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Ein Vorarlberger Rapper, der sich Cro als Vorbild nimmt

Noel wird am Wochenende beim Backwood Festival im Conrad Sohm auftreten.
Noel wird am Wochenende beim Backwood Festival im Conrad Sohm auftreten. ©handout/Noel
Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Noel Le Duigou tritt am 2. Dezember beim Backwood Festival im Conrad Sohm auf. VOL.AT sprach mit dem Rap-Musiker über seine Musik und warum Hass und Diskriminierung nicht mit einem Kunstbegriff legitimiert werden dürfen.

VOL.AT: Noel, wie lässt sich dein Sound in Worte fassen, wenn du jemandem deinen Stil erklären musst?

Noel Le Duigou: Ich versuche kontinuierlich, reale und authentische Geschichten zu erzählen, wobei ich genügend Raum für individuelle Interpretationen und Emotionen lasse. Meine Texte spiegeln die Dramen und Höhen und Tiefen des Alltags wider. Es ist schwierig, mein Genre genau festzulegen, da ich mich momentan in einem musikalischen Wandel befinde. In der heutigen Zeit verbindet "Rap" mehrere Genres, und ich glaube, es geht eher um die Ausstrahlung, die ein Künstler hat.

Cro zählt zu den wichtigsten Einflüssen des Vorarlberger Rappers Noel. ©handout/Noel

VOL.AT: Wer sind deine Vorbilder, was läuft aktuell in deinen Kopfhörern?

Noel Le Duigou: Aktuell höre ich Künstler wie Levin Liam, Blumengarten und Paula Hartmann. Ein Vorbild, das immer wieder in meinen Kopfhörern zu hören ist, ist Cro, besonders sein Album "tru", das für mich zu den Top drei der deutschen Alben gehört und einen großen Einfluss darauf hatte, warum ich heute Musik mache.

Beim Backwood Festival (2. und 3. Dezember) kommt Noel ins Dornbirner Conrad Sohm. ©handout/Noel

VOL.AT: "Liegestuhl", eine chillige Sommerhymne. An welchen Songs arbeitest du gerade?

Noel Le Duigou: Zurzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten, die eine gewisse Melancholie ausstrahlen und teilweise in einer dunkleren Welt spielen und schwerere Themen behandeln. Allerdings haben wir auch eingängige Songs in der Pipeline, die ein Gefühl von Leichtigkeit vermitteln sollen.

VOL.AT: Wie gehst du ans Songwriting, wie produzierst du deinen Sound?

Noel Le Duigou: Der Prozess variiert von Song zu Song. Normalerweise gehe ich ins Studio und beginne, einen Song von Grund auf zu entwickeln. Mir ist es wichtig, im gesamten Prozess involviert zu sein, einschließlich der Produktion des Beats. Sobald der Beat seine Grundstruktur hat, beginne ich mit dem Texten. Die Dauer des Schreibprozesses variiert, manchmal wird der Text am selben Abend fertiggestellt und aufgenommen, aber es kommt auch vor, dass ich die Songs 1-2 Tage wirken lasse und mir mehr Zeit für das Schreiben nehme.

VOL.AT: Was fasziniert dich am Live-Performen auf der Bühne?

Noel Le Duigou: Ich mache Musik hauptsächlich für die Live-Performance, denn der Moment auf der Bühne ist der Höhepunkt meines Künstlerdaseins. Es fühlt sich an, als hätte man beim gesamten Prozess davor darauf hingearbeitet, und das direkte Feedback und die Energie vom Publikum sind ein unbeschreibliches, fast schon schockierend positives Gefühl.

Diskriminierung oder Herabwürdigungen finden in der Musik von Noel keinen Platz. ©handout/Noel

VOL.AT: Mit wem würdest du gerne mal auf der Bühne stehen?

Noel Le Duigou: Das ist schwer zu sagen, da es so viele talentierte Künstler gibt. 

VOL.AT: Wie würdest du die aktuelle Hip-Hop-Kultur beschreiben? Welche Genres und Richtungen sind aktuell angesagt und warum?

Noel Le Duigou: Die aktuelle Hip-Hop-Kultur ist vielfältig und verbindet verschiedene Genres. Die Anerkennung geht heute mehr in Richtung der Ausstrahlung und Individualität eines Künstlers. Verschiedene Stile, von klassischem Rap bis zu experimentellen Klängen, haben ihre Berechtigung, und die Vielfalt wird geschätzt.

VOL.AT: Wie gehst du mit aktuellen Debatten rund um Texte um? Was darf man, welche Raplines sind deiner Meinung nach unangebracht?

Noel Le Duigou: Es gibt eine klare Differenz zwischen einer Kunstfigur und einem realen Menschen, aber dennoch gibt es klare Grenzen, wenn es um Themen geht, die Menschen herabwürdigen oder diskriminieren. Meine Musik spiegelt meine Werte wider, und Diskriminierung hat darin keinen Platz. Und ich verurteile all jene, die die Kunst als Ausrede nehmen, um Hass zu verbreiten.

Das Conrad Sohm war ein prägender Ort für Noel. ©handout/Noel

VOL.AT: Was bedeutet das Conrad Sohm, was das Backwood Festival für dich?

Noel Le Duigou: Das Conrad Sohm hat für mich eine enorme Bedeutung, da es nicht nur ein Stück Kultur, sondern auch ein Teil meiner Laufbahn ist. Der Club war ein prägender Ort meiner Jugend, und das Backwood Festival war immer ein Highlight im Jahr. Das Team dahinter hat mir die Chance gegeben, 2021 erstmals auf dem Festival zu spielen, und das hat viele Türen für mich geöffnet.

VOL.AT: Du lebst in Wien – was verbindet dich nach wie vor mit Vorarlberg?

Noel Le Duigou: Nach wie vor verbinden mich Dinge wie Familie und Freunde mit Vorarlberg. Vorarlberg fühlt sich an wie Heimat, und ich schätze die Ruhe und den Raum für eigene Gedanken. Das Gefühl, nachts nach Hause zu gehen und der einzige Mensch auf der Welt zu sein, ist einzigartig. Es ist klar für mich, dass ich wieder ins "Ländle" zurückkommen werde.

(VOL.AT)

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