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Sportfreunde Stiller, Avril Lavigne und Måneskin: Tag 3 beim Nova Rock zwischen Pop und Rock

Das war Tag 3 beim Nova Rock.
Das war Tag 3 beim Nova Rock. ©APA/EVA MANHART
Bei Sonnenschein pur bot das Nova Rock Festival am Samstag mit Auftritten von Pop-Ikonen wie den Sportfreunden Stiller, Granada und Avril Lavigne und Rockbands wie Måneskin oder Schock-Rocker Alice Cooper eine bunte Mischung aus den Genres.

Zwei Gesichter zeigte das Nova Rock am vorletzten dritten Tag: Die Blue Stage war am Samstag mit u.a. Sportfreunde Stiller, Avril Lavigne und Headliner Måneskin deutlich poppiger programmiert als die Red Stage. Dort hatten sich u.a. P.O.D., Steel Panther, Body Count ft. Ice-T und Altrocker Alice Cooper angesagt. In der Halbzeit des Open-Airs brannte die Sonne vom Himmel.

Per Social Media informierte der Veranstalter über mögliche Regengüsse in der Nacht. "Unser Wetterdienst sagt für heute Abend ca. 24 Uhr Regen voraus", war zu lesen. Über die Menge seien sich die Dienste uneinig, aber man sollte sich jedoch darauf vorbereiten.

Sportfreunde Stiller bereits Stammgäste beim Nova Rock

Die Sportfreunde Stiller sind gern gesehene Gäste auf den Pannonia Fields. Wie oft sie tatsächlich hier schon aufgetreten sind, hätten sie versucht zu eruieren, so Drummer Florian "Flo" Weber im APA-Gespräch. "Ich sage mal spontan, vier Mal auf alle Fälle. Einmal war die zweite Bühne noch Kilometer weit entfernt." Aber: "Wir sind kein Inventar!", stellte Bassist Rüdiger "Rüde" Linhof im Gespräch mit der APA klar. "Auf alle Fälle kommen wir gerne her, es ist immer der gleiche Wind, der hier gefühlt zu stark weht. Es ist aber auch immer der gute Wein, der hier angeboten wird, das Publikum immer in Feierlaune", sagte Weber, "darum kommen wir wieder."

Die Gruppe aus Oberbayern genießt seit dem Comeback nach einer Pause "eine totale gute Zeit". In der Band herrsche "super Stimmung", man schmiede Zukunftspläne, versicherten die beiden Musiker, die als Fußballfans natürlich die Euro verfolgen. "Würden David Alaba und Alexander Schlager dabei sein, hätte ich definitiv gesagt: Österreich im Halbfinale", gab sich der Schlagzeuger überzeugt. "Der Hans Krankl ist der beste Torwart der Welt", fügte Linhof lachend hinzu.

Granada und Blond: Frischer Wind auf der Bühne

Einen Vorgeschmack auf ihr im Herbst erscheinendes, neues Album lieferte die heimische Band Granada: "Wir sind früh aufgestanden, früh losgefahren. Es ist sehr speziell, heute hier zu spielen, wir waren noch nie da", betonte Alexander Christof im APA-Gespräch. "Das wird vielleicht unser größtes Konzert. Ich freue mich wahnsinnig. Ich bin sogar ein bisschen nervös. Es prickelt!" Musikalisch bieten Granada eingängigen Pop, der handgemacht und mit viel Liebe fürs Detail daherkommt. Da sitzen die Refrains, stimmen die Melodien, gibt es positive Energie, wie auch die neuen Stücke "Feiawerk" und "Wimper" beweisen.

Das Nova Rock hat sich in den vergangenen Jahren geöffnet, heute steht etwa auch Popsängerin Lavigne auf der Bühne und lieferten Blond knackigen Indie mit viel Mitmachpotenzial. "Wir haben das heute auch schon besprochen. Früher war das Festival schon sehr stark auf Punk, Metal und Hardcore zentriert", überlegte Sänger Thomas Petritsch. "Aber es ist immer breiter geworden. Da fühlen wir uns sehr wohl jetzt, auch wenn man die anderen Bands sieht. Ich glaube schon, dass wir dazu passen." Sommerliche Klänge bei strahlendem Sonnenschein? Ja, diese Kombination dürfte eine Bank sein.

