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Wie Landesrat Gantner die Felchen-Thematik sieht

Wie Landesrat Christian Gantner die Felchen-Thematik sieht.
Wie Landesrat Christian Gantner die Felchen-Thematik sieht. ©Hofmeister, dpa, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Berufsfischer Franz Blum aus Fußach sieht die Politik gefordert, was Maßnahmen rund um die rückläufigen Felchen-Bestände angeht. Wie der zuständige Landesrat, Christian Gantner, die Situation sieht.

"Felchen kann man nicht ersetzen", ist sich Berufsfischer Franz Blum im VOL.AT-Gespräch sicher. Schon länger sehe man, dass der Bestand zurückgehe. Eine ganzjährige Schonung alleine bringe nicht die Welt.

Man müsse den Grund anschauen: die Nährstoffknappheit im See und den Kormoran als Fressfeind. Hier sieht Blum ganz klar auch die Politik – etwa den für Landwirtschaft und Tierschutz zuständigen Landesart Christian Gantner – gefordert.

Berufsfischer Franz Blum auf seinem Boot. ©VOL.AT/Mayer

"Stolz auf unsere Berufsfischer"

"Wir sind mit den Berufsfischern in ständigem Kontakt", verdeutlicht der Landesrat im VOL.AT-Telefoninterview. Er habe "riesengroßen Respekt" vor der Arbeit der Fischer. "Beispielsweise letztes Jahr sind wir auch mit Franz Blum einmal am Morgen rausgefahren und haben mit ihm auch dieses Fischerhandwerk gemacht", erzählt Gantner gegenüber VOL.AT. "Es ist wirklich beeindruckend, was sie da machen. Wir sind als Land Vorarlberg auch stolz auf unsere Berufsfischer." Das unterscheide das Ländle auch von anderen Bundesländern. "Mir ist wichtig, dass dieses Kulturerbe – wie er’s im Interview nennt – auch erhalten bleibt und dass gerade auch die junge Generation in diesem Bereich Zukunftsperspektiven hat", erklärt Gantner.

Kormorane im Naturschutzgebiet Rheindelta. ©VOL.AT/Hartinger
Christian Gantner ist der zuständige Landesrat. ©Vorarlberg LIVE

Kormoran als größtes Problem

"Das größte Problem ist definitiv der Kormoran. Das wissen wir", gibt der Landesrat zu verstehen. "Da gibt’s um den ganzen See eine Größenordnung von 1.200 bis 1.500 Brutpaaren." Im Rheindelta seien es ca. 50 bis 60. Vorarlberg sei hier Vorreiter: "Dieses Kormoranmanagement macht niemand am See so erfolgreich", erklärt er. "Wir machen schon seit 10 Jahren die sogenannten Kormoranmaßnahmen, die bis dahin gehen zu vergrämen, aber auch Tiere abzuschießen." Das mache bisher keine andere Region um den See. "Wir fordern auch, dass andere Länder diese Maßnahmen jetzt auch treffen", verdeutlicht er. "Ich weiß, das ist eine schwierige Diskussion – Naturschutz und so weiter – aber egal wo, wenn ein Tier so überhandnimmt, dann ist es auch nicht natürlich und dann muss man eingreifen", schildert Gantner. "Unsere Erfolge, dass es 10 Jahre jetzt stabil geblieben ist im Rheindelta, bringen nichts, wenn die rund um alle mehr werden und die Vögel um den See herfliegen."

Symbolbild: Ein Fischer hält ein ausgenommenes Bodenseefelchen. ©APA/dpa/Felix Kästle

Brutanstalten und Förderungen

Auch was die Aufzucht junger Felchen angeht, tut sich etwas. "Das zweite ist, dass man sich in den Brutanstalten rund um den See jetzt geeinigt hat, dass man die Felchen länger vorstreckt", erklärt Gantner den nächsten Schritt. Felchen werden bereits jetzt ausgebrütet und dann in alljährlich in den See eingesetzt. Nun gehe es darum, länger auszubrüten: bis zu einer Größe von mindestens 3,5 Zentimetern. "Und dann erst in den See lassen, damit sie auch Stichlings-fest sind (Anm. d. Red.: groß genug, damit die Fische nicht mehr von Stichlingen gefressen werden). Das ist auch eine wichtige Maßnahme, von der wir uns auch einen Erfolg erhoffen", gibt der Landesrat zu verstehen. Zudem gibt es auch Unterstützung für die Fischer: "Wir haben als Land Vorarlberg mit den Berufsfischern zusätzliche finanzielle Förderungen vereinbart", so Gantner. Um den See werde man hier sicher auch Vorreiter sein.

Was tun mit dem Stichling? Diese Frage stellt sich derzeit. ©Canva Pro

Stichlings-Verwertung und Fisch-Attraktivierung

Im Bezug auf effizienten Fang, was den Stichling betreffe, der hier auch Schädling sei, wird laut Gantner ebenfalls getüftelt. "Da ist man gemeinsam mit den Berufsfischern auch daran, umfassende wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen", erklärt der Landwirtschaftslandesrat. "Was für Möglichkeiten gibt es, dass wir diesen Stichling auch gewinnbringend fangen?" Hier denke man etwa an eine Verwertung als Fischmehl oder Fischöl. "Gibt’s Chancen, dass man mit dem Fang dieser Stichlinge – vielleicht als Essfisch – Geld verdient, ihn wegbringt." Auch auf die verschiedenen Differenzierungsmaßnahmen am Markt kam der Landesrat zu sprechen: "Dass wir sagen, wir versuchen das Rotauge, den Barsch, Brachsen, Welse, Hechte – andere Fische – zu attraktiveren." Das unterstützte das Land auch mit Marketing und Bewerbung.

Erhöhung des Nährstoffgehalt "keine Lösung"

Laut Berufsfischer Blum müsste es Möglichkeiten geben, mehr Nährstoffe für die Fische ins Bodenseewasser zu bekommen. Was den Nährstoffbedarf der Fische und die Sauberkeit des Sees angeht, meint Gantner: "Ich sehe es als riesengroßen Erfolg, was hier in den vergangenen 60 Jahren geschehen ist in der Abwasserreinigung und so weiter. Dass wir wirklich einen See haben, der ja auch Trinkwasserqualität hat und für mehrere Millionen Menschen das Trinkwasserreservoir ist." Daher lautet seine Antwort: "In dieser Erhöhung des Nährstoffgehalts sehen wir keine Lösung, nein."

Die Probleme der Berufsfischer würden auf jeden Fall gehört, fasst der Landesrat zusammen. Es herrsche ein ständiger Austausch. "Wir hören sie auch persönlich", verdeutlicht Gantner. Er habe großen Respekt vor der Arbeit. "Wir sind stolz als Land Vorarlberg, dass wir Berufsfischer haben und wir möchten das kulturelle Erbe auch langer erhalten – auch die Zukunftschancen", betont der Landesrat.

Franz Blum im VOL.AT-Gespräch

Der Felchenbestand geht immer mehr zurück. Nun soll die Schonzeit verlängert werden. VOL.AT traf Berufsfischer Franz Blum und sprach mit ihm über Fischbestand, Felchen-Ersatz und die Zukunft.

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