"Ich selbst gehe auch nicht gerne zum Zahnarzt": Wie Dr. Kapeller auf Angstpatienten eingeht

Was tun, wenn man zum Zahnarzt sollte, aber Angst davor hat? In der Zahnmedizin ist der Umgang mit Angstpatienten eine alltägliche Herausforderung.
VOL.AT hat in der Praxis von Dr. Dr. Peter Kapeller in Bregenz vorbeigeschaut und nachgefragt, wie er und sein Team mit Angstpatienten umgehen. Auch Narkose wird hier in schweren Fällen angewendet, um eine angstfreie Behandlung zu ermöglichen.

"Viele Erwachsene und Jugendliche haben Angst"
Die Angst vor dem Zahnarzt muss einem nicht peinlich sein. "Manche Patienten, die sprechen das offen an", meint Dr. Dr. Kapeller im Gespräch mit VOL.AT. "Das ist für uns als Zahnärzte natürlich am angenehmsten, weil dann kann man gleich drauf eingehen." Doch manche versuchen auch, ihre Unsicherheit zu überspielen: "Es gibt viele Patienten, die haben Angst, haben Respekt vorm Zahnarztbesuch und sagen das nicht. Da sieht mans im Normalfall schon am Verhalten." Die Angst äußert sich laut Kapellers Erfahrung etwa durch plötzliches Schwitzen, Stottern oder besonders langsames Reden. Und nicht nur Kinder haben Angst vorm Zahnarzt: "Definitiv nicht. Ganz viele Erwachsene und Jugendliche haben Angst vorm Zahnarzt oder sagen wir mal Respekt", betont er. "Ich selbst gehe auch nicht gerne zum Zahnarzt, ehrlich gesagt, weil es doch irgendwie ein Eingriff in die Intimzone eines Menschen ist."


Video: Zahnarzt zum Umgang mit Angstpatienten
Wie geht der Zahnarzt damit um?
Das Team in der Praxis sei beim Thema Angstpatienten sehr wichtig. "Wir als Zahnärzte machen die Behandlung, versuche da natürlich auf den Patienten einzugehen", erklärt Kapeller gegenüber VOL.AT. Wichtig sei auch, sich genügend Zeit zu nehmen und mit dem Patienten zu reden: "Dass man jeden Behandlungsschritt vor allem erklärt, weil dann die Angst gut tolerierbar ist im Normalfall." Es gibt verschiedene Ansätze für die Behandlung von ängstlichen Patienten: "Die primäre Herangehensweise ist sicher, dass man versucht, den Patienten normal mit Lokalanästhesie – also mit einer Spritze – zu behandeln." Es gebe allerdings auch Fälle, in denen das schlichtweg nicht möglich sei. "Weil sie so schon traumatisiert von Vorbehandlern sind, dass das nicht mehr möglich ist", gibt er zu verstehen.


Behandlung mit Narkose als Möglichkeit
"Wenns nicht möglich ist, in Lokalanästhesie zu arbeiten, dann arbeiten wir in Narkose", betont Kapeller. "Das machen wir schon seit vielen Jahren." Bei der Behandlung mit Narkose wird möglichst viel auf einmal gemacht – etwa die nötige die Entfernung von Zähnen und gleichzeitig auch direkt ein Zahnersatz. "Das soll dann aber ein Einstieg sein, dass mans wieder schafft, regelmäßig mit möglichst wenig oder ohne Angst zum Zahnarzt zu gehen, mit einfachen Behandlungen oder zum Beispiel Prophylaxe", gibt er zu verstehen. In manchen Praxen in Vorarlberg gibt es auch andere Herangehensweisen, so wird etwa auch Hypnose angeboten.
Grundsätzlich sei jede Behandlung mit Narkose möglich, meint der Zahnarzt. "Wir können in Narkose natürlich alles behandeln, vom einzelnen Zahn bis zu einer Gesamtsanierung", schildert er. Im Normalfall kommt sie aber nur bei großen Fällen zum Einsatz. "Wenn jetzt aber ein Patient sagt: Ich schaffe das einfach nicht – auch wenn es nur ein Zahn ist – dann würden wir eventuell nur mit einer leichten Sedierung arbeiten, aber gemeinsam auch mit einem Anästhesisten und würden dann das Problem so behandeln", so Kapeller im Gespräch mit VOL.AT.

Umgang mit kleinen Angstpatienten
Was, wenn kleine Patienten mit Zahnarztangst zu kämpfen haben? "Kinder sollten eigentlich mit keiner Karies oder möglichst kleinen Läsionen bei uns aufschlagen", meint Kapeller. "Dazu ist es wichtig, dass man das Kind möglichst früh schon einmal zum Zahnarzt mitnimmt." So sehe das Kind, was eine Zahnarztpraxis sei und wie ein Besuch ablaufe. "Damit, wenn es einmal dazu kommt, dass wirklich etwas gemacht werden muss, es nicht sozusagen von der ganzen Situation schon überfordert ist", gibt er zu verstehen. Wenn das Kind sich behandeln lasse, müsse man entsprechend Zeit einplanen und Ruhe in die Situation bringen. So funktioniere es in vielen Fällen.
"Wenn es nicht mehr geht, auch wenn zu viele Zähne betroffen sind, dann ist auch hier definitiv die Narkose der richtige Weg", meint der Zahnarzt. Hier gebe es aber auch Grenzen: Bei Kindern unter drei Jahren gebe es ein hohes Risiko, was die Narkose angehe. "Je älter das Kind ist, umso weniger", meint Kapeller. "In Krankenhäusern werden Narkose-Sanierungen bei Kindern gemacht und auch eine spezialisierte Kinderzahnarztpraxis gibt es in Vorarlberg", erklärt er. Auch in Praxen sind solche Behandlungen möglich, es brauche aber echte Profis dafür, meint der Zahnarzt.

"Es gibt immer eine Lösung"
Die richtige Vorbereitung auf den Zahnarzttermin ist wichtig – besonders bei Kindern. Eltern können dem Kind bereits vorab erklären, wie der Zahnarztbesuch abläuft und was es erwartet. "Es macht wenig Sinn, dem Kind zu sagen: Es tut nicht weh. Man muss schon realistisch sein. Wenn man eine Spritze bekommt, das ist nicht angenehm", betont der Zahnarzt. Ab einem Alter von sechs, sieben Jahren könne man dem Kind erklären: "Du kriegst jetzt eine Anästhesie. Das tut kurz weh. Du spürst das, aber danach wird nichts mehr weh tun", so der Arzt. "Jeder Patient, jede Patientin, die zum Zahnarzt geht und wirklich Respekt hat, Angst hat: Ansprechen", meint Dr. Dr. Kapeller abschließend. "Weil dann kann das Team und der Zahnarzt reagieren und eine entsprechende Lösung finden. Auch, wenn es sein muss, unter Narkose. Aber es gibt immer eine Lösung."
(VOL.AT)
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