Sehr gut angenommen wurde auch am dritten Tag das Programm auf der Red Bull Stage, wo fast intensive Clubatmosphäre unter freiem Himmel herrschte. Dort warteten backstage Future Palace entspannt auf ihren Auftritt am Nachmittag. Das Berliner Trio um Sängerin Maria Lessing fusioniert Post-Hardcore-Rock und Metal mit Einflüssen, die bis zu Mike Oldfield zurückreichen und freute sich auf das Nova-Rock-Debüt: "Wir sind bisher sechs Mal in Österreich aufgetreten, hier noch nie. Das ist riesig hier. Es gibt Bungee-Jumping, Tätowieren, krasse Bands - alles. Das ist hier wie eine eigene Stadt", staunten sie über das Festival. Im Herbst kommen sie wieder nach Österreich mit einem neuen Album mit neuen Einflüssen.

Kontrust rockten in Dirndl und Lederhosen die Nova Rock-Bühne

In den Reigen der rot-weiß-roten Vertreter beim Festival reihten sich Kontrust ein. "Unübertrefflich" sei ihr Auftritt am frühen Nachmittag auf der Red Stage gewesen, scherzten sie im APA-Gespräch. In Dirndl und Lederhosen, das optische Markenzeichen der Band, kamen Neo-Sängerin Julia Ivanova und "ihre" Männer an den Instrumenten ordentlich ins Schwitzen: "Mittlerweile hat sich zu den Trachten eine Hassliebe entwickelt. Wenn man bei 40 Grad in der ledernen Kluft spielt, ist einem doch relativ warm. Daher haben wir mit unserer letzten Single 'Lederhosen Overkill' unseren Outfits eine Hymne gewidmet", so Schlagzeuger Manuel Haglmüller.

Der Mix aus Rock, Metal, Reggae, Volksmusik und Elektronik, der kommende Woche auch am Donauinselfest zu erleben ist, hat jedenfalls funktioniert. "Mit dem Response von heute haben wir nicht gerechnet", gab Bassist Gregor Kutschera zu. "Die Crowd war sehr groß und motiviert - es wurde gesprungen, gesungen, es gab Moshpit, Verletzte, alles dabei."

Saltatio Mortis lieferten Crossover aus Rock und Mittelaltermusik

Ebenfalls längst angekommen sind am Festival Einflüsse aus dem Folk: Saltatio Mortis packten neben E-Instrumenten auch Dudelsäcke, Schalmei und Drehleier aus, um mit ihrem Crossover aus Rock und Mittelaltermusik die Leute vor die Red Stage zu holen. Wie tags zuvor Feuerschwanz bemühten sie die nordischen Götter, verzichteten aber auf Rüstungen und Feuer. Sänger Jörg Roth alias Alea der Bescheidene zeigte sich angetan: "Gestern sind wir mit unserem neuen Album 'Finsterwacht' in Deutschland auf Platz eins gegangen, heute spielen wir zum ersten Mal am Nova Rock!" Die Feierlaune hat also auch die Bühne erreicht.

Ruhiger Verlauf: Einsatzkräfte ziehen positive Bilanz

Für die Einsatzkräfte verlief das Festival bisher ruhig. Es sei "alles bestens", sagte ein Polizeisprecher am Samstag gegenüber der APA. Auch für das Rote Kreuz hielt sich die Anzahl der Versorgungen weiter in Grenzen. Während der Konzerte am Freitag wurden rund 175 Personen behandelt - großteils wegen Knöchelverletzungen oder Verstauchungen. Insgesamt wurden am Gelände bisher 1.020 Personen versorgt, hieß es in einer Aussendung. 213 Transporte wurden absolviert und 35 Verletzte zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Das Kriseninterventionsteam war sechsmal im Einsatz.

Seitens des ÖAMTC hieß es, die Nova Rock-Besucher seien gut vorbereitet. Nur vereinzelt wurde man zu beim Ausladen eingesperrten Schlüsseln und Reifenpannen gerufen. Mit den meisten Einsätzen rechnet der Verkehrsklub bei der Abreise Sonntagabend und Montagfrüh.

Måneskin trotzten dem Regen und lieferten geniale Show

Måneskin haben sich längst zu einem bestens geölten Liveact entwickelt und den Glamrock aus der Mottenkiste geholt, um ihm neues Leben einzuhauchen. Als Hauptact auf der Blue Stage überzeugten sie mit einer Darbietung, die auch nach langem Touren im Zuge ihres Song-Contest-Erfolgs nichts an Leidenschaft eingebüßt hat. Gleich zum Start, als zunächst Thomas Raggi seine E-Gitarre dröhnen ließ, bis dann hintereinander alle anderen ins Geschehen einstiegen, machten die Italiener klar: Wir bieten keine halben Sachen. "Wir sind so heiß, dass wir den Himmel feucht gemacht haben", grinste Frontmann Damiano David. Er tänzelte im Nass wiederholt über einen Laufsteg, auf dem sich Raggi und Bassistin Victoria de Angelis mehrmals gegenseitig anfeuerten. "Zitti E Buoni" fehlte ebenso wenig wie "Gasoline" oder "I Wanna Be Your Slave": Wild, frech und sexy sind Måneskin geblieben, auch wenn die Lichtshow bei jedem Besuch beeindruckender ausfällt.

