AA

Internationale Würdigungen nach Tod von Papst Benedikt

Auch im Wiener Stephansdom wird dem verstorbenen Papst gedacht.
Auch im Wiener Stephansdom wird dem verstorbenen Papst gedacht. ©APA
Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat am Silvestertag zahlreiche internationale Reaktionen und Würdigungen hervorgerufen.

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich traurig über den Tod des früheren Papstes. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach allen Katholiken ihr Beileid aus.

"Wir erinnern uns an Papst Benedikt als einen demütigen Mann des Gebets und des Studiums", teilte Guterres am Samstag mit. Er sei prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte gewesen.

Mit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 habe Benedikt ein starkes Signal gesetzt, schrieb von der Leyen im Kurznachrichtendienst Twitter.

Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni bezeichnete Benedikt als "Gigant des Glaubens und der Vernunft". "Benedikt war ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: Ein großer Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird", so Meloni, die in einem Schreiben an Papst Franziskus ihre Trauer für den Tod des emeritierten Pontifex ausdrückte.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte den früheren Papst als Verfechter für eine brüderlichere Welt. "Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern, der sich mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat", erklärte Macron am Samstag.

Die Welt verliere "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen", sagte der deutsche Kanzler Olaf Scholz. "Als "deutscher" Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer", schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Benedikt XVI. als Mittler zwischen den Religionen. "Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit", schrieb Steinmeier am Samstag.

In Österreich zeigte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen "tief berührt" vom Ableben Benedikts XVI., der Österreich in besonderer Weise verbunden gewesen sei. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte den Verstorbenen als "bemerkenswerte historische Persönlichkeit" und als "großen Gelehrten schon in jungen Jahren".

"Verteidiger traditioneller christlicher Werte"

Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte den verstorbenen Benedikt XVI. als "Verteidiger traditioneller christlicher Werte". "Benedikt XVI. war eine herausragende religiöse und staatliche Persönlichkeit", erklärte Putin am Samstag in einem vom Kreml veröffentlichten Kondolenzschreiben an Papst Franziskus.

Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, würdigte Benedikt XVI. als "herausragenden Theologen" und Verfechter "traditioneller Werte". "Die unbestreitbare Autorität Benedikts XVI. als bedeutender Theologe ermöglichte es ihm, einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der zwischenchristlichen Zusammenarbeit, zum Zeugnis für Christus in einer säkularisierten Welt und zur Verteidigung der traditionellen moralischen Werte zu leisten", schrieb Patriarch Kyrill in einer Erklärung.

"Einer der größten Theologen seiner Zeit"

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, würdigte Benedikt XVI. als "einen der größten Theologen seiner Zeit". "Er hatte in allen Dingen, nicht zuletzt in seinen Schriften und seinen Predigten, seinen Blick auf Jesus Christus gerichtet, die Verkörperung des unsichtbaren Gottes", so das geistliche Oberhaupt der Church of England in einer Mitteilung am Samstag. Benedikt habe zudem mit seiner Entscheidung zum Rücktritt vom Amt des katholischen Kirchenoberhaupts die "Zerbrechlichkeit des Menschen" anerkannt.

Der britische Premierminister Rishi Sunak zeigte sich "betrübt" über den Tod des emeritierten Papstes. Dessen Besuch im Vereinigten Königreich im Jahr 2010 sei ein "historischer Moment" sowohl für Katholiken als auch für Nicht-Katholiken gewesen, so der konservative Politiker in einer Twitter-Mitteilung.

Indiens Premierminister Narendra Modi zeigte sich am Samstag auf Twitter "traurig über den Tod von Papst Emeritus Benedikt XVI., der sein ganzes Leben der Kirche und den Lehren des Herrn Christus gewidmet hat". Benedikt werde wegen seines reichen Dienstes für die Gesellschaft in Erinnerung bleiben. Modi ist selbst in Trauer um seine Mutter, die am Freitag mit 99 Jahren gestorben war.

