Höchststand am Dienstag erwartet: Sind Hard und Bregenz gerüstet für den Bodenseepegel?

Bei über fünf Metern – genauer gesagt bei 5,11 m – stand der Bodenseepegel am Montagvormittag. Laut Prognosen soll der See noch bis Dienstag um einige Zentimeter ansteigen. Für Dienstag wird ein Höchststand des Bodenseepegels erwartet.
In den Bodenseegemeinden wurden bereits Maßnahmen für den Fall eines Hochwassers gesetzt. So wurden etwa weitere Wellenbrecher aufgestellt und Sandsäcke vorbereitet. Sind Hard und Bregenz gerüstet für den steigenden Pegel? VOL.AT hat bei Martin Staudinger und Michael Ritsch nachgefragt.

"Verteidigungslinie" am Harder Bodenseeufer
In Hard ist der Pegel mittlerweile so hoch, dass der See über die Mauer beim Hafenbecken tritt. "Es ist schon recht hoch", meint Martin Staudinger beim VOL.AT-Lokalaugenschein. Allerdings habe man den Wert des Hochwassers 1999 noch nicht erreicht: Damals war das Wasser nochmal rund 50 Zentimeter höher. Seither habe man die Hochwasserschutzmaßnahmen massiv ausgebaut: "Entlang des ganzen Bodenseeufers in Hard hat man eine von Fachleuten auch sogenannte "Verteidigungslinie" aufgebaut", verdeutlicht er. Es gebe unter- und überirdische Schutzmauern, die teilweise wie normale Mauern mit Sitzgelegenheiten aussehen – so auch beim Hafen vor dem Strandbad.

Video: Martin Staudinger zum Bodenseepegel

Dammbalken am Montag aufgestellt
Zusätzlich dazu sind auf das ganze Gemeindegebiet Pumpen verteilt. Mobile Schutzmaßnahmen können, wenn nötig, aufgebaut werden: "Wir haben beispielsweise letzten Freitag drüben Richtung Strandbad, aber auch Richtung Hartmann-Werft mobile Beton-Klickblöcke aufgebaut. Damit schaffen wir 60 Zentimeter mehr Hochwasserschutz", schildert Staudinger. Hier könnte zudem noch eine Reihe aufgesetzt werden. Montagfrüh um 7 Uhr wurden zudem beim Hafenbecken Dammbalken aus Aluminium aufgebaut. "Wir wollten möglichst lange auch dem Kran die Möglichkeit bieten, Boote rein- oder rauszugeben", meint er. "Da hier der See nun auch über die Mauer tritt, haben wir nun auch diesen Dammbalken verschlossen."

"Spielraum von rund 30 Zentimetern"
Für die Prognose für Dienstag sei man gerüstet, betont Staudinger. "Mit den heute früh gemachten Maßnahmen haben wir sogar noch einen Spielraum von gut 30 Zentimetern oder sogar noch etwas mehr", so der Harder Bürgermeister. Man sei aktuell wirklich auf der sicheren Seite. "Für die restliche Woche sind wir hier locker gewappnet", versichert er. Es gebe auch einen Austausch mit Fußach, aufgrund des Harder Ortsgebietes zur linken Seite des Rheins: in der Schanz, das FKK und Schwedenschanze. "Weil hier die Hochwasserlage eng mit Fußach zusammen liegt, sind wir im direkten Austausch", erklärt er. Man nehme die Situation ernst, um entsprechende Maßnahmen zu treffen. "Ich kann mich gut erinnern als Kind beim Hochwasser 1987, wie ich vor unserem Haus, wenn man auf die Straße rausging, direkt losschwimmen konnte", meint Staudinger. Es sei mit solchen Wassersituationen aufgewachsen. In der Bevölkerung werde es sehr unterschiedlich wahrgenommen – von "der See kommt" bis "nicht gefährlich". "Man muss hier einfach ganz sachlich die Maßnahmen treffen, die zu treffen sind." Es gebe einen klaren Stufenplan und eine Fachabteilung, die rund um die Uhr bereit sei.

Ritsch: Sandsäcke und Wellenbrecher für Bregenz
In Bregenz wurde vor rund einer Woche am Hafen ein Hochwasserschutz aufgebaut. Nun wurden zum Wochenanfang ebenfalls zusätzliche Vorkehrungen gegen das mögliche Hochwasser gesetzt: "Wir haben heute früh um halb acht die restlichen Pumpen gesetzt. Mittlerweile laufen alle", gibt Bürgermeister Michael Ritsch zu verstehen. Am Vormittag wurden noch einige Barrieren entlang des Sees aufgestellt, wie er gegenüber VOL.AT erklärt: Betonblöcke bzw. Wellenbrecher sollen bei Westwind verhindern, dass bei der Hypo-Unterführung Wasser eindringt.

Video: Bregenz rüstet sich für Bodenseepegel
Auch der Hafen wurde gesichert. "Den Fischersteg beschweren wir. Sandsäcke wurden heute früh 3.000 gefüllt und nochmal 17.000 auf Vorrat", schildert Ritsch. Bregenz ist laut ihm gerüstet: "Der See geht jetzt morgen auf 5,20 m wenns schlecht läuft. Jeden Tag setzen wir uns im Krisenstab zusammen und beschließen weitere Maßnahmen." Im Notfallplan sei genau festgeschrieben, wann welche Orte je nach Wasserstand gesichert werden müssen.

Bregenz aktuell für bis zu 5,20 m Pegel gerüstet
Auch die Bregenzer selbst können etwas für den Hochwasserschutz tun: "Wichtig ist natürlich schon, dass die Bürgerinnen, die wissen, dass bei ihnen Wasser im Keller kommen kann, vorbereitet sind", meint Ritsch. In Bregenz wisse man, wo das Wasser komme. "Darum haben wir auch genügend Sandsäcke. Die Bürger können sie sich auch im Bauhof holen." Eine Wasserpumpe sei ebenfalls empfehlenswert, so der Bürgermeister. "Im Ernstfall, wenn Schlagregen kommen", verdeutlicht er. "Die Feuerwehr hat schon Pumpen, aber wichtig ist, dass man selbst auch seine Immobilie sichert. Das wissen natürlich viele in Bregenz. Es ist gut, wenn die Bürger auch vorsorgen." Eine Evakuierung müsse man in Bregenz derzeit nicht fürchten. "Bei 5,40 bis 5,50 m ist es dann wirklich ein Riesenproblem. Aber jetzt bei 5,10 m gehts noch. 5,20 m haben wir vorbereitet und die weiteren Maßnahmen kommen immer Schritt für Schritt, wenn der See steigt", versichert der Bürgermeister.
(VOL.AT)
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