Telefonseelsorge Vorarlberg verzeichnete 2022 neuerlich mehr Anrufe

55 Prozent der Hilfesuchenden waren weiblich, doch beobachte man eine Angleichung. Männer seien mutiger geworden, ihre Sorgen anzusprechen, so Leiter Sepp Gröfler. 770 Anrufe betrafen akute Krisensituationen, ein Plus von elf Prozent. Ein Zuwachs an Belastungsquellen für den Einzelnen mache eine Abgrenzung zusehends schwerer.
In der Pandemie seien wir alle oft zu Pausen verdonnert gewesen, davon sei nicht mehr viel zu spüren. "Wir haben wieder Fahrt aufgenommen, mehr als uns wahrscheinlich guttut", so Gröfler. "Häufig strudelt es unsere Anrufer und Anruferinnen, weil es ihnen nicht gelingt, einen Unterbruch zu setzen", berichtete er. "Wir alle, aber besonders Menschen in Krisen brauchen die Auszeiten, die Pausen, damit wir nicht in eine Abwärtsspirale gelangen, die uns nach unten zieht." So drehe sich die Sorgenspirale immer rascher. Ein Anruf oder eine Onlineberatung könne oft der erste Schritt aus einer destruktiven Tretmühle sein.
Weniger Suizide bei Jugendlichen
Erfreulich sei 2022 der Rückgang der Suiziden junger Menschen gewesen, zugleich werde die Telefonseelsorge von Jugendlichen zu dem Thema stärker genützt, was auch auf entsprechende Kampagnen zurückzuführen sei. 15 bis 20 Mal im Monat riefen Menschen aus Sorge um Suizidgefährdete oder aus eigener Betroffenheit an, 20 Prozent dieser Kontakte kämen von Jugendlichen. Fünf- bis zehnmal monatlich suchten diese 2022 in Suizidfragen Rat, davor sei das höchstens zwei- bis fünfmal pro Monat vorgekommen, hieß es im Jahresbericht. Sind Kinder und Jugendliche außerhalb der Geschäftszeiten der Kinder- und Jugendhilfe von Krisen betroffen, könne über die Telefonseelsorge oder die Polizei der Familienkrisendienst aktiviert werden. 23 Mal wurden diese Sozialarbeiter 2022 zu Hilfe gerufen.
Neuer Ausbildungslehrgang
Die 92 Mitarbeiter der Telefonseelsorge arbeiteten rund 200 Stunden im Jahr ehrenamtlich für die Bevölkerung. Im September 2023 beginne ein neuer Ausbildungslehrgang, für den sich bereits zahlreiche Interessierte gemeldet hätten. Bewährt habe sich die Bündelung der Kräfte in einer österreichweiten Onlineberatung, das werde daher fortgesetzt. Die Telefonseelsorge wird hauptsächlich vom Land Vorarlberg und der Diözese Feldkirch getragen, aber auch durch Spenden. Eine Sonderzahlung der Diözese habe die Folgen der Teuerungswelle abgefangen, hieß es.
(APA)
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