"Großer katholischer Denker"

Politiker im stark katholisch geprägten Polen würdigten die Verdienste Benedikts XVI. Die Welt habe "einen der außerordentlichsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts" verloren, schrieb Präsident Andrzej Duda bei Twitter. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki beschrieb den Verstorbenen als einen "großen katholischen Denker, eine geistliche Autorität und einen - wenngleich bescheidenen - Menschen außergewöhnlichen Formats". Ratzinger habe als langjähriger Vorsitzender der Glaubenskongregation eng mit dem aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. zusammengearbeitet. "Vielleicht hatte er deshalb ein besonderes Verhältnis zu unserem Land", sagte Morawiecki der Agentur PAP zufolge.

Irlands Präsident Michael D. Higgins lobte das "unerschütterliche Interesse" Benedikts XVI. am Frieden in Nordirland. Engagement des emeritierten Papsts für den Frieden. "In dieser Zeit der Rückkehr des Kriegs auf unserem Kontinent und in so vielen Teilen der Welt, erinnern wir uns an seine einenden Bemühungen, einen gemeinsamen Weg zur Förderung von Frieden und gutem Willen auf der ganzen Welt zu finden", sagte Higgins einer Mitteilung zufolge.

"Des Heiligen Vaters Trost"

Der künftige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva trauert um den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. "Mit großer Trauer habe ich die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aufgenommen. Wir hatten Gelegenheit, uns bei seinem Besuch in Brasilien 2007 und im Vatikan über sein Engagement für den Glauben und die christlichen Lehren zu unterhalten", schrieb Lula am Samstag auf Twitter über mehreren gemeinsamen Fotos mit Benedikt XVI. "Ich wünsche den Gläubigen und Verehrern des Heiligen Vaters Trost."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte: "Heute ist ein Tag der Trauer, des Abschieds, aber für mich innerlich noch viel mehr der Dankbarkeit und des Respekts vor einem großen Mann der Kirche", sagte der Limburger Bischof am Samstag. Am Samstag am Berliner Reichstagsgebäude die Flaggen auf halbmast gesetzt.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, erklärte, Joseph Ratzinger habe mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die über die katholische Kirche hinaus wirken. Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. hat er in Ökumenefragen das Gemeinsame unterstrichen."

"Einer der streitbarste religiösen Denker"

Die frühere deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat mit großer Trauer auf die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes reagiert. Sie denke voller Dankbarkeit an Begegnungen mit ihm in Rom und in Deutschland zurück, teilte Merkel am Samstag mit. "In dieser Stunde erinnere ich mich jedoch auch ganz besonders an den Menschen Joseph Ratzinger und seine tiefe Verwurzelung in seiner bayerischen Heimat. Zuletzt vor gut zwei Jahren besuchte er sie, um sich von seinem Bruder Georg Ratzinger kurz vor dessen Tod verabschieden zu können", schrieb die Kanzlerin a.D. auf ihrer Internetseite. "Die katholische Kirche, Deutschland und die Welt verlieren mit Benedikt XVI. einen der streitbarsten und bedeutendsten religiösen Denker unserer Zeit."

Tausende Jugendliche aus ganz Europa beteten am Samstagmittag im ostdeutschen Rostock bei einem Treffen der christlichen Gemeinschaft von Taizé für den gestorbenen ehemaligen Papst. "In Taizé verdanken wir ihm viel", sagte der Vorsteher der Gemeinschaft, Frère Alois (Löser), beim Mittagsgebet. Noch bis Sonntag sind 5.000 Jugendliche aus 49 Ländern zum traditionell rund um den Jahreswechsel stattfindenden Europäischen Jugendtreffen von Taizé in Rostock versammelt.

Frère Alois berichtete in einer kurzen Ansprache von jährlichen Treffen mit Benedikt. Es habe eine "tiefe Beziehung" zwischen Benedikt und Taizé gegeben, sagte er der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) laut Kathpress. Nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. und von Taizé-Gründer Frère Roger im Jahr 2005 habe er der Gemeinschaft seine Unterstützung zugesagt. Dafür sei er Benedikt auch persönlich sehr dankbar.

(APA)

  • VOL.AT
  • Welt
  • Internationale Würdigungen nach Tod von Papst Benedikt