Übung zu "realistischem" Blackout in Wien am Dienstag

Den Blackout-Ernstfall spielten am Dienstag Experten aus dem ganzen Land in einer von Forschern geschaffenen virtuellen Umgebung namens "AIT Cyber Range" durch. Für Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) handelt es sich hier um "keine akute Bedrohung, aber die latente Bedrohung ist da".
Übung zu "realistischem" Blackout in Wien am Dienstag durchgeführt
Das Bewusstsein für die gestiegene Wahrscheinlichkeit für derartige Entwicklungen sieht Karner mittlerweile "in der Mitte der Gesellschaft angekommen", wie er zum Start des "Blackout-Planspiel 2022" des Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) vor Journalisten erklärte. Dieses "notwendige Trockentraining" wird bereits seit zehn Jahren durchgeführt. Heuer liegt der Fokus auf den ersten Stunden und den entscheidenden weiteren Entwicklungen bei einem echten Blackout, das sich regionsübergreifend ausbreitet und über längere Zeit anhält.
Vorbereitung auf Blackout von Behörden und Unternehmen
Tatsächlich brauche es mehr Anstrengungen zur Vorbereitung seitens der Wissenschaft, der Behörden oder der Unternehmen, so der Tenor. Als Auslöser fungiert in dem in Wien durchgeführten "Spiel" zwar ein technischer Fehler, es könne aber ebenso gut ein Hackerangriff sein, denn der Bereich "Cybercrime" sei stetig im Wachsen, so der Innenminister: "Wir nehmen diese Aufgabe klar wahr." So habe die Bundesregierung etwa erst kürzlich das Krisensicherheitsgesetz auf den Weg gebracht.
Blackout "mit signifikanter Eintrittswahrscheinlichkeit"
"Wir sind zwar keine Propheten", so Karner, bei einem Blackout über mehrere Stunden bzw. Tage handle es sich aber um ein Ereignis "mit signifikanter Eintrittswahrscheinlichkeit", sagte KSO-Präsident Erwin Hameseder. Die notwendige Einbindung von erneuerbaren Energiequellen bringe auch ein gewisses Risiko für Stabilität des Stromnetzes, dazu kommen drohende Energie-Engpässe oder eben Cyber-Angriffe. Er halte daher "nicht viel von Verharmlosung", man müsse die "Themen zuspitzen", um das Engagement zur Vorbereitung in den Institutionen und der Bevölkerung zu heben, so Hameseder.
Cyber-Planspiel zum Ernstfall Blackout in Wien
Das Planspiel selbst könne als Workshop verstanden werden, in dem Menschen aus diversen Institutionen vor allem die Kommunikation im Krisenfall üben und verbessern können. Die im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelte Plattform "Cyber Range" könne den Experten vor allem vor Augen führen, was die von ihnen gesetzten Maßnahmen unter bestimmten Umständen bewirken. Diese Simulationsumgebung sei heuer zum zweiten Mal im Einsatz, erklärte der Leiter des Zentrums für "Digital Safety & Security" des Austrian Institute of Technology (AIT), Helmut Leopold.
Abgebildet wird bei der Übung die gesamte Energie-Infrastruktur
Das System sei "einzigartig". Abgebildet werden zum Beispiel Energie-Knotenpunkte wie Kraftwerke und in der Folge die gesamte Energie-Infrastruktur Österreichs. Wie sich dann etwa ein Ausfall auf Schulen oder große Logistikunternehmen, die Lebensmittellieferungen durchführen, auswirken, lasse sich durchspielen, ohne dass jemand zu Schaden kommt.
Energie-Infrastruktur stößt auf immer vielfältigeres System
Wie die Akteure und Infrastrukturen im immer vielfältiger werdenden Gesamtsystem letztlich zusammenspielen, versuche die Forschung mit immer neuen Methoden aufzulösen, sagte Leopold. Man müsse lernen, mit mehr Komplexität umzugehen, und zu "sehen, was man übersehen hat". Das Modell zeige jedenfalls sofort die Wirkung von Handlungen auf verschiedenen Ebenen (Kaskadeneffekte). Das sei hierzulande in dieser Form noch nie geübt worden.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.