Achtung Online-Betrug: Walter Gorbach schildert dreiste Masche im Detail

Nahezu wöchentlich liest man in den Schlagzeilen von dreisten Online-Betrügern, die gerade Senioren und Pensionisten vermehrt ins Visier nehmen. Gerade diese vulnerable Gruppe wird unter Vorspiegelung falscher Tatsachen immer öfter um ihr Geld gebracht.
Zu den Opfern dieser zutiefst verabscheuungswürdigen Praktiken zählt nun auch Walter Gorbach. Der pensionierte Ing. und Mathematik-Nachhilfe-Lehrer erzählt VOL.AT seine Geschichte und mahnt zur Vorsicht.
Seriöse Kontaktaufnahme
via E-Mail und Telefonanruf
Begonnen hat alles – wie so oft – mit einem zunächst seriös erscheinenden E-Mail. Ende Mai wurde der pensionierte Bregenzer kontaktiert, ob er mit seinem Krypto-Guthaben, das sich inzwischen enorm vervielfacht habe, nicht weiter handeln möchte. "2020 habe ich 200 Euro in Bitcoin investiert, als sich für mich das Ganze als zu unsicher herausgestellt hatte, beschloss ich das Guthaben nicht weiter zu verwalten und habe eine automatisierte Variante eingestellt. Dann habe ich mich aber nicht mehr weiter darum gekümmert. Ich dachte einfach, die 200 Euro waren ein Versuch, und nichts weiter", erzählt der 77-jährige Bregenzer. In Kontakt trat mit ihm ein gewisser Alexander Bayer, von einem Finanzdienstleister. Nach einer inversen Bildersuche über Google entdeckte VOL.AT zwar keinen Alexander Bayer, auf den dieses Profil passen könnte. Sehr wohl aber auf ein LinkedIn-Profil eines "Alexanders", der bei "Bayer" Pharmaceuticals tätig ist.


Nach dem E-Mail erkundigte sich der Senior, wie hoch denn sein Guthaben sei. Und der Betrüger hatte ihn damit am Haken, denn er versicherte ihm glaubwürdig, seine Krypto-Einlage habe sich inzwischen auf stattliche 7,2 Bitcoin gesteigert. Zum damaligen Zeitpunkt entsprach dieser Wert einer Summe von rund 187.000 Euro.

187.000 Euro in Aussicht gestellt, gegen minimale Gebühr
Für den im Ruhestand befindlichen Bregenzer ein Grund zur Freude, trotzdem wollte er das Angebot, weiter zu traden, nicht annehmen. Viel mehr wollte er die Einlage in bare Münze verwandeln. "Und mit dieser Masche hatten sie mich dann am Haken. Denn im Endeffekt ging es den Betrügern nur darum, mir das Geld für die Überweisung und die Abwicklung des Geldtransfers aus der Tasche zu ziehen. Man riet mir, da ich ja kein Wallet besäße, das Geld über eine Plattform zu beziehen, für die Abwicklung des Ganzen würde man mir aber einen Teil in Rechnung stellen, im Endeffekt eine Summe von 5610 Euro. Nichts im Vergleich zu den kolportierten 187.000 Euro", führt der Geschädigte weiter aus.

Von Binance zum Treuhandkonto
Nach einer Überweisung, die er noch am selben Tag wieder zurückbekam, wurde der pensionierte Ingenieur weiter geködert. Die Summe sei zu hoch, man müsse in Tranchen agieren, um nicht in Verdacht zu geraten, Geldwäsche zu betreiben. Und man müsse das Ganze über Binance abwickeln. "Schließlich riet man mir, das Geld auf das Konto eines Berliner Treuhänders zu überweisen, auf ein Konto der Commerzbank. Was ich dann auch tat, zunächst hatte ich das Geld ja wieder zurückbekommen, wenn etwas nicht geklappt hatte. Noch immer war ich überzeugt, mit seriösen Geschäftspartnern zu tun zu haben", gewährt der Mathematik-Nachhilfelehrer weiter Einblick in die Betrugsmasche.

Zunächst berechtigte Skepsis, dann Anzeige bei der Polizei
Als dann auf eine Anfrage von ihm, ob er eigentlich Einblick in die Historie der Steigerung seines damaligen Einsatzes von 0,0002 BTC im Jahr 2020 auf die kolportierten 7,2 BTC heuer haben könne, nicht mehr berücksichtigt wurde, dämmerte es Walter Gorbach und er erstattete Anzeige bei der Polizei.

Polizei und Bank-Betrugsabteilung
"Inzwischen bin ich auch mit meiner Bank in Kontakt, deren Betrugsabteilung nun auch mit der deutschen Commerzbank Kontakt aufgenommen hat. Noch weigert sich der Inhaber des deutschen Treuhandkontos mit der Herausgabe der 5610 Euro, ich kann aktuell nur hoffen, dass die Anzeige und die Abwicklung über die Banken dies ermöglicht", zeigt sich das Betrugsopfer ernüchtert. Die Polizei habe ihm außerdem mitgeteilt, dass davon auszugehen sei, die Betrüger hätten ihren Sitz in der Türkei. Ein Land, das kein Auslieferungsabkommen für Straftäter habe, was es nahezu unmöglich mache, diesen Verbrechern das Handwerk zu legen.

"Möchte mit dem Fall an die Öffentlichkeit, um andere zu warnen!"
„Ich möchte mit meinem Fall deswegen nun an die Öffentlichkeit, um andere Opfer, die vielleicht in dieselbe Falle tappen, zu warnen. Denn zum größten Teil haben sich die Betrüger mit äußerst glaubhaften und serösen Argumenten an mich gewandt. Bis zur mehrmaligen Hin- und Herüberweisung meines Geldes“, schließt Walter Gorbach und möchte andere Menschen vor diesen unlauteren Methoden schützen.
Im Zweifel wenden Sie sich bitte direkt an die Polizei.
(VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.