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"Jede Träne ist Heilung"

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Irene Christof ist Koordinatorin für Trauer bei der Caritas Vorarlberg. Sie spricht mit uns über das Thema "Trauer", wie sich diese im Laufe der Zeit verändert hat und warum Trauerpausen so wichtig sind.

Die katholische Kirche feiert an den beiden ersten Tagen im November Allerheiligen und Allerseelen. Der 1. November (heuer ein Mittwoch) gilt als hoher Festtag. Es wird das neue Leben gefeiert, in das die Heiligen gelangt sind und das allen Christen verheißen wird.

Im Gegensatz dazu wird am 2. November den Toten gedenkt. Vielen Menschen kämpfen das ganze Jahr mit dem Schmerz, welcher der Verlust einer geliebten Person hinterlassen hat. An diesen Tagen rückt die Trauer jedoch noch ein Mal mehr in den Mittelpunkt.

"Trauer ist etwas ganz Umfangreiches, etwas ganz Individuelles", so beginnt Irene Christof, Koordinatorin für Trauer bei der Caritas Vorarlberg, das Gespräch. Die dreifache Mama arbeitet täglich mit Menschen und versucht ihnen mit ihrer Trauer zu helfen. Dafür gibt es jedoch kein allgemeines Rezept. "Trauer kommt plötzlich. Sie steht auf einmal vor der Tür und man muss irgendwie mit ihr umgehen", versucht die Koordinatorin für Trauer die richtigen Worte zu finden. Dabei braucht in diesem Moment jeder Mensch etwas anderes. "Wichtig ist, dass in solch einem Moment die Personen sehr offen und verletzlich sind." Findet man dann den richtigen Weg und schafft es einer Person durch diese schwierige Zeit zu helfen, dann kann es laut Christof auch etwas ganz Schönes sein.

Wie alles, hat sich auch die Art zu Trauern im Laufe der Zeit verändert. Früher gab es das sogenannte "Trauerjahr". Man trug ein Jahr lang die Farbe Schwarz und so war für Außenstehende direkt sichtbar, dass eine Person derzeit trauert. Außerdem wurde früher mehr im häuslichen Bereich getrauert. "Heutzutage gibt es viel mehr Orte, an denen getrauert wird. Zudem ist alles viel schnelllebiger", versucht Irene Christof die richtigen Worte zu finden. Die Menschen müssen wieder arbeiten gehen und auch Trauer solle in der heutigen Zeit schnell gehen. Dies sind laut Christof die größten Unterschiede für sie.

Beim Verlust einer geliebten Person ist für die Koordinatorin für Trauer besonders wichtig, dass man sich von dieser Person verabschiedet. "Das habe ich in der Arbeit mit trauernden Menschen schon oft erlebt. Der Abschied spielt eine unglaublich wichtige Rolle. Auch wenn genau das besonders schwierig ist für die Angehörigen." Sie empfiehlt dennoch, wenn es möglich ist, zum Beispiel noch die Hand der verstorbenen Person zu halten und sich so zu verabschieden. "Ein kleines Mädchen hat zum Beispiel mal erzählt, dass sie der Oma noch eine Packung Soletti bringen wollte. Denn ihre Oma hatte immer Soletti dabei", das fand Irene Christof eine unglaublich schöne Geste, um sich zu verabschieden.

"Trauer ist nicht das Problem, Trauer ist die Lösung" an diesen Spruch von Chris Paul muss Irene Christof immer wieder denken. So schildern betroffene Christof auch immer wieder, dass sie im Schmerz bleiben wollen, um sich so den Verstorbenen nahezufühlen. Aber gerade bei "unnatürlichen Verlusten", wie wenn man beispielsweise ein Kind verloren hat, ist es wichtig, sich bewusst Trauerauszeiten. "Die Personen müssen auch wieder einmal durchatmen können."

(VOL.AT)

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