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Ein Kind aus dem Brutkasten: "Diese Bilder haben sehr negative Reaktionen ausgelöst"

©Canva/VOL.AT/Madlener
Die Statistiken zeigen, dass das Alter der werdenden Eltern stetig steigt. Das wiederum bedeutet, dass immer mehr Paare ärztliche Hilfe aufsuchen um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Was dabei in Zukunft möglich sein könnte, ob und inwiefern ein künstlicher Mutterleib denkbar ist, darüber haben wir mit Oberarzt Dr. Norbert Loacker, ärztlicher Leiter des Kinderwunschzentrums im Landeskrankenhaus Feldkirch, gesprochen. 

"Diese Bilder haben für mich zunächst sehr negative Reaktionen ausgelöst", beginnt Oberarzt Dr. Norbert Loacker das Gespräch, als er sich die Bilder von einem künstlichen Mutterleib ins Gedächtnis ruft.

Bild der Entmenschlichung

Für ihn zeige sich dadurch ein Bild der Entmenschlichung. Es komme laut dem Oberarzt zu dem Verlust der so wichtigen Bindung zwischen Mutter und Kind während einer Schwangerschaft. "Das ist für mich schon ein Bild, das sehr negativ belastet war. Ich habe mir dann aber lange überlegt, wo könnten wir hier etwas Positives sehen", versucht Dr. Norbert Loacker dem Ganzen noch etwas Gutes abzugewinnen. 

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Hoffnung anhand der Tiermodelle

Seit Jahren würde im Tiermodell mittels einer künstlichen Gebärmutter versucht werden beispielsweise jungen Schafsföten ein Leben zu ermöglichen. "Wenn diese Erkenntnisse für den Menschen quasi herangezogen werden könnten, dann wäre das auch ein Vorteil bei frühen Frühgeburten, diesen kleinen Kindern ein gutes weiteres Leben zu ermöglichen", schildert der Oberarzt seine Gedanken. 

Ermöglichen des "social egg freezing"

Die letzte Gesetzesnovelle vom Fortpflanzungsgesetz wurde 2015 beschlossen. "Wir haben den Zuspruch des Gesetzgebers sehr vermisst. Schade, dass der Wunsch von Frauen Eizellen einfrieren zulassen, nicht berücksichtigt wurde", so Loacker. Das bedeutet, dass das sogenannte "social egg freezing" in Österreich verboten ist. "Es wäre sehr wünschenswert, dass man sich dort nochmal ernsthafte Gedanken macht. Wir müssen bei diesen Anfragen auf das Nein des Gesetzgebers verweisen und können den Frauen keinen triftigen Grund nennen, warum wir diese Möglichkeit in Österreich nicht nutzen dürfen. ", verdeutlicht der Oberarzt die Wichtigkeit dieses Themas. Außerdem sieht Dr. Loacker Handlungsbedarf, dass auch alleinstehenden Frauen der Zugang zu solchen Behandlungen ermöglicht wird. Weiters sollte schwer erkrankten Patientinnen eine finanzielle Unterstützung gewährt werden. Denn aktuell müssen diese die Kosten selbst tragen.  

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Zahlen steigen stetig

Die vergangenen Jahre zeigen, dass der Zuspruch was das Thema "künstliche Befruchtung" betrifft, deutlich zugenommen hat. Das hat laut Oberarzt Dr. Loacker verschiedene Gründe. Neben der Transparenz und der immer besser werdenden gesellschaftlichen Akzeptanz, sprechen laut Loacker auch die Zahlen für sich. "Laut den letzten statistischen Auswertungen beträgt das Lebensalter eines Mannes, wenn er zum ersten Mal Vater wird 35 Jahre. Das hat deutlich zugenommen. Bei den Frauen liegt das Durchschnittsalter um die 30 Jahre", schildert Loacker die aktuelle Situation. Somit steht fest, dass der Kinderwunsch einfach erst zu einem späteren Zeitpunkt vorhanden ist. "So sehen wir dann, dass wenn in diesem kleinen verbleibenden Zeitintervall, in welchem eine Schwangerschaft noch möglich ist, nicht gleich ein Erfolg eintrifft, Paare den Weg zu einer Kinderwunschklinik auf sich nehmen", erläutert Oberarzt Dr, Norbert Loacker die steigenden Zahlen. 

(VOL.AT)

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