"Kindliche Sexualität": Ein moderner Leitfaden für den offenen Umgang mit Sexualität in der Erziehung

Corina Sauermoser, eine 32-jährige Vorarlbergerin, hat sich nach ihrer grundlegenden Ausbildung zur Elementarpädagogin weiterentwickelt und vertiefende Kenntnisse in den Bereichen Sozialarbeit, Sexualberatung und Sexualpädagogik erworben.

In ihrer aktuellen Position als Sozialpädagogin in Innsbruck engagiert sie sich im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfen und vertieft parallel dazu ihr Wissen in integrativer Psychotherapie. Ihre vielfältigen Ausbildungen und beruflichen Erfahrungen haben ihr ein breites Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vermittelt.

Ein moderner Ansatz zur Sexualerziehung
Das Kürzlich von Sauermoser veröffentlichte Buch „Kindliche Sexualität“ stellt einen innovativen Ansatz dar, um mit Kindern über Sexualität zu sprechen. Ziel ist es, einen Raum für offene Gespräche zu schaffen, in dem Scham und Tabus keinen Platz haben. Sauermoser legt dar, wie wichtig es ist, Kindern ein gesundes und unverkrampftes Verhältnis zu ihrer Sexualität zu ermöglichen. Sie betont die Bedeutung von Authentizität und positiver Fehlerkultur im Erziehungsprozess und unterstreicht, dass Kinder die Möglichkeit haben sollten, Fragen zu stellen und ehrliche sowie altersgerechte Antworten zu ermöglichen.
Kentler-Experimente: Sauermosers kritische Stellungnahme
Die Veröffentlichung ihres Buches fällt in eine Zeit, in der das Thema Sexualität und Kinder durch aktuelle Berichte in den Medien über die sogenannten Kentler-Experimente der 70er-Jahre wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.
Sauermoser nimmt im Interview mit VOL.AT Stellung zu diesen Experimenten. Zu Beginn wurden laut Sauermoser minderjährige Burschen, die als Sexarbeiter am Bahnhof Zoo tätig waren, von Helmut Kentler weg von der Straße, dafür aber in die Obhut von Pädokriminellen gegeben – ein Umstand, der tiefgreifende psychologische und physische Traumata zur Folge hatte. Sauermoser kritisiert diese Vorgehensweise scharf und macht deutlich, dass der Fall Kentler ein dramatisches Beispiel für die fatalen Folgen einer fehlgeleiteten pädagogischen Praxis darstellt.
Es handelte sich dabei aber keineswegs um Einzelfälle. In weiterer Folge vermittelte Kentler über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche in die Obhut von Pädokriminellen. Dies zeigen auch drei detaillierten Forschungsberichte. So waren die Vorfälle Teil eines größeren Systems, in dem das Berliner Landesjugendamt eine kritische Rolle spielte. Die Untersuchungen decken auf, wie das Amt sexualisierte Gewalt nicht nur duldete, sondern auch unterstützte und ermöglichte.
Unterschied zwischen Pädophilie und Pädosexualität
"An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es einen erheblichen Unterschied zwischen Pädophilie und Pädosexualität gibt. Während es sich bei ersterem um die Neigung handelt, sprechen wir bei der Pädokriminalität über die Tat. Ein erheblicher Bedeutungsunterschied", so Sauermoser.

SexarbeiterInnen: "Wichtige und zu respektierende Berufsgruppe"
"Des Weiteren möchte ich hervorheben, dass nicht alle Menschen, die den Beruf des Sexarbeiters oder der Sexarbeiterin wählen, traumatische Erfahrungen in ihrer Biografie verzeichnen. Es handelt sich hierbei um eine wichtige und zu respektierende Berufsgruppe, die einen erheblichen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander leistet. In Amsterdam beispielsweise ist der Beruf einer Sexarbeiterin oder eines Sexarbeiters sehr hoch angesehen und die Würde der ArbeiterInnen wird in erheblichem Maße geschützt."

Pädagogen und Eltern praktische Werkzeuge an die Hand geben
Mit „Kindliche Sexualität“ will Sauermoser nicht nur aufklären, sondern auch Pädagogen und Eltern praktische Werkzeuge an die Hand geben, um mit Kindern konstruktiv über Sexualität zu sprechen. Sie plädiert für eine Erziehung, die auf Vertrauen, Respekt und Wertschätzung basiert. Das Buch ist gespickt mit praktischen Tipps, wie Erwachsene Kinder in ihrer sexuellen Entwicklung begleiten können, ohne dabei in Verlegenheit zu geraten oder falsche Informationen weiterzugeben.

Sexualität sollte nicht länger schambehaftet sein
Sauermoser hebt hervor, dass Aufklärung und fundiertes Wissen über Sexualität von entscheidender Bedeutung sind, um einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern. Sie sieht es als ihre Aufgabe an, mit Vorurteilen aufzuräumen und eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen. Durch die Vermittlung von Wissen und die Förderung von Verständnis möchte sie dazu beitragen, dass Sexualität nicht länger ein Thema ist, das mit Scham und Tabus behaftet ist, sondern als ein natürlicher und integraler Bestandteil des menschlichen Lebens anerkannt wird.
Praktische Werkzeuge für Pädagogen und Eltern
„Kindliche Sexualität“ von Corina Sauermoser markiert einen Wendepunkt in der Sexualpädagogik. Es ist ein mutiger Schritt hin zu einer offeneren Gesellschaft, in der Kinder und Jugendliche lernen, ihre Sexualität selbstbewusst und informiert zu leben. Das Buch ist ein wertvoller Beitrag für alle, die sich für eine moderne, aufgeklärte und vorurteilsfreie Erziehung einsetzen.
(VOL.AT)
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