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Digitale Bildung mit Spaßfaktor: Bedrettin Kilic bringt TikTok ins Klassenzimmer

Prof. Kilic bringt TikTok ins Klassenzimmer.
Prof. Kilic bringt TikTok ins Klassenzimmer. ©VOL.AT/Mayer, Canva, Screenshot/TikTok
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Digitale Medien bestimmen zunehmend unseren Alltag. Lehrer Bedrettin Kilic nutzt seit fünf Monaten die Social-Media-Plattform TikTok, um seine Schüler abzuholen.

Bedrettin Kilic (38) ist seit 2014 als Lehrer tätig. Am BG Dornbirn und BG Bumenstraße in Bregenz unterrichtet er Digitale Grundbildung und Religion.

Seit rund fünf Monaten ist der Lehrer auch auf TikTok aktiv. VOL.AT sprach mit ihm über die Social-Media-Plattform, Medien im Unterricht und den richtigen Umgang damit.

Bedrettin Kilic ist Lehrer und nutzt TikTok. ©VOL.AT/Mayer

Wie kommt man als Lehrer zu TikTok?

"Die Idee kam eigentlich von den Schülern. Die haben gesagt: Haben Sie einen Account? Können wir Ihnen folgen?", erklärt Kilic gegenüber VOL.AT. Bis zu diesem Moment war der Lehrer zwar privat auf Instagram und Facebook unterwegs, doch TikTok kannte er nur vom Hörensagen. Er erstellte also ein öffentliches Profil. "Lehrer haben immer so einen Eindruck bei den Schülern, dass sie uncool sind und da wollte ich zeigen, dass das nicht so ist", meint er. "In sozialen Medien laufen auch viele Sachen, die für die Schüler eigentlich nicht geeignet sind", verdeutlicht der Lehrer. Er will passenden Content bieten und die Jugendlichen auch motivieren, Spaß mit reinbringen.

"Alles poste ich natürlich nicht"

Seit November 2023 gibt es "@officialprofkilic" auf TikTok. Seine Videos haben mehrere Tausend Klicks und kommen auch bei Jugendlichen gut an, die er nicht unterrichtet. "An sich hätte ich das nicht gedacht", so Kilic. "Man muss schon mit der Zeit gehen und auch als Pädagoge weiß man, was die Jugendlichen anspricht. Wir waren ja selber mal jung." Mit so einer Reichweite hätte er dann doch nicht gerechnet. Er werde auch von Schülern immer wieder gefragt: Können wir nicht ein neues Video posten? "Man muss auch Unterricht machen", meint er dazu. In Freistunden spreche aber nichts dagegen, darüber zu sprechen und Schüler-Video-Ideen mit auf die Liste zu nehmen. "Alles poste ich natürlich auch nicht", gibt er im VOL.AT-Gespräch zu verstehen.

Kilic unterrichtet am BG Blumenstraße und am BG Dornbirn. ©VOL.AT/Mayer

Richtiger Umgang mit Internet und Social Media

Am BG Blumenstraße bekommen die Schüler bereits in der Unterstufe iPads, die sie Unterricht verwenden. Kilic ist selbst Vater, daher ist ihm der richtige Umgang mit dem Internet wichtig. "Ich unterrichte digitale Grundbildung. Da sind die Medien ein großes Thema. Natürlich kriegen die Kinder manchmal die Aufgabe, ein Medium selbst zu erstellen", erklärt er gegenüber VOL.AT. Auch TikToks kann laut ihm Unterrichtsthema sein – Schüler könnten hier etwa lernen, wie sie selbst kurze Videos schneiden.

Video: TikTok-Lehrer Bedrettin Kilic im Gespräch

Prof. Kilic im Unterricht. Seine TikToks kommen bei Schülern gut an. ©VOL.AT/Mayer

Kinder lernen, wie man mit Medien umgeht

"Das sollten die Kinder schon lernen: Wie man mit den Medien umgeht. Aber man muss auch die Nachteile berücksichtigen", ist er sich sicher. Schüler erfahren bei ihm auch, dass man in sozialen Medien nicht allen vertrauen kann. Dabei spricht er Fake-News, Phishing und Co. an. Eines will er mit seinem Unterricht erreichen: "Dass sich die Kinder wirklich bewusst werden – wenn sie soziale Medien benutzen – worauf man aufpassen muss."

"Herr Professor, ich folge Ihnen auf TikTok"

Seine Kollegen hätten bisher noch nicht auf seinen TikTok-Account darauf reagiert, meint er. Anders sei das bei den Jugendlichen: "Manchmal kommen Schüler, die ich nicht unterrichte und sagen: Herr Professor, ich folge Ihnen auf TikTok. Können wir nicht ganz schnell ein Selfie machen", schildert Kilic. Eine kleine Fanbase habe er sich somit bereits gesichert, meint er und lacht. "Ich bin auch ein offener Mensch. Ich habe nichts dagegen." Videoideen kommen ihm spontan, wie er verdeutlicht. Er orientiert sich aber auch an Vorbildern: "Es gibt im deutschsprachigen Raum – vor allem in Deutschland – sehr viele Lehrer, die das auch machen", verrät er. Manchmal lasse er sich von diesen inspirieren. "Was bei denen gut ankommt, das könnte auch bei mir gut ankommen."

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(VOL.AT)

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