AA

Hier schickt der Bademeister Rowdies auf die Strafbank

Was hat eine Strafbank im Schwimmbad verloren?
Was hat eine Strafbank im Schwimmbad verloren? ©VOL.AT/Mayer, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Die "blaue Karte" ist mittlerweile schon vielen Gästen eines Waldbades im Oberland ein Begriff. Wer sie vom Bademeister gezeigt bekommt, muss auf die Strafbank.

Die gelbe und rote Karte kennt man aus dem Fußball. Doch was bedeutet es, wenn man vom Bademeister die blaue Karte gezeigt bekommt? Und was hat eine Strafbank im Schwimmbad zu bedeuten?

So sehen sie aus, die beiden Strafbänke im Schwimmbad. ©VOL.AT/Mayer

Strafbank zumindest seit 2008

VOL.AT traf den langjährigen Bademeister und Schwimmbad-Betriebsleiter Wolgang Melk. Er hat sich die etwas andere Strafe für unbelehrbare Bade-Rowdys schon vor Jahren ausgedacht. Die Strafbank gebe es im Waldbad Feldkirch sicher schon seit 10 Jahren, erklärt er im Gespräch mit VOL.AT. Ein Blick ins Archiv des Medienhauses zeigt, dass es sie bereits im Jahr 2008 gab. Schon damals erklärte Melk im Interview mit den Vorarlberger Nachrichten, wie das System funktioniert.

Für das Interview nahm Melk ausnahmsweise selbst auf der Strafbank Platz. ©VOL.AT/Mayer
Die Strafbank steht direkt neben den beiden Rutschen und dem Strömungskanal. ©VOL.AT/Mayer

Was die blaue Karte bedeutet

Früher habe man Badende, die sich nicht an die Regeln halten, Papierchen aufsammeln lassen oder sie gleich heimgeschickt, gibt er zu verstehen. Hier habe man immer lange diskutieren müssen. "So haben wir einfach gesagt, wir haben eine blaue, eine gelbe und eine Rote Karte", erklärt er. "Wenn sie einmal falsch reinhüpfen oder falsch rutschen, bekommen sie eine Verwarnung. Wenn sie’s wieder machen, kriegen sie die blaue Karte – das heißt 10 Minuten Strafbank", gibt der Bademeister zu verstehen. Bei der gelben Karte werde es schon kritisch, weil danach gleich die rote komme. "Das heißt dann halt, das Schwimmbad verlassen", meint er.

Hier ist das Randspringen verboten. Wer trotzdem hineinspringt, wird verwarnt. ©VOL.AT/Mayer
Auch für die Rutschen gibt es Regeln. ©VOL.AT/Mayer

Schwimmbad-Verweis im Extremfall

"Es gibt Zeiten, da hockt niemand da und dann kommt halt mal so ein Grüppchen, das dann auf der blauen Rutsche staut oder sonst was", gibt Melk zu verstehen. Es könne dann sein, dass die ganze Bank voll sei mit Jugendlichen oder jungen Burschen. Bei der gelben Rutsche dürfe man nicht auf dem Bauch oder auf den Knien rutschen. Auch wer bei "Randspringen verboten" oder in den laufenden Strömungskanal ins Wasser springe oder bei der blauen Rutsche staue, bekomme eine Verwarnung, erklärt der Bademeister gegenüber VOL.AT. "Im Extremfall, wenn sie gar nicht einsichtig sind, müssen sie erst 10 Liegestütz machen oder zehn Kniebeugen, nachher können sie das Päckle packen und rausgehen", betont er. Schwimmbad-Verbot gibt es in Härtefällen. Dieses fängt bei einem Tag an und kann beim Nichteinhalten bis zu einer Woche dauern.

Die Bademeister haben das Schwimmbad im Blick. ©VOL.AT/Mayer
Hier wurden gleich mehrere Schilder angebracht. ©VOL.AT/Mayer
Zusätzlich sitzt einer der Bademeister auf dem Bänkle neben dem Sprungturm. ©VOL.AT/Mayer

"Die Stammgäste wissen’s eh schon", gibt Wolfgang Melk zu verstehen. Die Gäste des Campingsplatzes nebenan, für die es freien Eintritt gebe, seien teilweise verwundert – etwa Holländer und Deutsche. "Zuerst lachen sie und nachher holen sie das Handy, setzen ihren Bub hin und machen ein Foto", meint der Bademeister und Betriebsleiter und muss lachen. Viele Urlaubsgäste hätten gesagt, dass es das bei ihnen nicht gebe. "Es ist einfach einzigartig", ist sich Melk sicher. Nacheiferer sind ihm bisher keine bekannt. "Aber es ist sehr zu empfehlen, denn es funktioniert gut", betont der Feldkircher. Heuer habe die Strafbank bisher gewirkt – wenn auch nicht bei jedem. "Jedes Kind ist anders", meint Melk hierzu. Während einige gleich einlenken, müssen andere gleich zweimal hintereinander zehn Minuten sitzen und dann nach Hause geschickt werden.

Was sagen Sie dazu?

Video: Wolfgang Melk zur Strafbank

Eigentlich sei überall gut ersichtlich, was man dürfe oder nicht. Etwa durch die Badeordnung beim Eingang oder Hinweistafeln im ganzen Bad. "Aber in der Euphorie von diesen Kindern – die schauen nicht lang, die lesen nicht. Die hüpfen einfach rein und haben halt Spaß", verdeutlicht Melk. "Ab und zu drückt man auch ein Auge zu, wenns jetzt keine Situation ist, die gefährlich ist", meint er. Wenn allerdings andere Leute schwimmen und ein Kind direkt daneben reinhüpfe, dann müsse man fast was sagen. Die Badegäste zeigen meist auch Verständnis, wenn ihr Kind auf die Strafbank muss. Manche Eltern regen sich aber auch auf: "Ein Vater ist mal gekommen, warum sein Sohn hier sitze", schildert der Bademeister. "Er habe Eintritt bezahlt und jetzt müsse er zehn Minuten da sitzen. Dann habe ich es ihm erklärt und dann hat er gesagt: Ach ja, passt. Du bleibst jetzt zehn Minuten hier sitzen."

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Hier schickt der Bademeister Rowdies auf die Strafbank