Todesfall in Pflegeheim: ÖVP macht Druck auf grüne Landesrätin
Man fordere "vollständige Aufklärung", erklärte ÖVP-Sozialsprecherin Landtagsabgeordnete Heidi Schuster-Burda in einer Aussendung am Samstag.
"Alle relevanten Unterlagen" in Zusammenhang mit dem Fall müssten vollständig offengelegt werden. "Das Wohlergehen der Bewohner und ein wertschätzender Umgang stehen für uns immer im Vordergrund", ließ Schuster-Burda wissen. Die ÖVP wolle sich weiter für eine "umfassende Aufklärung und Verbesserung der Pflegebedingungen" in den Heimen stark machen.
Rapide Gewichtsabnahme im Pflegeheim
Der Mann soll innerhalb von drei Monaten 15 Kilo abgenommen und nur noch 46 Kilo gewogen haben, hatte die Rechercheplattform "Dossier" berichtet. Der Senior war zuvor nach einer Herzoperation und einsetzender Demenz zum Pflegefall geworden. Sein Einzug ins Pflegeheim erfolgte im April 2022. Den Söhnen sei die rapide Gewichtsabnahme des Vaters schnell aufgefallen, auf entsprechende Hinweise habe das Heim aber nicht reagiert.
Nach nur wenigen Wochen in der Einrichtung musste der Mann aufgrund von Dekubitus operiert werden. Ende Juli 2022 kam die Amtssachverständige nach einer Beschwerde der Familie zur Überprüfung der Pflege des Mannes ins Pflegeheim. In ihrem Gutachten schloss die Expertin laut "Dossier" Pflegefehler aus, die Pflege sei "angemessen" gewesen.
Pflegeheim weist Vorwürfe zurück
Der Pflegeheimbetreiber wies die Vorwürfe, auch was angeblich mangelnde Pflegequalität in der Einrichtung betraf, am Freitag entschieden zurück und sprach von "einseitiger Berichterstattung". "Wir sind dem genannten Sachverhalt intern nachgegangen und haben sowohl der Amtssachverständigen des Amtes der Vorarlberger Landesregierung als auch der Pflegeanwaltschaft Vorarlberg uneingeschränkte Akteneinschau ermöglicht". Die Darstellung einer angeblichen Mangelernährung sei schlichtweg falsch. Der Mann habe angesichts seines Gesundheitszustands schon bei der von mobilen Diensten durchgeführten häuslichen Pflege massiv an Gewicht verloren.
Wiesflecker verweist auf Sachverständigen
Wiesflecker verwies indes auf die erwähnte Untersuchung, die das Land nach Bekanntwerden von Vorwürfen mangelnder Pflegequalität in dem Heim - der Heimbetreiber soll eine angespannte Personalsituation angeführt haben - eingeleitet habe und darauf, dass eingesetzte Amtssachverständige keine pflegefachlichen Defizite feststellte. Die bei dem konkreten Fall erhobenen Vorwürfe - Wundliegen und Gewichtsverlust - seien nicht durch Pflegefehler entstanden.
Bitschi verlang "klare und konkrete Aufklärung"
Unterdessen meldete sich auch die Landes-Opposition in Aussendungen zu dem Fall zu Wort. FPÖ-Landesparteiobmann Christof Bitschi verlangte von Wiesflecker ebenfalls "klare und konkrete Aufklärung" in dem Fall und ebenso zur "Kontrolle der Zustände" in sämtlichen Pflegeheimen. "Unsere Pflegekräfte sind aufgrund des Personalengpasses oft überfordert", meinte Bitschi. Schwarz-Grün sei "vieles schuldig geblieben", die Freiheitlichen wollten dies verändern. In Vorarlberg wird am 13. Oktober ein neuer Landtag gewählt.
Gasser sieht "katastrophales Bild"
Für SPÖ-Klubobfrau Manuela Auer wiegen die Vorwürfe "schwer": "Der Patientenanwalt hat hier schnell reagiert und wird den Fall untersuchen. Auch das Land Vorarlberg steht hier in der Pflicht und ist gefragt, seinen Teil dazu beizutragen, um restlose Aufklärung zu leisten." Und die NEOS sahen in Person von Landtags-Klubobmann Johannes Gasser ein "katastrophales Bild" in dem Heim gezeichnet. Auch er forderte "Aufklärung", vor allem darüber, weshalb "trotz Interventionen der Angehörigen nicht umgehend eingelenkt wurde." Die Pinken stellten zudem eine Landtagsanfrage an Wiesflecker und wollten darin wissen, wie genau die Aufsicht des Landes bei dem Heim hingeschaut habe.
(APA)
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