"Als sich ihr Zustand verschlechterte, wollte sie nur noch nach Hause zu ihren Liebsten"

Das vergangene Jahr war für Claudia Muther besonders schwierig. Die diplomierte Krankenschwester, die sich auf die Palliativpflege spezialisiert hat, kümmerte sich intensiv um ihre enge Freundin Stefanie, und betreute sie die letzten Monate, die ihr noch auf dieser Welt vergönnt waren.
Im Gespräch mit VOL.AT spricht außerdem ihr Mann Alex, der gemeinsam mit den Kindern den Verlust zu verkraften hat, über die Zeit des schwierigen Abschieds in ihrem gemeinsamen Zuhause. Bis die schreckliche Krankheit seine Frau und die geliebte Mutter der beiden Kleinen aus dem Leben gerissen hat.
Die heimtückische Krankheit kehrt zurück
Ende Oktober fand der Leidensweg von Steffi sein Ende. Nach der Diagnose Brustkrebs kämpfte sich die mitten in der Blüte ihres Lebens stehende Frau zurück ins Leben. Ihr Mann Alex stand ihr bei den Behandlungen, Chemotherapien und Brustaufbau immer zur Seite. Zunächst schien sich alles zum Guten zu wenden, denn nach einem Jahr, in dem sich die Krebserkrankung im Körper der zweifachen Mutter nicht mehr nachweisen ließ, fasste die Mittdreißigerin neuen Mut. Das Schicksal meinte es aber weniger gut mit der Kämpfernatur, denn die heimtückische Krankheit kehrte zurück.

Neben ihrer Familie fand Steffi Zuflucht, Trost und Hilfe bei ihrer engen Freundin Claudia Muther. Die diplomierte Krankenschwester widmet sich besonders der Palliativpflege, also der Obsorge um schwerst erkrankte Menschen. Als freiberufliche Krankenschwester arbeitet sie bei Dr. Dressel in Nüziders, kümmert sich aber gerade als mobile Pflegerin mit dem Schwerpunkt "Palliative Care" um das Wohlergehen jener, die es vorziehen, die letzten Stunden im trauten Kreis ihrer Liebsten zuhause zu verbringen.

Alex erinnert sich an den Tag, als Steffis Krankheit diagnostiziert wurde. "Es war, als ob der Boden unter unseren Füßen weggezogen wurde", sagt er. Der hart auf die Prüfung gestellte Vater erzählt weiter: "Steffi war immer so lebensfroh, und plötzlich wurde sie mit dieser Realität konfrontiert."

Die letzten Stunden im Kreis der Liebsten
Claudia, die seit Jahren eine Freundin der Familie war, wurde zu ihrer Pflegerin. "Es war mehr als nur ein Job für mich", erklärt Claudia. "Steffi war eine Freundin, und ich wollte, dass sie die bestmögliche Pflege erhält."
Für die auf die Palliativpflege spezialisierte Krankenschwester war klar, dass sie ihrer Freundin den bestmöglichen Beistand geben würde. Als die Krankheit fortschritt und eine Lungenentzündung sowie eine Sepsis den Zustand Mutter rapide verschlechterte, wollte Steffi ihre Familie um sich. "Als sich ihr Zustand verschlechterte, wollte sie nur noch nach Hause zu ihren Liebsten", führt die diplomierte Krankenschwester weiter fort.

Auch für Alex war es klar, dass er dem Wunsch seiner Frau nachkommen würde. Selbstverständlich respektierte er den Entschluss und entschied gemeinsam mit Claudia Muther das weitere Vorgehen. Natürlich auch unter Einbindung der Ärzte, die sich um die schwer Erkrankte kümmerten.

"Natürlich hofft man bis zum Schluss auf ein Wunder, mit dem Fortschreiten der Krankheit und der damit einhergehenden Verschlimmerung der Leiden meiner Frau, wollten wir ihr einen bestmöglichen und würdevollen Abschied ermöglichen", erzählt Alex gegenüber VOL.AT. "Uns war es wichtig, ihr die Angst vor dem Tod und die Schmerzen zu nehmen", fügt Claudia hinzu.
Palliativpflege in den eigenen vier Wänden
Claudia Muther hat sich auf die mobile Palliativpflege spezialisiert. Zuvor war die 43-jährige Diplomkrankenschwester auf der Bludenzer Onkologie tätig, wo sie den Umgang mit schwerst erkranken Patienten gelernt hat. "Dem Wunsch, zuhause in einer gewohnten Umgebung den letzten Weg zu beschreiten, möchte ich so gut wie möglich nachkommen und diesen letzten Gang so schmerzfrei und würdevoll wie möglich zu gestalten", erzählt die Bingserin.

Neben der klassischen Betreuung der Patienten würde ihre Arbeit viel organisatorischen Aufwand bedeuten, auch um die Angehörigen bestmöglich vor und nach dem Abschied ihrer Liebsten zu begleiten.
"Kaum zu verkraftender Verlust"
"Für mich und die Kinder hat Claudia den ohnehin kaum zu verkraftenden Verlust von Steffi von Anfang bis zum Abschied bestmöglich mit ihrer fürsorglichen Art begleitet. Dafür möchten wir uns nochmals herzlich bedanken", schließt der Witwer.

Schritt in die Selbstständigkeit
Die intensive Pflege um ihre Freundin Steffi diente Claudia letztlich als Triebfeder, um sich speziell in diesem Bereich selbstständig zu machen: "Sie war der Ansporn für mich, wusste von meinen Plänen und hat es auch immer gutgeheißen."
Auch über den Tod hinaus wolle sie mit ihrer Arbeit Beistand liefern. "Im persönlichen Kontakt, was leider in vielen Krankenhäusern auch aufgrund der prekären Personalsituation oft nur schwer möglich ist", möchte Claudia Muther noch anmerken – als erste, freiberufliche und selbstständige mobile "Palliative Care Unit" in Vorarlberg.
(VOL.AT)
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