Theatralische Gimmicks bei Auftritt von Alt-Schockrocker Alice Cooper

Alice Cooper konnte auf Hits setzen, die sich über Jahrzehnte bewährt haben - ob "I'm Eighteen", "Under My Wheels" oder "Hey Stupid". Dazu brachte der Altmeister des Schockrocks seine theatralischen Gimmicks mit: "Die Schlange ebenso wie die Guillotine", genau wie er es versprochen hatte. Seit Jahren begleitet ihn eine treue Band, der auch Gitarren-Shredderin Nita Strauss angehört - ein Plus, wie in Nickelsdorf zu erleben war. Sofern man nicht wie viele Fans die Flucht vor den dann doch stark strömenden Niederschlägen suchte. Das Finale an Tag drei auf beiden Bühnen und das bestens unterhaltene Publikum haben sich den Guss zum Schluss nicht verdient.

Großer Andrang bei Auftritt von Avril Lavigne

Kaum ein Durchkommen auch bei Avril Lavigne, die die Herzen ihrer "Sk8er Bois" schneller schlagen ließ. Die 39-Jährige hat zwar längst ihr edgy Punkimage gegen massentauglichen Pop getauscht und ließ auch stimmlich einiges zu wünschen übrig, Songs wie "Complicated" oder "I'm With You" wurden dennoch gefeiert. Offenbar reicht dafür selbst liebloser Dienst nach Vorschrift.

Anders sah das bei Body Count feat. Ice-T aus, die parallel zur Kanadierin die Red Stage erzittern ließen. Der Rapper hatte die richtige Dosis an subversiven Ansagen und Songs mitgebracht (inklusive "Cop Killer") und mit Ernie C einen explosiven Gitarristen, der Slayers "Raining Blood" ebenso runterfegte wie eigenes, neues Material vom kommenden Album. Eines stellte Ice-T in Topform auch klar: "Fuck Racism!"

Nu-Metal-Band P.O.D. schwelgte mit Fans in Erinnerungen

Den Blick zurück wagte die US-amerikanische Nu-Metal-Band P.O.D., die Anfang der 2000er ihre Hochphase hatte, als sie mit Songs wie "Alive" oder "Youth of the Nation" in Dauerrotation auf MTV lief. "Wir sind dankbar, dass wir das immer noch machen können", sagte Sänger Sonny Sandoval zur APA. "Solange die Leute uns wollen, werden wir unser Bestes geben." Am Nova war das zunächst gar nicht so einfach, hatte die Gruppe doch zu Beginn mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Ihr Mix aus hartem Metal und hip-hoppigem Groove zündete aber dennoch, wobei Sandoval hungrig über die Bühne tigerte. Schnell wurden dann "Boom" oder "Southtown" aus tausenden Kehlen geschmettert. Nichts geht eben über den Livemoment. "Deshalb gibt es diese Band", so Sandoval. "Musik verbindet. Wir wollen die Menschen ermutigen, positiv zu sein. Mit unseren Songs wollen wir ihre Herzen erreichen." Scheint gelungen zu sein, immerhin holte man am Ende ein frischverlobtes Paar auf die Bühne, dem Sandoval seinen "Segen" gab, bevor zu "Alive" geheadbangt wurde. Ein schöner Moment.

Sum 41 gastierte während Abschiedstour noch einmal in Nickelsdorf

Ihre vielleicht letzte Österreichshow absolvierten Sum 41, befindet sich die Gruppe um Sänger Deryck Whibley doch aktuell auf Abschiedstournee. Und viele waren gekommen, um lautstark Goodbye zu sagen: Wie so oft am Festival war der Slot bei Sonnenuntergang auf der Blue Stage der vielleicht bestbesuchte des Tages und wurden Klassiker wie "Fat Lip" oder "In Too Deep" bis in die letzten Reihen gefeiert. Whibley pushte das Publikum zusätzlich, als wolle er noch das letzte Quäntchen Energie rausquetschen. "Wir werden euch vermissen!" Das gilt sicherlich für beide Seiten.

(APA/Red)

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