli 1991 heiratete. Am 2. August 2007 ließ sich das Paar nach vielen gemeinsamen Auftritten scheiden. Im Juni 2024 heiratete Lugner zum sechsten Mal, Braut war Simone Reiländer alias "Bienchen" - ein Spitzname, den sie eher wenig schätzt. Die kirchliche Trauung war für den Herbst geplant, das blieb dem Paar nun verwehrt. Lugner hatte insgesamt vier Kinder, die sich aber alle der Öffentlichkeit weitestgehend fernhalten.
Lugner mischte bei BP-Wahlen mit
In Erinnerung bleiben wird Richard Lugner wohl vor allem als Society-Löwe und Baumeister. Doch der heute 91-jährig verstorbene Unternehmer versuchte sich im höheren Alter auch als Politiker. Gleich zwei Mal kandidierte Lugner um das Amt des Bundespräsidenten und das zumindest einmal durchaus mit einem Achtungserfolg. Eine Parteigründung war nicht gerade nachhaltig.
Lugner gehörte politisch gesehen definitiv eher zum Bereich rechts der Mitte. Verbindungen gab es in den vergangenen Jahren vor allem in Richtung der Freiheitlichen. Mit dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) besuchte er noch heuer den umstrittenen "Akademikerball". Doch waren in seiner Lugner City Vertreter aller Farben gerne gesehene Gäste. Über viele Jahre diente das Einkaufszentrum im 15. Wiener Gemeindebezirk als Austragsort letzter Auftritte der Spitzenkandidaten bzw. ihrer Vertreter vor größeren Wahlen.
9,9 Prozent für Lugner
Selbst politisch aktiv wurde der Unternehmer erstmals in den 1990er-Jahren. Lugner trat zur Bundespräsidenten-Wahl 1998 an und sicherte sich immerhin 9,9 Prozent der Stimmen. Von dem überraschenden Erfolg angetrieben gründete Lugner mit seiner damaligen Frau Christina die Partei "Die Unabhängigen" und wollte in den Nationalrat einziehen. Der Erfolg war bescheiden. Ein Prozent der Stimmen war bei weitem nicht genug für einen Platz im Parlament.
Die politischen Kandidaturen dienten bei Lugner auch immer mit als PR für seine geschäftlichen Aktivitäten, speziell jene der Lugner City. In diesem Kontext sahen die meisten Beobachter dann auch seine neuerliche Kandidatur für die Hofburg im Jahr 2016. Diesmal konnten sich nur 2,3 Prozent der Wähler für einen Bundespräsidenten Lugner erwärmen. Er beendete daraufhin sein einschlägiges Engagement.
Dass der Name Lugner politisch weiter auf der Bühne bleibt, ist dem Schwiegersohn des Baumeisters zu verdanken. FP-Politiker Leo Kohlbauer nahm nach der Hochzeit mit Lugner-Tochter Jacqueline den Namen Lugner an.
(APA/Red)
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