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Horten-Schmuck: Auktion brachte schon 200 Millionen Dollar ein

Verkauf von Horten-Schmuck brachte Millionen ein.
Verkauf von Horten-Schmuck brachte Millionen ein. ©APA/AFP/FABRICE COFFRINI (Symbolbild)
Der Verkauf des Schmucks von Heidi Horten hat trotz der Kontroverse um die NS-Vergangenheit ihres Mannes schon 202 Millionen Dollar (186 Millionen Euro) eingebracht. Über diese Summe informierte das Auktionshaus Christie's am Montag. Horten war im Vorjahr gestorben.
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Der letzte Teil der Versteigerungen findet im November statt.

Hunderte Schmuckstücke in Horten-Sammlung

Angesichts der Kritik betonte Christie's erneut, dass der Verkaufserlös entsprechend dem Wunsch Heidi Hortens vollständig für gemeinnützige Zwecke gespendet werde. Zu Hortens Sammlung gehören mehr als 700 Schmuckstücke. Die letzten Teile davon sollen im November unter den Hammer kommen. Der Erlös aus den Auktionen übertrifft bereits jetzt weit den bisherigen Rekordwert bei einer Schmuckversteigerung von 116 Millionen Dollar. Diesen Betrag hatte der Verkauf des Nachlasses von Hollywood-Diva Elizabeth Taylor im Jahr 2011 eingebracht.

Einige Stücke gingen dennoch nicht für die erhofften Summen über den Tisch. Für einen Cartier-Ring mit einem 25,59-karätigen "Taubenblut"-Rubin wurden statt der erhofften 15 bis 20 Millionen Dollar letztlich nur elf Millionen Dollar geboten.

Horten Stiftung gab Historikerbericht in Auftrag

Über den Auktionen liegt der Schatten der NS-Vergangenheit des deutschen Unternehmers Helmut Horten. Laut einem im Jänner 2022 veröffentlichten Historikerbericht, der von der Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden war, war Helmut Horten längere Zeit Mitglied der NSDAP. 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, übernahm er demnach als 27-Jähriger das Textilkaufhaus Alsberg in Duisburg, nachdem dessen jüdische Eigentümer geflohen waren.

Später übernahm er weitere Geschäfte, die sich zuvor im Besitz jüdischer Eigentümer befunden hatten. Ihm wurde deshalb vorgeworfen, Profiteur der "Arisierung" jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit gewesen zu sein.

Historikerbericht: Einigung mit Vorbesitzern von Textilkaufhaus Alsberg nach Krieg

Laut dem Historikerbericht von Peter Hoeres hat sich Horten nach Ende des Kriegs mit den jüdischen Vorbesitzern des Textilkaufhauses Alsberg auf Wiedergutmachung geeinigt. Ein Kaufhaus in Wattenscheid wurden wieder an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben.

Im Fall einer Geschäftsübernahme in Königsberg sperrte sich Horten laut der Analyse andererseits wohl gegen zivilrechtliche Wiedergutmachungsleistungen, weil er wusste, dass es keine durchsetzbaren Rechtsansprüche gegen ihn gab.

Gutachten: "Gewisse Ambivalenz" zeigte sich

Im Gutachten heißt es, dass sich eine "gewisse Ambivalenz" gezeigt habe. Horten haben sich um außergerichtliche Vergleiche bemüht. "Die erzielten Vergleiche können als fair und vorteilhaft für die ehemaligen Vorbesitzer angesehen werden, wenngleich die finanziellen Mittel im Fall von Duisburg nur ein schwacher Trost für das erlittene Unrecht sein konnten."

Laut dem Experten-Bericht sei Hortens Denken nicht von "NS-Ideologie bestimmt" gewesen, trotzdem habe er eine "gewisse Wertschätzung der NS-Behörden" genossen. Sein Unternehmen in Duisburg wurde als Verteilerbetrieb eingesetzt, Horten sei dabei effizient gewesen. Laut einer Aussage aus dem Entnazifizierungsverfahren kam es 1944 zu einer kurzzeitigen Inhaftierung Hortens. Aus der NSDAP wurde er in diesem Jahr ausgeschlossen. Anlass waren laut dem Bericht Querelen mit NS-Funktionären und der Verdacht auf unsachgemäße Verteilung von Waren.

"Insgesamt zeigt sich in allen Fällen, dass das Geschäft stets vor der Politik kam. Wenn die politischen Rahmenbedingungen seinen geschäftlichen Aktivitäten entgegenkamen, dann hinterfragte Horten diese offenbar auch nicht und nutzte seinen Vorteil", hieß es im Bericht.

Heidi Horten starb 2022

Laut "Forbes" hinterließ Heidi Horten bei ihrem Tod mit 81 Jahren im vergangenen Jahr ein Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar.

(APA/Red)

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