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Bergführer Martin Marinac: "Lieber einmal umkehren, als nicht mehr vom Berg zurückkehren"

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Anlässlich des Tourenfests in Gargellen sprach VOL.AT mit Ski- und Bergführer Martin Marinac über den Reiz und die Gefahren des beliebten Sports im hochalpinen Gelände.

Im Rahmen des mehrtägigen Events, das sich voll und ganz dem Thema "Skitouren" widmete, traf VOL.AT Ski- und Bergführer Martin Marinac bei der Talstation der Schafbergbahn.

Direkt im Anschluss an die kleine Madrisa-Roundtour gewährte der ehemalige Slalomspezialist Einblick in die Faszination, aber auch das Risiko, das der Sport im Frühjahr mit sich bringt.

Immer im Bewusstsein um die Risiken

Skitourengehen erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Einerseits entscheiden sich viele Wintersportler angesichts der gestiegenen Tageskarten-Preise in den heimischen Skigebieten für den Umstieg auf die "Felle" und die damit meist kostengünstigere Variante, in den Genuss unverspurter Tiefschneehänge zu kommen. Andererseits bedarf es beim Wechsel auch höherer Anforderungen an die eigene Technik und Kondition. Und einem Bewusstsein um die Gefahren, die das Befahren des sogenannten "Freien Geländes" mit sich bringt.

"Die Bedingungen sind jetzt hervorragend, auch von der Sicht her war die heutige Tour wunderschön. Wir sind rund um die Madrisa herum aufgestiegen, über Gafier- und Madrisajoch und dann über das Gandatal abgefahren", informiert Martin Marinac. Während sich die klassische Ski- und Snowboard-Saison langsam dem Ende zuneigt, sei jetzt eigentlich die traditionelle Saison für die Tourengeher.

Ski- und Bergführer Martin Marinac. ©MJ

"Fischmäuler und Gleitschneeschichten"

Angesichts der steigenden Temperaturen müsse man aber besonders auf die Risikenachtgeben. "Besonders die Gleitschneeschichten, erkennbar an den jetzt häufiger auftretenden Fischmäulern, bringen große Gefahren mit sich. Darunter sollte man sich nicht zu lange aufhalten", warnt der Ski- und Bergführer aus St. Gallenkirch.

Skitouren rund um die Madrisa erfreuen sich größter Beliebtheit. Hier eine Aufnahme vom Sonntag, den 17. März. ©MJ

Und wie so oft gelte es jetzt umso mehr, frühzeitig die Tour in Angriff zu nehmen: "Bei guter Abstrahlung sind die Schneebedingungen in der Früh optimal. Zeitig dran zu sein, ist im Frühjahr ohnehin immer gut." Im Idealfall sollte man den Aufstieg vor der Mittagszeit hinter sich gebracht haben. "Wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man die Abfahrt genießen, wenn es gerade ein wenig auffirnt. Das macht das Tourengehen in dieser Jahreszeit so attraktiv."

Der Aufstieg mit dem Gargellener Hausberg im Hintergrund. ©Stefan Kothner

"Solide Technik als Grundvoraussetzung"

Egal, ob beim Skitourengehen oder dem Freeriden, bevor man sich abseits der gesicherten Pisten wagt, gelte es, viele Dinge zu beachten: "Eine solide Technik, sowohl skifahrerisch als auch aufstiegsmäßig, sind Grundvoraussetzung für jeden Anfänger. Oft denkt man, die Lawinenkunde ist natürlich ein großes Thema, aber die Basis ist und bleibt das Skifahren. Das muss man sich auf der Piste aneignen, dann folgt das Erlernen der Aufstiegstechniken. Dazu ist ein Kurs sicher sinnvoll, dann kann man sicher in den Skitourensport einsteigen."

Noch herrschen beste Bedingungen, zumindest wenn man früh genug unterwegs ist. ©Stefan Kothner

Die Gefahr des "Weißen Todes"

Trotzdem ist und bleibt die Gefahr des "Weißen Todes" allgegenwärtig. "Wenn man bemerkt, dass man eine Bewegung im Hang hat, dann sollte man lieber einmal auf den Aufstieg verzichten und frühzeitig abfahren. Den Rückweg muss man früher oder später sowieso antreten. Und lieber einmal umkehren, als nicht mehr vom Berg zurückkehren", warnt der ehemalige Slalomspezialist eindringlich.

(VOL.AT)

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