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"Die Erde hat hohes Fieber": Mahnwache appelliert an politische Verantwortung

Eine Mahnwache in Bregenz hatte erneut die Tunnelspinne zum Thema.
Eine Mahnwache in Bregenz hatte erneut die Tunnelspinne zum Thema. ©VOL.AT/Mayer, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Die Klimaschutz-Gruppierung "GroßEltern für EnkelKinder" lud am Mittwoch anlässlich der Landtagssitzung zu einer Mahnwache am Kornmarktplatz. "Schummelspinnen" inklusive.

Nach der nächtlichen Protestaktion von "Extinction Rebellion" bei der Baustelle in der Felsenau ging um 13 Uhr die nächste Aktion gegen die geplante Tunnelspinne über die Bühne. Die Veranstaltung der "GroßEltern für EnkelKinder" lockte zahlreiche Interessierte auf den Bregenzer Kornmarktplatz. Auch Unterstützer von anderen Organisationen wie "Mobilitätswende-JETZT", "Fridays For Future Vorarlberg" und Co. waren vor Ort.

Die Mahnwache am Kornmarktplatz in Bregenz. ©VOL.AT/Mayer

"Klimanotstand ist kein Spaß"

Mit Lautsprechern begrüßten Christoph Koch und Friederike Egle (bekannt durch ihre Unterstützung der Initiative StattTunnel Feldkirch) die Besucher. Der aktuelle Baustopp stimmt die Tunnelspinnen-Gegner optimistisch. Sie fordern die ÖVP auf, das Projekt zu überdenken. "Klimanotstand ist kein Spaß", erklärte Egle. Als Unterstützer hatten die Großeltern symbolisch "ihre Enkelkinder" aus Sperrholz mit dabei. Auch die von Klimaprotesten bekannten Flammen aus Holz durften genauso wie Banner mit verschiedenen Botschaften nicht fehlen. Als spezieller Gastredner war zudem Architekt Hermann Kaufmann mit dabei, der im Interview mit den VN kürzlich angab, die Bauwende für den Klimaschutz komme viel zu schleppend voran. Zwischendurch gab es Gesangseinlagen mit einer umgedichteten Version von "Oho Vorarlberg" und dem Lied von der "Schummelspinne Tunnelspinne".

Koch und Egle (links im Bild) moderierten. ©VOL.AT/Mayer
Hermann Kaufmann kam zu Wort. ©VOL.AT/Mayer

Video: Das war die Mahnwache

"Enkelkinder werden noch viel mehr leiden als wir"

Unter den Besuchern war auch Antonia Moosbrugger aus Bezau. "Ich bin heute da, weil es hier einige Themen gibt, die sehr interessant sind, die wir schon lange verfolgen", erklärt sie gegenüber VOL.AT. Ihr und ihren Freundinnen sei es wichtig, dass in diese Richtung endlich etwas passiere, gibt sie zu verstehen. "Es gibt kaum eine Möglichkeit sich zu äußern, also müssen wir öffentlich bekannt geben, was wir denken", betont die Bregenzerwälderin. Der Klimawandel betreffe alle Menschen in irgendeiner Form. "Unsere Kinder und Enkelkinder werden noch viel mehr leiden als wir", ist sie sich sicher.

Jeder könne einen Beitrag leisten, meint Franz Ströhle. ©VOL.AT/Mayer

"Es wird Fieber gemessen" aber "Medizin wird verweigert"

Auch der Vorsitzende des Alpenschutzvereins Vorarlberg, Franz Ströhle kam bei der Mahnwache zu Wort: "Die Erde hat hohes Fieber. Es wird Fieber gemessen, es wird von der Politik erkannt, man hat den Klimanotstand ausgerufen, aber es wird die Medizin, es werden die Taten verweigert", schildert er. "Es wird einfach nichts gemacht, was adäquat ist. Man könnte mit ganz einfachen Mitteln, zum Beispiel Tempo hundert, sofort was erreichen." Dass das Renaturierungsgesetz blockiert werde, sei "absolut skandalös", meint er. "Ich frage mich, wie ein Landeshauptmann das überhaupt verantworten kann, wenn er fordert, dass die besten Chancen für die Enkelkinder bestehen sollen. Wie kann das gelingen, ohne Klimaschutz?" Jeder könne einen Beitrag leisten, aber vor allem die Politik sei gefordert, Taten umzusetzen.

Radinfrastruktur statt Tunnelspinne, das wäre der Vorschlag von Gernot Kiermayr von der Radlobby. ©VOL.AT/Mayer

Radinfrastruktur statt Tunnelspinne

Die Gegner der Tunnelspinne nannten auch Alternativen, wie das Geld für das Straßenbauprojekt aus ihrer Sicht besser investiert wäre. Gernot Kiermayr von der Radlobby Vorarlberg führte etwa aus: "Wenn man 50 Euro pro Einwohner und Jahr in Radinfrastruktur investiert, dann hat man auf Dauer eine gute Radinfrastruktur." Das Radland Vorarlberg wäre dann Realität, wie er zu verstehen gibt. "Das könnte man mit dem Geld 30-mal hintereinander investieren und dann wäre Vorarlberg tatsächlich das, was es zu sein vorgibt", so Kiermayr. Ein Land, in dem das Fahrrad realistisches Alltagsverkehrsmittel sei. Ähnlich wie jetzt in Kopenhagen könnte es in Vorarlberg in unter 30 Jahren aussehen.

Bilder von der Mahnwache

Auch Gesangseinlagen durften nicht fehlen. ©VOL.AT/Mayer
Enkelkinder aus Sperrholz und Flammen. ©VOL.AT/Mayer
Am Schluss wurde mit den Bannern posiert. ©VOL.AT/Mayer
Ein Blick über den Kornmarktplatz. ©VOL.AT/Mayer
Auch Sandra Schoch, Christine Bösch-Vetter und Johannes Hartmann besuchten die Mahnwache. ©VOL.AT/Mayer

(VOL.AT)

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